Gertrud Classen wird Namensgeberin
Bezirk befürwortet Platzbenennung nach der Bildhauerin und Malerin

Sie stammt von der Bildhauerin Gertrud Classen: die Skulptur „Lesender Knabe“. | Foto: Bernd Wähner
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Das Bezirksamt plant, die Fläche zwischen Naugarder, Hosemann- und Erich-Weinert-Straße nach Gertrud Classen zu benennen.

Die Bezirksverordneten hatten vor anderthalb Jahren beschlossen, dass diese Fläche nach einer Schauspielerin der Weißenseer Stummfilmzeit benannt werden sollte. Der Frauenbeirat Pankow und der Fachbereich Museum/Bezirkliche Geschichtsarbeit hatten das geprüft und mit der Begründung abgelehnt, dass das Rollenbild von Frauen, das in den meisten dieser Stummfilme vermittelt wird, schon zur damaligen Zeit nicht progressiv war. Die AG SpurenSuche des Frauenbeirates Pankows möchte hingegen die Malerin und Bildhauerin Gertrud Classen (1905-1974) mit der Benennung dieses Platzes ehren. Das Bezirksamt kommt diesem Wunsch nun nach. Der Vorschlag entspreche der Intention, das Wirken von Frauen zu würdigen, die zu ihren Lebzeiten im heutigen Bezirk Pankow Bedeutendes geleistet haben, sagt Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen). Weil es sich um einen Platz handle, der eine öffentlich gewidmete Verkehrsfläche ist, seien alle Voraussetzungen für eine solche Benennung gegeben. Deshalb könne das Verfahren eingeleitet werden, so Kuhn.

Gertrud Classen engagierte sich sehr früh in der Wandervogelbewegung. Sie forderte mit anderen jungen Frauen eine eigene Sparte für Mädchen und junge Frauen, da sie in dem männlich dominierten Bund keinen ausreichenden Raum für ihre freie Entfaltung sahen. Nach 1933 war sie im Widerstand gegen das Naziregime aktiv und wurde mehrmals verhaftet. Gertrud Classen beherbergte in dieser Zeit auch die untergetauchte jüdische Widerstandskämpferin Ilse Stillmann und den Deserteur und Widerstandskämpfer Oskar Huth. Ludwig Freiherr von Hammerstein, Beteiligter am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, verschaffte sie neue Papiere und Quartier.

Von 1950 bis 1953 war Classen Meisterschülerin an der Akademie der Künste in der DDR und bis 1965 freischaffende Bildhauerin. Mit der Skulptur „Die Aufbauhelferin“ in der Grünanlage an der Ossietzkystraße sowie der Skulptur „Lesender Knabe“ an der Ecke Pistoriusstraße und Woelckpromenade stehen zwei bekannte Kunstwerke von ihr im Bezirk.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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