Wegen eines Formfehlers aus dem Rennen
"Köpfchen statt Kohle" : Projektteam sagt Tschüss
Acht Jahre lang hat das Team der stratum GmbH um Richard Häusler Schüler aus dem Bezirk beim Projekt „Köpfchen statt Kohle“ begleitet. Doch nun heißt es Abschied nehmen.
„Mit Beginn des neuen Schuljahres werden die 17 Pankower Schulen, die beim Projekt mitmachen, von einem anderen Dienstleister betreut“, informiert der stratum-Geschäftsführer. Der Grund: Das Bezirksamt schrieb die Projekt-Koordination öffentlich neu aus. Auf diese Ausschreibung habe man zu spät reagiert, so Häusler. Trotzdem wurden die Unterlagen noch zum Termin eingereicht. Allerdings kam es dabei zu einem Formfehler. Und wegen dieses Formfehlers musste das Bezirksamt die stratum GmbH von der Liste der Bewerber streichen, obwohl man gern weiter mit seinem Team zusammengearbeitet hätte, so Richard Häusler. Doch man gehe nicht mit Groll. Das bisherige „Köpfchen-statt-Kohle“-Team habe in den zurückliegenden acht Jahren viel erreicht. Man habe viele kleine und ein paar große Erfolge errungen. Und deshalb bedanke man sich bei allen für die Zusammenarbeit, so Häusler.
Bei „Köpfchen statt Kohle“ handelt es sich um ein Energieeinsparprojekt an Pankower Schulen. Zum einen geht es darum, Schüler und Lehrer zu motivieren, durch verändertes Verhalten Energie einzusparen. Zum anderen begeben sich Schüler unter Anleitung des Projektteams auf die Suche nach Möglichkeiten, mit technischen Veränderungen eine Energieeinsparung zu erreichen. Einer der wichtigsten Projektbausteine, auf die Richard Häusler verweisen kann: An etlichen Schulen gibt es inzwischen Einzelraum-Heizungssteuerungen. Schülern und dem Projektteam gelang es, die zuständigen Mitarbeiter des Bezirksamtes für Investitionen in die Heizungstechnik und -steuerung zu begeistern.
Im Gegenzug ließen sich über hundert Schüler zu Energiemanagern ausbilden. Diese sind inzwischen so gewieft, dass sie einen direkten Zugang zur Heizungssteuerung erhalten haben. Sie dürfen per Computer die Thermostate in den einzelnen Klassenräumen eigenständig auf eine optimale Einstellung fixieren und so die Temperatur überwachen. Damit sichern sie, dass in den einzelnen Räumen nicht mehr geheizt wird, als nötig.
Die Energiemanager spüren aber auch Energielecks in und an ihren Schulgebäuden auf. Ein Beispiel dafür sind die Energiemanager der Grundschule unter den Bäumen. Sie bemerkten, dass Vogel Löcher in die Wärmedämmung der Schulhausfassade pickten. Mit einer Wärmebildkamera dokumentierten sie, wie viel Wärmeenergie durch diese Löcher entweicht. Sie schickten diese Dokumentation ans Bezirksamt. Dieses wiederum veranlasste eine Reparatur. Doch dabei beließen die Schüler es nicht. Sie regten an, Nistkästen an der Fassade anzubringen. Damit wurde erreicht, dass die Vögel nicht mehr die Dämmung aufpicken.
Ebenso engagiert sind die Energiemanager der Grundschule am Falkplatz. Diese nervten das Bezirksamt mit vorgelegten Dokumentationen und Energieverlust-Berechnungen, bis endlich die undichten Fenster aus dem Schulhaus ausgebaut und durch neue ersetzt wurden. Außerdem begannen sich die Schüler mit dem Thema „Verringerung der Konzentration von Kohlenstoffdioxid in den Klassenräumen“ zu beschäftigen. Sie stellten fest: Ist dessen Konzentration zu hoch, lässt die Konzentration der Schüler nach. Die Schüler erarbeiteten inzwischen ein Lüftungsmanagement, damit sich die Raumluft in den Klassenzimmern verbessert. Sie veranstalten inzwischen sogar Lüftungswettbewerbe in den einzelnen Klassenstufen.
Außerdem gelang es dem Projektteam, am Robert-Havemann-Gymnasium mit Unterstützung des Bezirksamtes und engagierten Lehrern eine Lernwerkstatt „Energie“ einzurichten. In dieser können sich Schüler unter anderem ganz praktisch mit dem Thema alternative Energiegewinnung beschäftige.
Zum Abschluss seiner Tätigkeit als Projekt-Dienstleister ließ es das Team um Richard Häusler noch mal richtig krachen: Gemeinsam mit dem Bezirksamt wurden alle am Projekt beteiligten Schulen zu den Pankower „Energietagen 2018. Energiewende macht Schule“ eingeladen. Zwei Tage lang präsentierten die Energiemanager in der Wabe an der Danziger Straße 101 Ergebnisse ihrer Arbeit, und es konnte gebaut und experimentiert werden. „Das Bezirksamt wird dieses erfolgreiche Projekt auf jeden Fall fortsetzen“, erklärt Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU) auf Anfrage der Berliner Woche. „Wir befinden uns noch in einem laufenden Vergabeverfahren. Eine Entscheidung bezüglich eines neuen Dienstleisters für das Projekt ‚Köpfchen statt Kohle‘ steht noch nicht fest.“
Weitere Informationen zum Projekt unter https://koepfchenstattkohle.org.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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