Stadtspaziergang
Den Mauerpark und seine Umgebung entdecken

Der Mauerpark - das grüne Handtuch zwischen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen. | Foto: Bernd S. Meyer
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Dieses Mal lade ich Sie in den Mauerpark ein. Berlins grünes Handtuch zwischen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen ist kaum mehr als 100 Meter breit. Dort treffen die beiden bevölkerungsreichsten Bezirke Berlins aufeinander: Pankow hat 420 768 Bewohner, Mitte 395 599.

Von Eberswalder und Bernauer Straße steigt das einstige Bahngelände auf gut tausend Meter sachte von 45 auf 50 Meter Höhe. Unten reicht es am Hang des Jahn-Stadions noch hinauf an jene Betonteile, die von der Mauer übrig blieben, nun von wechselnden Graffiti bedeckt werden. Am oberen Parkende, hinter der Jugendfarm Moritzhof, trainieren Bergsteiger-Profis an der Schwedter Nordwand, dem Kletterturm des AlpinClubs Berlin.

Die Max-Schmeling-Halle, entstanden im Zuge der letzte Olympiabewerbung. | Foto: Bernd S. Meyer
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Viele Ältere haben ganz andere Erinnerungen an die Gegend: Jenseits des Ringbahngrabens stand das Hertha-Stadion, die „Plumpe“, bis es 1974 einer Plattenbausiedlung wich. Der Schwedter Steg führt hinüber zur Behmstraße, wo an der Ecke Swinemünder der etwas gerupft wirkende bronzene Zwei-Meter-Ball an den alten Spielort erinnert. Im Süden des Brunnenviertels, Stralsunder Straße, ehrt eine Berliner Gedenktafel, vor Jahren an eine Parkbank geschraubt, zwei Brüderpaare, die genau dort im Juli 1892 zwecks Hertha-Gründung gesessen haben sollen. Gespielt hat Hertha zehn Jahre lang östlich des Güterbahnhofs der Nordbahn auf dem „Exer“, dem alten Exerzierplatz des Kaiser-Alexander-Grenadier-Regiments. Genau dort wurde 1951 an der Sektorengrenze das Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark als zweitgrößtes von Berlin gebaut.

Der 120-jährige denkmalsgeschützte und vielbefahrene Gleimtunnel. | Foto: Bernd S. Meyer
  • Der 120-jährige denkmalsgeschützte und vielbefahrene Gleimtunnel.
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Doch dort trieb und treibt man auch andere Sportarten. Etwa Handball! So schafft es die Max-Schmeling-Halle, errichtet anlässlich Berlins letzter Olympiabewerbung, mit ihren knapp 12 000 Plätzen oft ins Fernsehen. Die Berliner Füchse treffen dort auf Stammpublikum, das für Fairness und Begeisterung berühmt ist. Dazu Konzerte: So Anfang November das jährliche Berlin Military Tattoo als gigantisches Fest mit mehr als 700 Musikern. August 1947 hatte die britische Militärverwaltung das erste Britisch Berlin Tattoo mit massenweise Dudelsäcken und Trommeln, Pipes und Drums, auf dem Maifeld veranstaltet, sogar ein Postkutschenraub wurde inszeniert. Längst bringt das Spektakel auch ein Stück Mitte nach Prenzlauer Berg, denn in der Halle wird jedes Mal die Nachbildung des Brandenburger Tores aufgebaut.

Der Regenbogen-Spielplatz. | Foto: Bernd S. Meyer
  • Der Regenbogen-Spielplatz.
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Seitdem nach jahrzehntelanger Planung auch der Parkeingang auf der Gesundbrunnen-Seite offen ist, kann man von dort, vorbei am neuen Steinkreis und dem immer mal erneuerten Regenbogen-Spielplatz, in drei Minuten von der Lortzingstraße zur Max-Schmeling-Halle gehen, die an den berühmten Boxprofi erinnert. Berühmt war auch der Komponist Albert Lortzing Er hat nach der Oper „Zar und Zimmermann“ auch den „Waffenschmied“ geschrieben, dessen „Festmarsch“ womöglich ins Tattoo-Programm passen würde.

Der Mauerpark wurde 2016 erweitert. | Foto: Bernd S. Meyer
  • Der Mauerpark wurde 2016 erweitert.
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Der neue Mauerparkteil mit Granitquadern und Rasenteppich wirkt wie geleckt. Weddings große Familien-Grillfeste sind auf die struppigere Ostseite gewandert. Beim Wohnungsbau ging es in die umgekehrte Richtung: Neue Häuser nördlich des Gleimtunnels blieben bei Mitte, stehen am Lichtburg-Ring und am Bärbel-Bohley-Ring, der nach der engagierten Bürgerrechtlerin, benannt ist. Sie lebte in der Fehrbelliner Straße, empfing dort Helmut Kohl in ihrer Wohnküche. Lichtburg-Ring erinnert an das berühmte, 1970 abgerissene 2000-Plätze-Großkino Lichtburg, das zusammen mit den 1000 Wohnungen der erhaltenen Gartenstadt Atlantik 1928 an Behm- und Heidebrinker Straße entstand.

Die Eisengitter-Figuren der „Gleim-Oase“. | Foto: Bernd S. Meyer
  • Die Eisengitter-Figuren der „Gleim-Oase“.
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Mit der Entstehung Groß-Berlins 1920 kam der Nord-Güterbahnhof zum damals neuen Bezirk Wedding, Schwedter zu Prenzlauer Berg. Ab Sommer 1945 traf dort der sowjetische Sektor auf den französischen mit dem „Güterbahnhof Eberswalder Straße“ der Deutschen Reichsbahn. Der unrentable Güterbetrieb endete in den Siebzigern, in den Achtzigern interessierte sich zur Überraschung des Senats die DDR-Seite bei laufenden Gebietstauschverhandlungen erstmals für ein Stück Westberlin: 50 Meter breit, über einen Kilometer lang. Es sollte wohl direkt an der Grenze im Zuge der Schwedter ab Senefelder Platz eine mehrspurige Straße zur Entlastung der Schönhauser ausgebaut werden. Der Senat sagte zu, kündigte kurzfristig Gewerbeflächen. So rückte ab 1. Januar 1989 die Mauer hier nach Westen.

1994 öffnete der Mauerpark Prenzlauer Berg – mit der Festlegung, den Gesundbrunnen-Teil später anzuschließen. 2016 wurde so die Ortsteilgrenze zum zweiten Mal gen Westen verschoben, auch beim 120-jährigen denkmalsgeschützten, vielbefahrenen Gleimtunnel, um dessen schwierigen Zustand sich nun komplett Bezirk Pankow kümmern muss. Nur das Straßenstück mit den Eisengitter-Figuren der „Gleim-Oase“ bis Verkehrskreisel blieb bei Mitte. Im Park ist nun Grün Berlin Hausherr.

Der Spaziergang beginnt am Sonnabend, 19. August, um 11 Uhr. Treffpunkt ist die Ecke Brunnenstraße und Gustav-Meyer-Allee am Humboldtpark. Die Tour wiederhole ich am Sonnabend, 2. September, um 14 Uhr. Die Teilnahme kostet dann aber neun, ermäßigt sieben Euro. Anmeldung dafür unter Tel. 442 32 31.

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche und des Spandauer Volksblatts kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: Am Montag, 14. August, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr anrufen unter Tel. 887 27 73 02.

Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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