Illegal, aber geduldet
Graffiti-Künstler machen die Mauer am Sportpark zur Freiluft-Galerie

Die Mauer am Stadion ist komplett besprüht. | Foto: Bernd Wähner
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von Bernd Wähner

Dürfen nun ganz offiziell Graffiti auf die Mauer des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks gesprüht werden? Oder ist das weiterhin illegal?

In diesen Fragen sind sich die Pankower Politiker eher unsicher. Diese Mauer trennt die Sportanlage vom Mauerpark. Und sie ist bei Sprayern aus vielen Ländern beliebt. Immer wieder werden regelrechte Kunstwerke dort gesprüht. Die Wand ist heute eine Streetart-Galerie mit stetig wechselnden Bildern und Tags und eine Attraktion bei Touristen und Berliner gleichermaßen.

An manchen Tagen sind an dieser Mauer zum Stadion Dutzende Künstler zu beobachten, die sorgfältig ihre Wandbilder oder Schriftzüge sprühen. In einschlägigen Foren sind diese Graffitikunstwerke schon lange ein Geheimtipp. Legal ist das allerdings nicht. Das Gemäuer gehört zum Fachvermögen der für den Sport zuständigen Senatsinnenverwaltung. Die Sprayerei wird zwar geduldet, ist offiziell aber nicht gestattet. Deshalb fassten die Pankower Verordneten auf Antrag der Fraktionen der Linken, Grünen und der SPD im Frühjahr den Beschluss, dass sich das Bezirksamt für eine Legalisierung der Graffiti-Kunst an dieser Mauer einsetzen soll.

„Graffiti als Kunst ist bereits seit vielen Jahren fester Bestandteil von Berlin, egal ob ganze Hausfassaden zu Wahrzeichen werden oder Jugendklubs und Geschäfte ihre Außenwände kreativ verzieren“, meint Maximilian Schirmer von der Links-Fraktion. „Viele Galerien und Künstler leben von und arbeiten mit Graffitikunst.“ Wie Schirmer erfuhr, hat man in der Senatsinnenverwaltung deshalb offenbar prinzipiell nichts gegen das Besprühen der Mauer zum Stadion des Sportparks. Es dürfe sich allerdings nur auf die Außenwand zum Mauerparks beschränken.

Das Bezirksamt teilte den Verordneten indes schriftlich mit, dass sich die Legalisierung der Sprüherei nicht umsetzen lasse. Die Senatsinnenverwaltung habe Bedingungen für ein Einverständnis gestellt. Laut Schirmer gebe es offenbar aber gar keine tiefgreifenden Einwände.

Stadtrat Torsten Kühne (CDU) erklärt, dass es sich um ein sehr komplexes Thema handele. Die Mauer selbst stehe unter Denkmalschutz und gehöre der Senatsinnenverwaltung. Der unmittelbar angrenzende Mauerpark befindet sich indes im Fachvermögen des Pankower Straßen- und Grünflächenamtes.

Die Senatsinnenverwaltung habe tatsächlich nichts gegen eine Legalisierung der Graffiti-Sprayerei, räumt Kühne ein. Allerdings wies sie darauf hin, dass diese Mauer als Teil der früheren Ost-Berliner Grenzanlage unter Denkmalschutz stehe. Und außerdem müsse das Bezirksamt das Müllproblem berücksichtigen. Es müssten also Abfallbehälter für die Farbdosen installiert werden.

Größtes Problem sei hier aber tatsächlich der Denkmalschutz, meint Stadtrat Kühne. Die Denkmalschutzbehörde dulde zwar die Graffiti, weil es Graffiti bereits vor Unterschutzstellung dieser Mauer gab. Aber erlaubt sei das Sprühen weiterhin nicht. Denn ein Denkmal dürfe ohne Zustimmung nicht verändert werden. Im Rahmen der Erweiterung des Mauerparks müsse das Thema deshalb mit der Denkmalschutzbehörde diskutiert werden, sagt Kühne. „Wir arbeiten also weiter daran.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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