Glücksritter der Einhei
Hans Hohlbein hat eine Erzählung über seine Erlebnisse in der Nachwendezeit geschrieben
„Die Legende vom Ritter Bruno“ heißt das neue Buch von Hans Hohlbein.
In diesem beschreibt es, „wie ein Schwarzwalddoktor zum Ritter der Einheit wurde“. Das Besondere an dieser dokumentarischen Erzählung ist, dass alles tatsächlich passierte. Der Autor arbeitet damit ein Stück Nachwendegeschichte auf, das ihm selbst widerfuhr. Irgendwie liest sich diese Geschichte wie ein echter Krimi. Und letztlich sprachen auch die Juristen das letzte Wort.
Hans Hohlbein arbeitete beim DFF Deutschen Fernsehfunk der DDR. Zuletzt war er dort Regiekameramann. Er arbeitete für die Fernsehsendungen „mobil“ und „Baff“, drehte und schnitt Filme, die in die Sendungen eingespielt wurden. Später war der heute 78-jährige als freiberuflicher Kameramann für den MDR tätig.
Anfang der 1990er-Jahre erlebte er eine aufregende Zeit als Projektleiter in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. „Als abzusehen war, dass es den DFF nicht mehr lange geben würde, wandte ich mich an eine Agentur, die künstlerische Berufe vermittelt“, berichtet Hohlbein. Über die kam er an einen Herrn Doktor in Freiburg, der ihn Videos zu unterschiedlichen Themen drehen lassen wollte. Und dieser lud ihn zu einem Vorstellungsgespräch ein.
„Das lief für mich erfolgreich. Er wollte sofort mit mir zusammenarbeiten“, erinnert er sich. So drehte Hohlbein gemeinsam mit einem früheren Kollegen für den Herrn Doktor zunächst Videos über die Schlösser der Loire. Dann teilte ihm sein Auftraggeber mit, dass er nach Berlin komme. Er war mit dem Arbeitsamt übereingekommen, dass er drei gemeinnützige GmbH gründen werde. In diesen könnten zum Beispiel frühere DFF-Mitarbeiter, die jetzt arbeitslos seien, eine ABM erhalten. Und Hohlbein sollte das Ganze für ihn in Berlin mangen.
1,2 Millionen D-Mark veruntreut
Dann ging es Schlag auf Schlag. Büroräume wurden angemietet, Filmtechnik angeschafft, ABM-Mitarbeiter eingestellt. Alles schien zu laufen. Weil der Herr Doktor aber selten in Berlin war, erhielt sein Projektleiter die Vollmacht, eingehende Post zu öffnen. Und irgendwann wurde Hans Hohlbein stutzig. Da kamen von einer Bank Zahlungsaufforderungen, die er nicht nachvollziehen konnte. Weil der Herr Doktor offenbar nicht dazu beitragen wollte, die Sache aufzuhellen, ging der Projektleiter mit Kollegen zum Arbeitsamt und berichtete, was Sache ist. Daraufhin verschwand der Freiburger Doktor bei Nacht und Nebel mitsamt gerade neu angeschaffter Film-Technik.
Danach hatten die Anwälte das Sagen. Wie sich herausstellte, hatte der Mann offenbar etwa 1,2 Millionen D-Mark veruntreut. Einer seiner Anwälte meinte zu Hans Hohlbein, dass dieser Mann ein „Glücksritter der Einheit“ sei. Inzwischen sei er rechtskräftig verurteilt, berichtet der Filmemacher und Autor.
Von der etwa zwei Jahre währenden „Zusammenarbeit mit dem Glücksritter“ blieben zahlreiche Gerichtsunterlagen, Akten und Zeitungsausschnitte zurück. „Ich konnte das einfach nicht entsorgen. Immerhin ist die Geschichte ein konkretes Beispiel dafür, wie ein Mann aus der Nachwendezeit mit rücksichtslosem Verhalten Profit zu schlagen versuchte“, sagt Hans Hohlbein. Knapp 30 Jahre nach diesen Ereignissen entschloss er sich nun, eine dokumentarische Erzählung darüber zu schreiben. Diese reicherte er mit Kopien von Originaldokumenten und damaligen Zeitungsausschnitten an. Geschrieben ist alles wie ein spannender Krimi.
„Die Legende vom Ritter Bruno“ ist ab sofort im Taschenbuchformat für 5,99 Euro und als E-Book für 3,49 Euro im Buchhandel erhältlich, ISBN: 9783744811026.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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