"Es drohen Probleme"
Kritik an Plänen für neue Tramhaltestelle am S-Bahnhof Greifswalder Straße
Am S-Bahnhof Greifswalder Straße soll, wie berichtet, die Straßenbahnhaltestelle umgebaut werden – mit direktem Anschluss ans Wohnquartier Ernst-Thälmann-Park. Der Fußgängertunnel wird dicht gemacht. Stattdessen soll ein neuer Überweg her. Doch erleichtert der wirklich das Umsteigen? So mancher ist da skeptisch.
Der S-Bahnhof Greifswalder Straße gehört zu Berlins großen Knotenpunkten. An die 40 000 Leute steigen hier täglich zwischen der Tram M 4 und der S-Bahn um. Doch die Anlagen sind veraltet, die Wege lang und der Fußgängertunnel sanierungsbedürftig. Seit sieben Jahren wird deshalb diskutiert, wie das Umsteigen attraktiver werden könnte.
Umbau der Brücke wäre zu teuer
Ein direkter Übergang von der Straßenbahn mit Treppen hoch zur S-Bahn wurde verworfen, weil der Bahnsteig dafür ungeeignet ist und der Umbau der Bahnbrücke zu teuer wäre. Auf Vorschlag des Berliner Fahrgastverbandes IGEB soll die Tram-Haltestelle nun gut 30 Meter stadteinwärts unter die S-Bahnbrücke versetzt werden. Das hat den Vorteil, dass sie vom Wohngebiet Ernst-Thälmann-Park leichter zu erreichen ist. Dazu soll es einen zehn Meter breiten Fußgängerübergang direkt vom Bahnhofsausgang (Vorhalle) zur Straßenbahnhaltestelle geben. Der Tunnel sollte zunächst erhalten bleiben. Inzwischen aber ist klar: Er wird verfüllt und geschlossen. Denn um ihn zu sanieren, müsste der Tunnel laut Senat komplett freigelegt und die Greifswalder Straße für Autos und Tram gesperrt werden. Die von der BVG beauftragte Machbarkeitsstudie sieht darum eine Umbaulösung ohne Übergangstunnel vor. Bereits 2019 sollte gebaut werden. Doch, wie berichtet, rechnen Senat und BVG frühestens 2023 mit dem Baustart, da die Prüfungen noch nicht abgeschlossen sind. Zuletzt hieß es: „Die Entwurfsplanung, die Verkehrsplanung sowie die Verwaltungsvereinbarung zwischen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der BVG zum Umbau der Tramhaltestelle und zur Tunnelschließung befinden sich derzeit im Abstimmungsprozess.“ 18 Monate soll der Umbau dauern und zwei Millionen Euro kosten – davon rund 610 000 Euro für das Dichtmachen des alten Fußgängertunnels.
Tunnel muss offen bleiben
Einer, der die Tunnelschließung für einen Fehler hält, ist Tino Schopf. Der SPD-Abgeordnete hakt darum hartnäckig bei der Senatsverkehrsverwaltung nach. Mittlerweile aber sei er mit seinem Latein sprichwörtlich am Ende, sagt Schopf. „Denn der Senat zeigt sich weiter uneinsichtig angesichts der drohenden Probleme.“ Und die haben für Tino Schopf mit besagter Tunnelschließung zu tun. Nun ist der Tunnel nicht gerade komfortabel und auch nicht barrierefrei. Doch wer hier häufig umsteigt, weiß ihn zu schätzen. Auf dem Fußmarsch zur nächsten Bahn ist er der schnellste und sicherste Umsteigeweg. „Und deshalb wird er auch stark genutzt, anders als der Senat es behauptet“, sagt Schopf. Ziel müsse deshalb sein, ihn zu erhalten. „Am Bahnhof Schönhauser Allee funktioniert das mit dem Tunnel ja auch.“
Auf die Unterführung verzichten will auch Eckhard Lange nicht. Der Anwohner passiert ihn auf seinem Arbeitsweg täglich, wenn er von der Straßenbahn kommt und hoch zur S-Bahn Richtung Charlottenburg will. Lange könnte statt des Tunnels die Kreuzung Greifswalder, Storkower und Grellstraße nehmen. Doch wegen der Ampel dauert ihm dieser Weg zu lange.
Gefährlich für Fußgänger
Nächster Kritikpunkt ist der geplante neue Fußgängerüberweg. Hier seien die Planungsentwürfe wenig durchdacht, meinen Schopf und Lange. Zum einen verlängere sich mit dem Verlegen der Haltestelle unter die Brücke der Weg für die Umsteiger. Zum anderen würden viele ihre Anschlüsse verpassen, weil sie am Überweg an Ampeln warten müssten, bevor sie die Greifswalder Straße und die Gleise überqueren können. „Zeigen die Ampeln nicht gleichzeitig Grün, fährt den Leuten die Straßenbahn vor der Nase weg“, befürchtet Tino Schopf. Außerdem könne es gefährlich werden. „Wer ungeduldig ist, rennt vielleicht einfach los.“ Und es droht noch ein Problem: der Rückstau der wartenden Fahrgäste auf der Fußgängerfurt. „Wenn hier täglich 40 000 Menschen rüber müssen, sind Unfälle programmiert“, sagt Eckhard Lange.
Tino Schopf will jetzt eine Unterschriftenaktion starten. Damit Senat und BVG ihre Pläne überdenken. „Denn eine Bürgerbeteiligung hat es hier nicht gegeben.“
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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