15 Tage für Rudolf Mosse
Initiative "Mosse erinnern!" lädt zu Austellung und Vorträgen ein
Wer war Rudolf Mosse? Kaum noch jemand erinnert sich an den jüdischen Zeitungsverleger und Mäzen, nach dem einst eine Straße am heutigen Jahn-Sportpark benannt war. Um sein Andenken zu bewahren, hat sich die Gruppe "Mosse erinnern!" gegründet, die vom 8. bis 23. September die Mosse-Tage veranstaltet.
Eigentlich waren die Mosse-Tage bereits im Mai und Juni geplant. Doch die Pandemie machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Nun also wird am 8. September, dem 100. Todestag Rudolf Mosses, die Ausstellung „100 Jahre Rudolf-Mosse-Straße“ im Jahn-Sportpark eröffnet. Auf zehn Litfaßsäulen, die den einstigen Verlauf der Rudolf-Mosse-Straße markieren, erzählt die Gruppe die Geschichte der Straße und ihrer Umgebung. Parallel dazu gibt es vier Vorträge: Am 10. September sprechen Beate Boehnisch und Bernt Roder vom Museum Pankow über Rudolf Mosse und jüdisches Leben im Prenzlauer Berg, am 15. September stellt Sporthistoriker Christian Wolter den Arbeiterfußball in Berlin und auf dem Exer vor, einen Blick auf Rudolf Mosse als Sammler und Mäzen wirft am 17. September Dr. Meike Hoffmann vom Projekt Mari. Am 21. September wird Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte über den Jahn-Sportpark als sportpolitischen Ort in der DDR sprechen. Alle Vorträge beginnen um 19 Uhr im Fanprojekt Cantianstraße 25. Um Anmeldung unter post@mossestrasse.de wird gebeten. Am gleichen Ort findet am 23. September um 19 Uhr auch die Finissage der Ausstellung statt.
Rudolf Mosse gründete 1867 in der Friedrichstraße 60 in Berlin eine Zeitungs-Annoncen-Expedition. Nach der Reichsgründung 1871 begann er selbst Zeitungen zu verlegen. Mit Blättern wie dem Berliner Tageblatt, der Berliner Morgen-Zeitung und der Berliner Volks-Zeitung wurde Mosses Verlag zu einem der größten Presseunternehmen Deutschlands. Wie die Gruppe "Mosse erinnern" herausfand, galt Rudolf Mosse nach Angaben im „Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre“ um 1895 mit einem Vermögen von 45 Millionen Mark als drittreichster Mensch in Preußen. Einen guten Teil ihrer Einnahmen gab die Familie für Kunst, Kulturförderung und wohltätige Zwecke aus, etwa für die Förderung der Gesundheit und Bildungschancen von Kindern aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen. 1913 spendete Mosse der Stadt Berlin 1,7 Millionen Mark für verschiedene Zwecke. Als Dank dafür wollte der Berliner Magistrat einer Straße nach Rudolf Mosse benennen. Das geschah am 31. Mai 1920 – nur wenige Monate vor Rudolf Mosses Tod. 1935 tilgten die Nazis seinen Namen aus dem Straßenbild. Der Verlag wurde "arisiert", die Familie vertrieben. Rudolf Mosse geriet nach dem Krieg in Vergessenheit.
Mehr Informationen zur Initiative, Rudolf Mosse und den Mosse-Tagen unter https://www.mossestrasse.de.
Autor:Simone Gogol-Grützner aus Zehlendorf |
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