Der „Bauch von Berlin“: Gut 110 Jahre wurden an der Eldenaer Straße Fleisch und Wurst produziert

Dieses Bild entstand 1926 bei einer Mastviehausstellung auf dem Schlachthof. | Foto: Museum Pankow
5Bilder
  • Dieses Bild entstand 1926 bei einer Mastviehausstellung auf dem Schlachthof.
  • Foto: Museum Pankow
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Der Central-Vieh- und Schlachthof an der Eldenaer Straße wurde einst als „Bauch von Berlin“ bezeichnet. Heute sieht man auf dem weitläufigen Gelände nicht mehr viel von den einstigen Auktions-, Schlacht- und Markthallen.

In den vergangen 20 Jahren entstanden dort Hunderte Wohnungen sowie Gewerbeflächen, Kitas, eine Sporthalle und Parks. Vor allem an der Landsberger Allee vermitteln die unter Denkmalschutz stehenden Schlachthofhallen noch einen Eindruck von der Architektur, die einst das Areal dominierte. Vor 135 Jahren, also 1883, wurde der Central-Vieh- und Schlachthof fertiggestellt. Seine Entstehung ist mit dem Namen Rudolf Virchow verbunden. Der berühmte Mediziner kritisierte seinerzeit die mangelnde Hygiene bei der Fleischerzeugung und schlug bereits 1864 vor, ein von der Stadt Berlin betriebenes öffentliches Schlachthaus einzurichten. Mit ihm sollte die Qualität der Fleischversorgung für die wachsende Millionenmetropole verbessert werden.

Angesichts der Kosten dauerte es aber noch bis 1876, ehe die Idee in die Tat umgesetzt wurde. Nach den Vorstellungen von Virchow und nach Entwürfen von Stadtbaurat Hermann Blankenstein wurde mit dem Bau. Offizielle Einweihung des Schlachthofs war dann zwar 1881, aber erst zwei Jahre später waren alle Gebäude tatsächlich fertiggestellt.

Der Schlachthof war gut 110 Jahre in Betrieb. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde er immer wieder erweitert. Er wuchs auf etwa 50 Hektar zu einer „Stadt in der Stadt“ an. Den Krieg überstanden aber nur 20 Prozent der Gebäude.

Zu DDR-Zeiten wurde das Areal weiter als Schlachthof genutzt und neue Gebäude errichtet. Zum VEB Fleischkombinat Berlin gehörend, arbeiteten dort bis zu 2700 Beschäftigte. Anfang der 90er-Jahre kam das Aus für den Großbetrieb. Erhalten blieben nur wenige historische Gebäude. Etliche Ställe, Verkaufshallen und Schlachthäuser wurden abgerissen. Einige alte Gebäude sind aber auch saniert und einer neuen Nutzung zugeführt worden. Und Anfang der 90er-Jahre, als Berlin noch vom Zuschlag für die Olympischen Spiele 2000 träumte, gab es sogar die Idee, auf dem Gelände das Olympische Mediendorf zu errichten.

Obwohl diese Pläne scheiterten, entstand in den zurückliegenden Jahren auf dem Gelände ein neuer Stadtteil Vor 25 Jahren wurde der Alte Schlachthof als „Städtebauliches Entwicklungsgebiet“ deklariert. Die eigens gegründete SES Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße schuf bis 2003 die Infrastruktur für die geplante Wohn- und Gewerbebebauung. 2008 wurde der Status Entwicklungsgebiet wieder aufgehoben. Große Teile des Schlachthofs waren inzwischen bebaut.

Derzeit werden die alten Hallen an der Landsberger Allee auf Vordermann gebracht. Noch nicht bekannt ist, wie ein Neubau, den ein Investor seit Längerem neben den denkmalgeschützten Hallen plant, aussehen wird. Das ursprünglich projektierte und von Anwohnern scharf kritisierte Kongress- und Shopping-Center soll es allerdings nicht geben. Der Investor plane jetzt ein Bauwerk mit Einkaufsflächen im Erdgeschoss und Büros in den Obergeschossen, heißt es aus dem Bezirksamt. An den alten Hallen stehen derzeit Baugerüste. Die Bausubstanz soll gesichert werden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

90 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 407× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.012× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 612× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.