„DerHexer“ ist Wikimedia-Preisträger
Community-Urgestein Martin Rulsch erhielt den diesjährigen Preis "Wikimedia Laureate"
Er gilt als dienstältester Wikimedia-Verwalter und ist seit 2005 in der deutschsprachigen Wikipedia aktiv: Martin Rulsch alias „DerHexer“. Kürzlich wurde der gebürtige Berliner zum Gewinner der internationalen Auszeichnung „Wikimedia Laureate“ (Wikimedia-Preisträger) für sein langjähriges Engagement geehrt. Überreicht wurde ihm der Preis vom Wikipedia-Gründer Jimmy Wales auf der Wikipedia- Konferenz Wikimania im August in Katowice.
„Den Spitznamen ‚DerHexer‘ habe ich mir als Benutzernamen schon zu Schulzeiten zugelegt, als ich auf ein Buch meines Vaters von Edgar Wallace gestoßen bin“, erinnert sich Martin Rulsch. „Meinen erster Kontakt mit Wikipedia hatte ich 2005 und habe gleich darauf meinen ersten Beitrag im Musikbereich verfasst.“ Nachdem Martin Rulsch bemerkte, dass manchen Beiträgen auch viel Unsinn hinzugefügt wurde, war der Drang zur Richtigstellung für ihn die Motivation, tiefer in die Wikipedia-Community einzusteigen. „Somit wurde ich recht früh zum Wikimedia-Vereinsmitglied und dann zum Administrator der deutschsprachigen Wikipedia.“
Gleichzeitig befasste sich „Der Hexer“ mit verschiedensten Wikimedia-Projekten und wurde schließlich 2007 zum Steward gewählt – eine Funktion, die er bis heute innehat. „Es gibt 33 globale Stewards, die jährlich gewählt werden und projektübergreifend zahlreiche Berechtigungen und vollständigen Zugriff auf die Wiki-Benutzeroberfläche aller öffentlichen Wikimedia-Wikis haben“, erklärt Martin Rulsch. Das ist nicht wenig: Allein in der deutschsprachigen Wikipedia finden sich derzeit rund drei Millionen Beiträge, rund fünf Millionen thematische Diskussionsrunden und circa 170 Administratoren.
Für Martin Rulsch bleibt bei all seinen Aufgaben und ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Wikimedia-Community ein Hauptanliegen die Vandalismusbekämpfung: „Wir haben es mit teils schwerwiegenden Aktivitäten wie Passwort-Hacks, Verletzungen der Persönlichkeit oder des Urheberrechts, missbräuchliche Texte und Bilder zu tun. Im Übrigen wird in den Beiträgen oft um die Wahrheit gestritten. Eine der Aufgaben der Administratoren ist es, diesen ‚Edit War‘ zu unterbrechen, neutral zu bleiben, auf die Einhaltung der Regeln zu achten und die Menschen an den Diskussionstisch zu bringen, um letztlich zu einem Kompromiss gelangen. Das kann auch mal mehrere Jahre dauern, zum Beispiel bei der Frage, ob es nun amerikanischer Schauspieler oder US-amerikanischer Schauspieler heißen sollte.“
Weiße Flecken in Wikipedia
Und gibt es noch weiße Flecken in der Wikipedia? Das hänge vom Thema, Interesse und Engagement der Menschen ab, so Rulsch. So fehlen zum Beispiel noch Einträge zu rund drei Millionen Lebensformen. Andererseits gebe es Autoren, die ganze Länder adoptiert hätten. „Zu Ost-Timor wurden bereits rund 5000 Beiträge eingestellt und auch zu Grönland wird enorm viel geschrieben“, sagt Rulsch. Die Zukunft der Wikipedia sieht er derweil durchaus positiv – trotz zunehmendem Einfluss von alternativen Programmen, künstlicher Intelligenz und dem Trend zu Kurzantworten. „Solange Leute Bücher lesen, werden sie sich engagieren und die Wikipedia Grundlage vieler anderer Programme und Plattformen bleiben.“
Von Hause aus Altphilologe schreibt Martin Rulsch nach wie vor Beiträge zu seinem Spezialgebiet, aber auch zu anderen Themen. Inzwischen hat er sein Hobby zum Beruf gemacht, ist hauptamtlich Referent für Kommunikation, Movement und Community und trägt so maßgeblich zur strategischen Weiterentwicklung des Vereins bei. Sein Credo ist letztlich ein sehr menschliches: „Für mich steht bei Wikipedia viel mehr das Soziale im Vordergrund als die Enzyklopädie. Und der Mensch ist das Maß aller Dinge, wie schon Protagoras bemerkte.“
Und so lebt Wikipedia nicht nur von Spenden sondern in erster Linie von Engagement. Wer an einer Mitarbeit interessiert ist, findet alle Informationen dazu im Internet unter www.wikimedia.de/wikipedia-unterstuetzen/mitmachen/. Wer direkten Kontakt sucht, ist in der Berliner Wikimedia-Zentrale am Tempelhofer Ufer 23-24 oder im WikiBär in der Köpenicker Straße 45 willkommen.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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