Früherer Lagerkeller wird für Werkstätten und Büros umgebaut
"Dieses markante Eckgebäude wurde 1885 als oberirdischer Lagerkeller der damaligen Königstadtbrauerei errichtet", sagt Architekt Stefan Klinkenberg. "Das dreischiffige Gebäude mit den Tonnendächern aus Wellblech, damals der modernste Baustoff, spiegelt die Struktur der darunter liegenden Lagerkeller wider. Die Sanierung des Gebäudes und der Umbau unter Erhalt der denkmalgeschützten Struktur stellen für uns eine besondere Herausforderung dar." Aber Stefan Klinkenberg hat inzwischen viel Erfahrung mit der denkmalgeschützten Bausubstanz der früheren Königstadtbrauerei. Seit Jahren plant er mit seinem Büro den Umbau der einzelnen Gebäude auf dem Gewerbehof. Das Haus A haben sich die Genossenschaftsmitglieder und der Architekt aber nicht umsonst für das Ende der Sanierungsarbeiten aufgehoben. Es ist das komplizierteste und finanziell aufwendigste Vorhaben.
Nach seiner Nutzung als Lagerkeller war das Gebäude unter anderem von der Fahrbereitschaft des Berliner Magistrats in Beschlag worden. Später fanden in ihm Messen und Veranstaltungen statt. Auch Gewerbebetrieben ließen sich hier nieder. Seit einigen Monaten sind dort aber Bauleute damit beschäftigt, das neue Raumkonzept für das Innere des Gebäudes umzusetzen und das alte Mauerwerk zu sanieren. Mit einer Grundfläche von 30 mal 40 Metern sowie über 3000 Quadratmetern Nutzfläche ist das Haus A das größte Gebäude auf dem Gelände der früheren Königstadtbrauerei. Mit dem Umbau entsteht dort neuer Raum für Werkstätten und Büros. Alle Räume sind bereits komplett vermietet.
Unter anderem wird der Filmemacher Wim Wenders mit seiner Produktionsfirma "Neue Road Movies" einziehen. Ein weiterer Mieter ist die Firma Archimedes Exhibition GmbH. Sie wird große Ausstellungen für die Bereiche Medizin, Technik und Wissenschaft organisieren.
Die Königstadtbrauerei, die inzwischen zum größten innerstädtischen Gewerbehof Berlins entwickelt wurde, gehörte bis zu ihrem Niedergang 1921 zum "Brauereigürtel" von Prenzlauer Berg. Später siedelten sich dort Gewerbebetriebe an. Anfang der 90er-Jahre gab es etwa 30 Betriebe. "Aber dann wurden etliche Restitutionsanträge für die Brauerei gestellt. Nach und nach sank die Zahl der Firmen auf nur noch zwölf", erinnert sich der der Ehren-Vorstand der heutigen Genossenschaft Klaus Lemmnitz. "Wir überlegten, wie wir den Gewerbestandort erhalten könnten. 1994 entschlossen wir uns, eine Genossenschaft zu gründen."
Anfang des Jahrtausends schrieb der Liegenschaftsfonds die heruntergekommene Immobilie zum Verkauf aus. Die Genossenschaft konnte sich 2003 in einem Bieterverfahren durchsetzen. Mit der Berliner Volksbank gewann sie einen zuverlässigen Finanzierungspartner. Mit diesem ging sie die Sanierung und den Umbau der alten Brauereigebäude an. Vor zehn Jahren begannen erste Baumaßnahmen. Inzwischen sind vier große Gebäude saniert. Bislang haben die Genossenschaft und die ansässigen Firmen über zehn Millionen Euro in den Ausbau des Gewerbehofs investiert. 45 Firmen mit über 400 Mitarbeitern sind zurzeit auf dem Gewerbehof tätig. Die Bandbreite reicht vom Handwerksbetrieb über den Kultur- und Mediendienstleister bis hin zum Ingenieurbüro.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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