Ausstellung und Buch erinnern an die politisch und sozial engagierte Künstlerin Käthe Kollwitz
Prenzlauer Berg. Der Kollwitzplatz und die Kollwitzstraße sind weltweit bekannt. Sie sind schicke Wohngegend und Touristenmagnet. Dieser Tage wird der 150. Geburtstag der Namensgeberin gefeiert.
Käthe Kollwitz (1867-1945) war eine herausragende Künstlerin. Sie engagierte sich sozial und politisch und ließ sich von niemandem vereinnahmen. Aber fragt man heute rund um den Kollwitzplatz die Leute, was sie von Käthe Kollwitz wissen, zucken die meisten mit den Schultern. Dass sie Künstlerin war, wissen die meisten noch. Aber das war’s dann auch. Nun kann jeder sein Wissen über Käthe Kollwitz, ihr Leben und Wirken erweitern. Das ist vor allem Kathleen Krenzlin zu verdanken.
Die Leiterin der Galerie Parterre in der Danziger Straße 101 initiierte mit unglaublichem Engagement ein dreiteiliges Projekt anlässlich des 150. Geburtstags von Käthe Kollwitz. Dafür holte sie sich Partner mit Rang und Namen mit ins Boot. Zu diesen gehört das Käthe Kollwitz Museum Köln. Dieses ermöglicht der Galerie Parterre die Sonderausstellung „Käthe Kollwitz und Berlin“. Das Museum stellt 70 Kunstwerke zur Verfügung. Ergänzt werden sie um Leihgaben aus den Grafischen Sammlungen der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der Berlinischen Galerie und der Kunstsammlung der Akademie der Künste.
„Ich freue mich vor allem, dass wir diese Ausstellung gar nicht so weit entfernt vom Wohnort von Käthe Kollwitz in Prenzlauer Berg zeigen können“, sagt Kathleen Krenzlin. Gemeinsam mit ihrem Mann Karl lebte sie Jahrzehnte lang in der Weißenburger Straße 25, der heutigen Kollwitzstraße 56. „Damals pulsierte in dieser Straße richtig das Leben, mit Bus- und Straßenbahnlinien“, so Michael Bienert. Der „Berlinologe“ beschäftigte sich intensiv mit dem früheren Wohnhaus und dem Leben der Familie Kollwitz. „So beschaulich wie heute, war es dort seinerzeit nicht“, sagt er. Ehemann Karl Kollwitz hatte in der Wohnung seine kassenärztliche Praxis. Käthe diente die Räume als Atelier. Weil die Verhältnisse immer beengter wurden, mietete die Familie in der dritten Etage eine weitere Wohnung an.
Für die Künstlerin war die Lage des Wohnhauses ideal. „Die günstige Verkehrslage verband Käthe Kollwitz mit der Stadt Berlin, in der sie viel unterwegs war“, so Bienert. Das Wohnhaus wurde 1943 zerstört. Auf dem Grundstück entstand in den 90er-Jahren ein Neubau.
Mehr über dieses Haus und die Spuren, die die Familie Kollwitz in Prenzlauer Berg hinterließ, ist in dem neu erschienenen Buch „Käthe Kollwitz und Berlin“ zu erfahren, das Kathleen Krenzlin im Deutschen Kunstverlag herausgibt. In diesem Buch sind nicht nur zwei Beiträge von Michael Bienert zu finden, weitere renommierte Autoren, wie zum Beispiel der frühere Berliner Kultursenator Thomas Flierl, steuerten Aufsätze bei. Flierl beschäftigte sich zum Beispiel mit Käthe Kollwitz’ „proletarischer Kultur“ und ihrem Verhältnis zur Sowjetunion. Dafür forschte er sogar in russischen Archiven. Dabei stellte er fest: „Sie war politisch völlig unabhängig und dachte sehr eigenständig. Ich fand viele neue Informationen. Das zeigte mir: Das Thema Käthe Kollwitz ist noch lange nicht ausgeforscht.“ Neben der Ausstellung und dem Buch seien Veranstaltungen die dritte Säule des Käthe-Kollwitz-Projektes, sagt Kathleen Krenzlin. Bis zum Ende der Ausstellung finden Filmpräsentationen, Führungen und Vorträge statt. So sind zum Beispiel am 20. Juli um 19 Uhr in der Galerie Parterre zwei kurze Dokumentarfilme aus den 40er-Jahren über Käthe Kollwitz zu sehen.
Drei Jahre lang arbeitete Kathleen Krenzlin am Kollwitz-Projekt. Und ausgerechnet im Jubiläumsjahr steht die Zukunft des Berliner Kollwitz-Museums an der Fasanenstraße in den Sternen. Gemeinsam mit allen am Projekt Beteiligten hofft sie, dass sich für dieses Museum eine Lösung findet. Am besten wäre natürlich ein Standort in Prenzlauer Berg, meint Thomas Flierl. Hier habe sie immerhin 52 Jahre gelebt. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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