Abitur im Jahr des Mauerbaus: Neue Ausstellung porträtiert sechs Schüler
Prenzlauer Berg. Der Abiturjahrgang 1961 ist ein besonderer. Das behauptet zumindest die neue Ausstellung "Klassentreffen" im Museum Pankow. Sie widmet sich den Lebenswegen von Schülern der Käthe-Kollwitz-Oberschule.
Die einen zog es in den Tagen des Mauerbaus gen Westen, die anderen blieben im Ostteil Berlins. Obwohl sie durch die Mauer getrennt waren, standen die 24 Klassenkameraden aber immer in Kontakt. Noch heute veranstalten sie regelmäßig Klassentreffen.
Auf die Idee, eine Ausstellung über die einstige Abiturklasse zu initiieren, kam Museumsleiter Bernt Roder auf einer Geschichtsfahrt. „Zwei der Mitreisenden unterhielten sich darüber, dass sie 1961 ihr Abitur an der früheren Käthe-Kollwitz-Oberschule an der Pasteurstraße machten“, sagt Roder. Sie hatten sehr unterschiedliche, äußerst interessante Biografien. Der Museumsleiter konzipierte ein Projekt. „Ich wollte Jung und Alt zusammenbringen. Darum nahm ich Kontakt zum heutigen Käthe-Kollwitz-Gymnasium auf.“ Eine zehnte Klasse erklärte sich bereit, unter Projektleitung von Bettina Tacke vom Geschichtsverein Nord-Ost mit den Abiturienten von 1961 Interviews zu führen, Filme zu drehen und eine Ausstellung mitzugestalten.
„Erstaunlich war für mich, dass die heutige Schülergeneration mit den Schülern von einst ganz spontan und ohne Berührungsängste ins Gespräch kam“, sagt Roder. Es gab aber auch Kontroversen zwischen den einstigen Schülern und den Ausstellungsmachern, so der Museumsleiter. Die betrafen vor allem die Bewertung des Vereinigungsprozesses beider deutscher Staaten. Mancher machte dann doch einen Rückzieher und wollte sich nicht mehr für die Ausstellung porträtieren lassen.
In der Ausstellung sind nun beispielhaft sechs sehr aufschlussreiche Biografien von Schülern des Jahrgangs 1961 zu sehen – in Wort und Bild. Alle Porträtierten sind inzwischen um die 70 Jahre alt. Einer von ihnen ist Lutz Binneboese. Noch während der Schulzeit gründete er mit Mitschülern seine erste Band. Der Musik blieb der Trompeter sein Leben lang treu. Als Papa Binnes Jazz Band erlangte seine Gruppe Kultstatus.
Nach dem Abitur arbeitete Binneboese zunächst in der Druckerei Neues Deutschland. Die delegierte ihn zum Maschinenbaustudium. Neben dem Studium war er mit seiner Band viel unterwegs. Ab 1967 arbeitete er dann als Ingenieur in der ND-Druckerei, war aber oft wegen Tourneen freigestellt. Seit seinem Ruhestand 2006 ist er wieder viel mit seiner Band auf Tour. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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