Die Mietergenossenschaft Selbstbau e. G. baut die Sredzkistraße 44 um

Peter Weber und Jeanette Albrecht sind die Vorstände der Mietergenossenschaft Selbstbau e. G. | Foto: Bernd Wähner
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Prenzlauer Berg. Die Selbstbau e. G. ist die älteste Mietergenossenschaft im Ostteil der Stadt. Ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung beginnt sie jetzt noch einmal eine Haussanierung.

Die Fassade des Hauses in der Sredzkistraße 44 sieht wie ein Flickenteppich aus. Balkone wurden wegen Baufälligkeit abgerissen. Alle Rollläden der Gewerberäume im Erdgeschoss sind heruntergelassen und beschmiert. Im Haus sieht es nicht viel besser aus. Die Klos der Wohnungen liegen eine halbe Treppe tiefer. In den Küchen stehen alte Kochmaschinen. Und in den Fluren bröckelt die Farbe von den Wänden. Den morbiden Charme dieses Hauses hatte Anfang der 90er-Jahre der ganze Kiez Kollwitzplatz. Inzwischen sind fast alle Häuser schick saniert. Die Mieten stiegen immens.

Zurück im alten Kiez

Das Haus Sredzkistraße 44 ist noch eines der wenigen unsanierten Häuser. Es gehört der Gewobag. „Wir konnten mit die Wohnungsbaugesellschaft einen Erbbauvertrag für dieses Haus abschließen“, sagt Peter Weber. Er ist gemeinsam mit Jeanette Albrecht Vorstand der Selbstbau e. G. „Offen gestanden hatten wir nicht gedacht, dass wir noch einmal in dem Kiez, in dem für uns alles begann, ein Haus sanieren“, gesteht Weber.

Die Geschichte der Genossenschaft reicht bis in die 80er-Jahre zurück. Seinerzeit mehrten sich die Gerüchte, dass entlang der Rykestraße alle Altbauten abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollen. Die Bewohner wehrten sich massiv gegen diese Pläne. Mit Erfolg. Die Häuser wurden nicht angefasst. In den beiden benachbarten Häusern Rykestraße 13 und 14 wohnten mehrere Aktivisten dieser Bürgerinitiative. Ihnen war damals klar, dass die dringend notwendige Sanierung der Häuser auf absehbare Zeit nicht stattfinden wird, wenn sie sich nicht selbst darum kümmern.

Ökologisch und sozialverträglich

Deshalb gründeten sie vor 25 Jahren eine Mietergenossenschaft, um die Sanierung selbst in die Hand zu nehmen. Die Häuser sollten ökologisch und sozialverträglich erneuert werden. Umgesetzt werden konnte das Vorhaben ab 1990 mit Geld aus dem Förderprogramm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ des Senats. Weil sie von Anfang an nicht gewinnorientiert war, konnte die Genossenschaft in ihren Häusern, die sie sanierte, sozialverträgliche Mieten garantieren.

Nach dem Erfolg des ersten Bauprojektes begann man, Mieter in anderen Häusern zu unterstützen. Inzwischen sind es 23 Wohnprojekte, die von der Genossenschaft saniert wurden und verwaltet werden. Dazu zählen beispielsweise die Winsstraße 60, die Stargarder Straße 52 und die Oderberger Straße 50.

„Mit unserem neuesten Projekt schließt sich der Kreis“, sagt Peter Weber. „Denn wir sind wieder im Kiez Kollwitzplatz angekommen.“ Dort wird die Selbstbau e. G. ein ganz besonderes Vorhaben in der Sredzkistraße 44 umsetzen. Mit Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird das Gebäude in einem Modellprojekt zu einem Haus für altersgerechtes Wohnen umgebaut.

Als besonderen Gast zum Baustart konnten die Genossenschaftler Gunther Adler (SPD) begrüßen. Der Staatssekretär im Bundesbauministerium lobte die Geschichte und die Projekte der Selbstbau e. G. als beispielhaft. Was die Mitglieder leisteten, kann der aus Leipzig stammende Politiker aus eigener Erfahrung beurteilen. Er war in seiner Heimatstadt auch mit Selbsthilfe am Bau beschäftigt. BW

Weitere Informationen zur Selbstbau e. G. gibt es im Internet auf www.selbstbau-genossenschaft.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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