"Weil's mein Kino ist"
Ausstellung zur Rettung des Colosseums an der Gethsemanekirche

Angestellte wie Michel Rieck und Daniela Baumann (rechts) haben die Initiative "Rettet das Colosseum" gegründet. | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Angestellte wie Michel Rieck und Daniela Baumann (rechts) haben die Initiative "Rettet das Colosseum" gegründet.
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Seit Juni ist das Kino Colosseum an der Schönhauser Allee dicht. Doch die Angestellten kämpfen weiter für das Traditionshaus – mit einer Petition, Demonstrationen und jüngst mit einer Ausstellung am Zaun der Gethsemanekirche.

„Lasst das Colosseum gefälligst stehen“, schreibt Markus. Und Ina stellt klar: „Weil's MEIN Kino ist.“ 60 solcher pointierten Kommentare hängen am Zaun der Gethsemanekirche. Ausgewählt unter 318 Statements aus der Online-Petition für den Erhalt des Colosseums. Ein geschichtlicher Abriss über das beliebte Kiezkino mit historischen Bildern runden die Freiluftausstellung an der Stargarder Straße ab.

Initiiert hat sie das Team von „Rettet das Colosseum“, eine Initiative, die Kinomitarbeiter gegründet haben. „Mit der Aktion wollen wir zeigen, wie wichtig das Kino als Kulturstandort ist. Als feste Institution gehört es in den Kiez wie die Gethsemanekirche“, sagte Mitbegründer und Betriebsratsmitglied Michel Rieck zur Ausstellungseröffnung. „Und wir werden weiterkämpfen für das Kino.“

Wie berichtet, war Ende Juni klar, dass das Traditionskino Colosseum an der Schönhauser Allee nicht wieder öffnen wird. Der ehemalige Betreiber Sammy Brauner, Sohn des Filmproduzenten Artur „Atze“ Brauner, gab als Hauptgrund die Corona-Krise an. Die 43 Mitarbeiter traf die Insolvenz hart. Seit Monaten sind sie freigestellt, bekommen kein Gehalt mehr. Doch aufgeben wollen sie nicht. Mit Unterstützung von ver.di haben sie sich zur Initiative zusammengeschlossen, organisieren wöchentliche Kiezspaziergänge und Demos. Ihre Petition für den Erhalt der Arbeitsplätze und der Kiezkultur haben bis heute knapp 10 400 Freunde und Unterstützer des Kinos unterschrieben.

Schwierig, mit Erben
in Kontakt zu treten

Mit dem Insolvenzverfahren und somit der Liquidation der Betreibergesellschaft scheint eine Rettung des Kinos indes kaum möglich. Trotzdem hoffen Betriebsrat und Mitarbeiter immer noch auf ein Gespräch mit der Erbengemeinschaft. „Doch bis heute ist trotz Einladung kein Angebot bei uns eingegangen“, so Michel Rieck. Wie schwierig es sei, mit der Brauner-Familie in Kontakt zu treten, bestätigt auch Bürgermeister Sören Benn (Linke), der zwischen Betriebsrat und Brauner-Erben moderiert. Ein Gespräch habe es bisher nur mit dem Rechtsanwalt gegeben. Sören Benn macht aber auch Hoffnung. „Unser Eindruck ist, dass das geplante Projekt stockt und die Projektentwickler offenbar selbst nicht so genau wissen, was aus dem Standort werden soll.“

Weichen soll das Multiplexkino einem Büro- und Geschäftshaus. Eine Hamburger Immobilienfirma hatte den Bauvorbescheid bereits im vorigen Jahr beantragt und vom Bezirksamt genehmigt bekommen. Angeblich wusste im Rathaus niemand, dass es bei dem Grundstück ums Kino ging. Weshalb die Bezirksverordneten in ihrer Septembersitzung dem zuständigen Stadtentwicklungsstadtrat ihre Missbilligung bekundeten. SPD, Linke und Grüne stellten zudem Anträge mit der Forderung, das Kino zu erhalten. Und die CDU hakte in der Bezirksverordnetenversammlung mit einer großen Anfrage nach.

Der Bezirk will den Kinostandort derweil als öffentlichen Kulturort fürs Gleimviertel sichern. Mindestens in einem der zehn Kinosäle sollen möglichst auch künftig Filme über die Leinwand flimmern. Bis feststeht, was aus dem Colosseum wird, will sich das Bezirksamt bei den Eigentümern für eine Zwischennutzung stark machen. „Weil das Colosseum zu Berlin gehört wie das Ei zur Henne.“ So steht es am Zaun der Gethsemanekirche geschrieben. Nachzulesen bis 11. November.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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