Wo der Kaiser flanierte: Winterspaziergang im Ostseebad Heringsdorf

Die Seebrücke Heringsdorf gilt mit ihren 508 Metern als die längste in Kontinentaleuropa. | Foto: Michael Vogt
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  • Die Seebrücke Heringsdorf gilt mit ihren 508 Metern als die längste in Kontinentaleuropa.
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In klirrender Kälte liegt die Ostsee oft still wie ein See. Eiszapfen hängen unter der längsten Seebrücke Kontinentaleuropas, im fahlen Licht heben sich die Silhouetten der Hotels vom Winterhimmel ab.

Spaziergänger in Heringsdorf haben jetzt die Wahl: Manche schlendern am Strand nach Ahlbeck oder Bansin, um sich zwischendurch an einer die vielen Feuerstellen an den Strandaufgängen mit dampfendem Glühwein, Punsch oder heißem Sanddornsaft aufzuwärmen. Andere wählen geschichtsträchtigere Wege, zum Beispiel über die Promenade oder die mondäne Dellbrückstraße.

Hier stehen viele der drei Dutzend hiesigen Gründerzeitvillen, deren Stilelemente vom Klassizismus und Neobarock bis zum Jugendstil reichen. Ihre Erbauer, reiche Industrielle und Bankiers wie Staudt, Oppenheim oder die Dellbrücks folgten im 19. Jahrhundert der preußischen Königsfamilie, die Usedom bevorzugt besuchte. Aus dem kleinen Fischerdorf wurde also bald ein „Kaiserbad“, wo sich fortan Aristokraten, Industrielle und Künstler die Klinke in die Hand gaben.

Schon Fontane, Tolstoi, Feininger, Gorki oder die Brüder Mann genossen im „Nizza der Ostsee“ die Seeluft. Und Kaiser Wilhelm II. verursachte zwischen 1909 und 1912 mit seinen legendären Tee-Besuchen in der Villa Miramar regelmäßig Menschenaufläufe. Die gibt es auch heute noch, wenn auch weniger durch Prominente verursacht. Besonders um die Jahreswende ziehen der Markt „Zauberhafte Winterwelt“, die benachbarte Eisbahn oder die vielen Geschäfte und Restaurants in und um die Seebrücke Besucher magisch an. Wo einst der Kaiser flanierte, lässt sich somit wunderbar das alte Jahr beschließen und das neue begrüßen…

Günstig ist die Fahrt mit dem Ostseeticket. Von Gesundbrunnen starten täglich mehrmals Regionalbahnen und Intercitys in Richtung Stralsund. In Züssow in die Usedomer Bäderbahn nach Heringsdorf umsteigen (Fahrzeit gute vier Stunden). Schneller geht es mit dem Pkw über die A11 und A20 zur Ausfahrt Pasewalk-Süd, dort weiter auf der B109, ab Anklam auf der B110 nach Usedom fahren.

Kontakt: Tourist-Information Heringsdorf, Kulmstraße 33, 17424 Heringsdorf,
038378-24 51 sowie  www.kaiserbaeder-auf-usedom.de.
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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