Ehrenamtliche geben die Kurt-Tucholsky-Bibliothek an den Bezirk „zurück“
Die Kurt-Tucholsky-Bibliothek ist wieder eibe kommunale Bibliothek. Die Vorsitzende des Trägervereins der Bibliothek, Angie Leichtenberger, übergab als Zeichen dafür den symbolischen Schlüssel für die Bibliothek an Pankows Bürgermeister Sören Benn (Die Linke).
Dass eine ehrenamtlich betriebene Bibliothek wieder in den Regelbetrieb des Bibliotheksfachbereichs des Bezirksamtes übernommen wird, ist in Berlin bisher einmalig. Möglich wird dieser Trägerwechsel vom Verein Pro Kiez Bötzowviertel an das Bezirksamt, weil dieses im neuen Haushalt Personalmittel für die Stelle einer hauptamtlichen Bibliotheksleiterin einstellte. Diese wird von zwei Praktikanten sowie Auszubildenden unterstützt. Weiterhin stehen ihr Ehrenamtliche zur Seite, die den Bibliotheksbetrieb in den vergangenen zehn Jahren in ihrer Freizeit aufrecht erhielten.
Ende 2007 wurde die Bibliothek in der Esmarchstraße 18 geschlossen. Seinerzeit musste Personal eingespart werden. Pankow hatte ein riesiges Haushaltsdefizit. Für die Bibliothek standen dem Bezirksamt keine Mitarbeiter mehr zur Verfügung. Engagierte Bürger wollten das nicht hinnehmen. Sie besetzten die Bibliotheksräume und gründeten vor zehn Jahren den Bürgerverein Pro Kiez Bötzowviertel. Der Verein verhandelte mit dem Bezirksamt. Die Lösung: Ehrenamtliche übernahmen den Betrieb. Am 18. Juni 2008 wurde die Kiezbibliothek unter ehrenamtlicher Federführung wiedereröffnet.
Die Kurt-Tucholsky-Bibliothek blieb eine feste Größe im Kiez. Sie verfügt derzeit über annähernd 25 000 Medieneinheiten. Ehrenamtliche sicherten die Öffnungszeiten und die Ausleihe, organisierten Veranstaltungen der Leseförderung für Kinder sowie zahlreiche Lesungen.
Geleitet wurde die Bibliothek viele Jahre ehrenamtlich von Uta Egerer. Diese übergab diese Aufgabe nun an die neue hauptamtliche Leiterin Lia Maczey. Diesen Wechsel in der Trägerschaft wertet Klaus Lemmnitz von Pro Kiez Bötzowviertel als schönen Erfolg. Weil die ehrenamtlich geführte Bibliothek so gut lief, meinten einige Politiker, dass das durchaus ein Modell für die Zukunft wäre. „Dem haben wir immer vehement widersprochen“, sagt Lemmnitz. „Unsere Position ist: Eine moderne Bibliothek muss von fachlich ausgebildeten Hauptamtlichen geführt werden.“
Das sieht auch Danilo Vetter so. Er ist der Leiter des Fachbereichs Stadtbibliothek beim Pankower Bezirksamt. Bibliotheken befinden sich nämlich in einem stetigen Wandel. Das liegt vor allem an der sich immer weiter verändernden Mediennutzung. Ausleihen kann man in Bibliotheken künftig noch mehr Dinge, die diese moderne Mediennutzung unterstützen, die man aber nicht unbedingt selbst zu Hause haben muss. Für die Beratung der Nutzer braucht es dann mehr denn je Fachleute.
Außerdem werden sich die Bibliotheken noch mehr zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt entwickeln. Das war die Kurt-Tucholsky-Bibliothek schon in den vergangenen Jahren. „Sie wurde zehn Jahre lang ehrenamtlich auf hohem Niveau geführt“, lobt Danilo Vetter.
Bürgermeister Sören Benn freut sich, dass die Einrichtung wieder ins Netz der Stadtbibliothek übernommen wird. „Mein Dank gilt vor allem den Ehrenamtlichen“, sagt er. Er weist aber auch darauf hin: „Die Personalmittel haben wir zwar jetzt im Haushalt, aber noch müssen wir uns um weitere Sachmittel kümmern. Hier ist noch einiges an Inventar und Ausstattung zu beschaffen.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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