Stadtführung
Der Mann mit der Leiter lädt am 26. Juni auf die Werneuchener Wiese ein

Beachvolleyball am Kleinen Bunkerberg | Foto: Bernd S. Meyer
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Zu meinem 189. Stadtspaziergang lade ich Sie nun endlich an die Werneuchener Wiese im Bötzowviertel ein. Schon einmal, im Oktober vorigen Jahres, war die Tour angekündigt, fiel aber im letzten Moment der Pandemie zum Opfer.

Die Werneuchener ist eine große wilde Grünfläche am Rande von Prenzlauer Berg. Den Namen hat sie von der einstigen Werneuchener Straße, die seit 1993 den Namen Margarete Sommers trägt, ab 1941 Geschäftsführerin des „Hilfswerks für katholische Nichtarier“ des Berliner Bistums. Sie half am anderen Ende Prenzlauer Bergs, in den Kellern der Herz-Jesu-Kirche an der Fehrbelliner Straße Bedrohte zu verstecken und zu retten. Postum verlieh ihr 2003 der Staat Israel den Titel „Gerechte unter den Völkern“.

Eine der Straßen am Karree wechselte nie den Namen: Am Klinikum im Friedrichshain beginnend, ehrt sie seit 1891 den Arzt und Gesundheitspolitiker Rudolf Virchow. Die Gegend kenne ich schon ein Weilchen, meine erste kurzzeitige Berliner Adresse war Hufelandstraße 41, keine 100 Meter entfernt. Als ich im August 1964 zur Untermiete in den vierten Stock des alten Vorderhauses zog, war mir vor allem die nahe Haltestelle des Doppeldeckers Linie 157 in Richtung Zentrum wichtig, der heutige Bus 200. So ahnte ich nicht, welch magische Fläche gleich um die Ecke lag. Heutzutage wird es den meisten nicht anders gehen. Dort in der Nähe des Volksparks standen einst "bessere" Mietshäuser. Mit ihren Jugendstilfassaden existierten sie aber nur bis zum 27. April 1945. An jenem Tag vertrieben Bewaffnete vom Flakbunker Friedrichshain alle Bewohner. Für ein freies Schussfeld auf die heranrückende Rote Armee wurde das Areal abgebrannt. Am 2. Mai war in Berlin der Krieg zu Ende, Berliner Schnauze nannte die Trümmerwüste schnell „Tote Stadt“– eine Anspielung auf die „Grüne Stadt“, die sich hinter der Danziger Straße erstreckt und wie das übrige Bötzowviertel kaum zerstört war.

Einfahrt an der Liselotte-Hermann-Straße | Foto: Bernd S. Meyer
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1949 begann der Wiederaufbau. Nördlich stehen schlichte Fünfgeschosser im Bauhausstil, es folgte ab 1951 in mehreren Varianten „Nationales Bauen“ mit sparsamen Klassizismus-Anleihen, Ende der 50er-Jahre dann Ecke Danziger ein markanter moderner Siebengeschosser. Anstelle von Hinterhöfen finden sich bis heute überall große grüne Innenflächen.

20 000 Quadratmeter der „Toten Stadt“ blieben jedoch frei, wurden zur Werneuchener Wiese. Unter dem Rasen verschwanden die Trümmer. Pläne gab es für die Wiese seitdem viele. Sogar der Berliner Fernsehturm sollte dort entstehen. Dass Mitte der 80er-Jahre auf der Wiese die Baugrube für einen Jugendpalast schnell wieder unter Rollrasen verschwand, war nur eine weitere Episode in der Geschichte des Areals. Auch Luxuswohnungen und sogar eine orthodoxe Kathedrale waren im Gespräch. Nun entsteht ein Modularer Schulbau.

Der Spaziergang beginnt am Sonnabend, 26. Juni, um 11 Uhr. Treffpunkt ist die Ecke Kniprode- und Pasteurstraße – zu erreichen mit dem Bus 200 bis Hufelandstraße oder Danziger Straße sowie mit der Straßenbahn M10 bis Kniprodestraße.

Jetzt anmelden!

Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 25. Juni, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter Tel. 887 277 100.

Beachvolleyball am Kleinen Bunkerberg | Foto: Bernd S. Meyer
Einfahrt an der Liselotte-Hermann-Straße | Foto: Bernd S. Meyer
Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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