Mit Spiel und Spaß lernen
Rund 70 Ehrenamtliche unterstützen Berliner Kindertagesstätten bei der Sprachförderung

Ein eingespieltes Team im Fröbel-Kindergarten „Augustastrolche“: Kita-Leiterin Regina Gall, Sprachpate Professor Matthias Bräutigam und Tobias Jacobi, pädagogische Fachkraft in der Kita. | Foto:  Michael Vogt
  • Ein eingespieltes Team im Fröbel-Kindergarten „Augustastrolche“: Kita-Leiterin Regina Gall, Sprachpate Professor Matthias Bräutigam und Tobias Jacobi, pädagogische Fachkraft in der Kita.
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„Ein Jahr in der Kita bringt mir mehr Lebensenergie als zehn Jahre in der Forschung“, erklärt Matthias Bräutigam lächelnd. Der emeritierte Professor und Doktor der Medizin ist Vorstand und Mitgründer des gemeinnützigen Vereins „Sprachpat*innen für Kita-Kinder“ und selbst seit zwei Jahren in der Steglitzer Fröbel-Kita „Augustastrolche“ als Sprachpate aktiv.

Kurz nach Beginn seines Ruhestandes wurde der 74-Jährige als Lesepate in einer Weddinger Grundschule tätig. „Dort habe ich gemerkt, dass bei einigen Schülern teils verfestigte Sprachdefizite bestehen und eine sinnvolle Sprachförderung deshalb schon viel früher einsetzen müsste.“ Zusammen mit der damaligen Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli (SPD), gründete er 2020 den Sprachpaten-Verein. Ziel ist es, benachteiligte Kita-Kinder beim Spracherwerb und in ihrer allgemeinen Entwicklung zu unterstützen. Inzwischen hat der achtköpfige Verein enormen Zulauf erfahren. Rund 70 ehrenamtliche Sprachpaten werden in circa 30 Kitas eingesetzt, vorwiegend in den Bezirken Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau und Mitte.

Bei den insgesamt 160 „Augustastrolche“-Kindern kümmern sich neben Matthias Bräutigam noch weitere sieben Sprachpaten um Kinder, die aufgrund prekärer sozialer oder familiärer Verhältnisse, eines Migrationshintergrunds oder auch bedingt durch die langen Kitaschließungen während der Corona-Pandemie in der Sprachentwicklung nicht mitkommen. „Generell steht das Angebot allen unseren Kindern zur Verfügung“, erklärt die Kita-Leiterin Regina Gall. „Für uns ist es ein Segen, dass die Sprachpaten unsere Betreuungsarbeit unterstützen. Und die Kinder freuen sich riesig, wenn die Paten morgens kommen.“

Zuverlässig und langfristig

Da es sich bei den Paten ausschließlich um ältere Menschen zumeist im Ruhestand handelt, entsteht zudem ein generationsübergreifendes Miteinander, von dem alle profitieren. Für Jüngere, die zum Beispiel noch studieren oder schon im Beruf stehen, sei die Sprachpatenschaft allerdings weniger geeignet, so Bräutigam. Denn bei den Eins-zu-eins-Betreuungen entstünden ganz automatisch Bindungen zu den Kindern, die von den Ehrenamtlichen Zuverlässigkeit und langfristiges Engagement erforderten. So verbringt Matthias Bräutigam derzeit einmal wöchentlich Zeit mit den „Augustastrolchen“. Dabei kommt nicht ein klassischer Sprachunterricht, sondern die sogenannte alltagsintegrierte Sprachförderung zum Tragen. Das bedeutet in erster Linie gemeinsame Aktionen wie Spielen, Basteln, Malen, Singen, Kochen, Ausflüge auf den Spielplatz, in die Bibliothek oder ins Grüne. Matthias Bräutigam: „Wie wir die Zeit gestalten, bleibt uns weitgehend selbst überlassen. Wichtig ist, viel mit den Kindern zu kommunizieren und so spielerisches Sprachlernen zu ermöglichen.“

Klare Erfolge sichtbar

Um die Arbeit der Sprachpaten zu optimieren, ist zum Jahresende auch eine Weiterbildung geplant, durchgeführt von einer Sprachwissenschaftlerin und einer Expertin für frühkindliche Pädagogik. Für Regina Gall sind derweil bereits klare Erfolge sichtbar: „Die individuelle Zuwendung hat dazu geführt, dass bei den so betreuten Kindern bereits eine deutliche Verbesserung der Sprachkompetenz zu beobachten ist.“ Interessant sei auch, so Bräutigam, dass Kinder mit Migrationshintergrund, die schon ihre Muttersprache sehr gut beherrschen, leichter den Zugang zur deutschen Sprache finden. Die steigende Nachfrage von Kitas nach Sprachpatenschaften ist für Regina Gall und Matthias Bräutigam ein klares Zeichen dafür, dass die frühkindliche Bildung in Deutschland unbedingt stärkerer staatlicher Unterstützung bedarf.

Verstärkung braucht auch der durch Spenden finanzierte Verein, der dringend weitere ehrenamtliche Sprachpaten für Kitas in Spandau und Mitte sucht. Interessierte finden alle Informationen im Internet unter sprachpaten.berlin. Anfragen per E-Mail an kontakt@sprachpaten.berlin oder unter Tel. 0175 575 52 91.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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