Prenzlauer Bergs bekannteste Brache
Fällt aus! Stadtführung zur Werneuchener Wiese
Die Werneuchener Wiese hat den Namen hat von der einstigen Werneuchener Straße, die seit 1993 den Namen Margarete Sommers trägt, ab 1941 Geschäftsführerin des Hilfswerks für katholische Nichtarier des Berliner Bistums.
Eine der Straßen wechselte nie den Namen: Am Klinikum beginnend, ehrt sie seit 1891 den Arzt Rudolf Virchow. Sie verbindet seit der Gründung Groß-Berlins die neugegliederten Nordost-Innenstadtbezirke, nun Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow.
Meine erste Berliner Adresse war Hufelandstraße 41, keine 100 Meter weg. Als ich 1964 ein Untermietzimmer bezog, war vor allem die nahe Haltestelle des Doppeldeckers Linie 157 Richtung Zentrum interessant, heute Bus 200. So ahnte ich nicht, welche Fläche gleich um die Ecke, jenseits der Kniprodestraße lag. Dort standen einst "bessere" Mietshäuser. Die Bardeleben-Straße, die quer zur Kniprodestraße führte, war 1897 nach Medizinprofessor Heinrich Adolf von Bardeleben benannt worden. Als 1904 Pasteur- und die Hufelandstraße ihre Namen bekamen, war ein Ärztequartett komplett. Die Häuser mit ihren Jugendstilfassaden blieben nur bis 27. April 1945. An jenem Tag zwangen Bewaffnete vom Flakbunker Friedrichshain alle Bewohner, zu verschwinden. Für freies Flak-Schußfeld gegen die Rote Armee wurde das Areal abgebrannt. Am 2. Mai war in Berlin der Krieg zu Ende. Hinter Elbinger (ab 1950 Dimitroffstraße, ab 1995 Danziger) befand sich die "Grüne Stadt", wie das übrige Bötzowviertel kaum zerstört.
1949 begann der Wiederaufbau. Nördlich stehen Fünfgeschosser im Bauhaus-Stil, es folgte ab 1951 in mehreren Varianten "Nationales Bauen" mit sparsamen Klassizismus-Anleihen. Ende der 50er dann Ecke Danziger ein markante Siebengeschosser. 20 000 Quadratmeter wurden Werneuchener Wiese, unter dem Rasen verschwand auch die Bardelebenstraße. Als auf Friedrichshain-Seite der Virchowstraße das "Polnische Denkmal" gebaut wurde, verschwanden im Bötzowviertel alle Ostpreußen-Namen, die Straßen wurden nach Widerstandskämpfern benannt. Die Kniprode- hieß von 1974 bis 1995 Artur-Becker-Straße, seitdem wieder nach Winrich von Kniprode, der im 14. Jahrhundert Hochmeister des Deutschritterordens und Chef des Ordensstaats war.
Dass Mitte der 80er auf der Wiese die Baugrube für einen Jugendpalast schnell wieder unter Rollrasen verschwand, war nur eine Episode in der Planungsgeschichte. Sogar die Idee für eine Orthodoxe Kathedrale war im Angebot. Nun soll ein Modularer Schulbau entstehen und die Feuerwache Oderberger hierher ziehen. Der rührige Verein Pro Kietz Bötzowviertel, der schon manche Entscheidung im Bürgersinn beeinflusste, verfolgt auf der Wiese das Gartenprojekt Kunst und Gemüse.
Der Spaziergang beginnt am 17. Oktober 11 Uhr. Treffpunkt ist Kniprode-/Ecke Pasteurstraße, Bus 200 bis Hufeland- bzw. Danziger Straße, Straßenbahn 10 bis Kniprodestraße. Beachvolleyballplatz an der Danziger, Ecke Kniprodestraße.
Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 16. Oktober, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter der Nummer 887 277 100.
Autor:Bernd S. Meyer aus Mitte |
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