Die mit dem gelben Koffer
Ehrenamtliche tragen das Projekt „Zauberhafte Physik“ in Berliner Grundschulen

Gebhard von Oppen, Hochschulprofessor a.D. begeistert im Projekt „Zauberhafte Physik“ Grundschulkinder für physikalische Phänomene.  | Foto: Michael Vogt
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Tatsächlich – die Büroklammer schwimmt auf dem Wasser! Auf die Oberflächenspannung ist eben Verlass. Die fünf älteren Herren beobachten mit sichtlicher Begeisterung das Erstaunen der Kinder über das physikalische Phänomen im NaWi-Raum der Steglitzer Mercator–Grundschule.

Sie sind ehrenamtliche Physikpaten der Bürgerstiftung Berlin. Im Rahmen des Projekts „Zauberhafte Physik“ kommen sie allwöchentlich in die Schule im Süden Berlins und möchten mit anschaulichen Experimenten den Dritt- und Viertklässlern Faszination für Physik vermitteln. Ihr auffälliges Gepäck ist zugleich ihr Markenzeichen – ein gelber Koffer mit Zubehör für verschiedenste Versuchsanordnungen.

„Heute ist es der Wasserkoffer, denn auf dem Programm stehen die Eigenschaften von Wasser und die verschiedenen Aggregatzustände“, erklärt Klaus Schultze und fügt hinzu: „Es gibt auch noch den Luft-, Kraft-, Rollen-, Hebel und Elektrizitätskoffer.“ Der Ingenieur im Ruhestand, früher im Vertrieb von Elektrolokomotiven tätig, ist seit 2011 Teil des mittlerweile perfekt eingespielten Teams und kann sich noch gut daran erinnern, wie er zum Projekt kam: „Eine damalige Kollegin hat ihren Enkeln am Küchentisch ein Experiment vorgeführt, um ein Naturphänomen zu erklären – die Begeisterung der Kleinen hat mich so sehr beeindruckt, dass ich das auch machen wollte.“

Fragen kommen aus dem Alltag

Wie er sind auch seine Mitstreiter im „Unruhestand“, kommen aus Ingenieurs- oder Lehrberufen, auch ein Hochschulprofessor für Physik ist dabei. Die Vorführstunden der Physikpaten werden mit der Schulleitung gemäß Lehrplan thematisch abgestimmt. In der Konzeption und dem Ablauf der Stunden sind die fünf „Zauberer“ allerdings sehr frei, wie Martin Checka, Diplomingenieur a.D., betont: „Wir haben das Privileg, uns außerhalb des normalen Unterrichts zu bewegen, ohne Leistungskontrollen und Prüfungen. Bei uns stehen die Freude und der Spaß am Experimentieren im Vordergrund.“ Teamleiter Dieter Weber, Physiker und auch nach seiner Berentung noch beruflich aktiv, ergänzt: „Es geht darum, ganz bewusst zu beobachten und für das Gesehene Erklärungen zu finden.“

Zum Thema Wasser führt heute Gebhard von Oppen die Moderation durch. Der emeritierte Hochschulprofessor stellt zu Alltagsdingen wie Wasserkochern, nassen Geschirrtüchern oder Eiswürfeln Fragen, die den Kindern zu denken geben. Anschließend werden die Experimente in kleinen Gruppen nachgestellt. Keine einseitige Sache, wie Martin Checka erklärt: „Wir lernen selbst auch dazu, nämlich komplexe Sachverhalte kindgerecht aufzubereiten. Und kleine Dankesgeschenke der Kinder zeigen uns, dass wir das nicht schlecht machen.“

Ausbau geplant, Unterstützung gesucht

Allerdings sei das Lichterfelder Team auch sehr gut besetzt. „In anderen Stadtbezirken sieht es personell deutlich schlechter aus, da sind zuweilen nur drei Ehrenamtliche pro Team am Start, sagt Teamleiter Weber.“ Momentan sind berlinweit 85 Physikpaten in 11 Teams aktiv, jedoch übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Denn der Erfolg des Projekts hat sich längst herumgesprochen, die Warteliste von interessierten Schulen ist lang. Ehrenamtliche Helfer werden also dringend gesucht, konkret geplant ist derzeit zum Beispiel der Aufbau eines Teams in Lichtenberg.

Interessierte können sich direkt an die Bürgerstiftung wenden, wobei ein Ingenieursberuf keinesfalls Voraussetzung ist, wie Dieter Weber betont: „Niemand muss einen Unterricht führen, es reicht schon die Aufsicht an den Tischen. Wichtig ist der Spaß an Physik und am Umgang mit den Kindern.“

Mehr erfährt man bei der Bürgerstiftung Berlin, Schillerstraße 59, 10627 Berlin, telefonisch unter 83 22 81 13 und online auf www.buergerstiftung-berlin.de

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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