Nur Kunst reicht nicht aus
Kulturausschuss wünscht sich neben einem Kunstwerk noch eine historisch-kritische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals
Anfang April wird das Preisgericht voraussichtlich den Siegerentwurf zur künstlerischen Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals küren. Aber daneben soll es noch eine historisch-kritische Kommentierung am Denkmal geben. Außerdem soll das Bezirksamt dafür sorgen, dass für die Umsetzung des ausgewählten Siegerentwurfs sowie für die längerfristige Pflege und Instandhaltung des Kunstwerks entsprechende Mittel bereitgestellt werden, fordern die Pankower Verordneten.
Das monumentale Ernst-Thälmann-Denkmal des Bildhauers Lew Kerbel prägt seit 1986 die Greifswalder Straße zwischen Danziger Straße und S-Bahnhof. Mancher kann aber heut nichts mehr mit dem Namen Ernst Thälmann anfangen. Deshalb beschlossen die Pankower Verordneten bereits 2013, dass es am Denkmal eine Kommentierung geben soll. Der entsprechende Text sei „unter Federführung der Pankower Gedenktafelkommission von qualifizierter, sachverständiger Seite“ zu verfassen. Allerdings fehlten dem Bezirksamt über die Jahre die personellen und finanziellen Kapazitäten, um den BVV-Beschluss rasch umzusetzen.
Aber seit anderthalb Jahren wird an der Kommentierung des Thälmann-Denkmals stetig gearbeitet. Und Ende Juni 2019 ist ein zweistufiger offener Kunstwettbewerb zur künstlerischen Kommentierung ausgelobt worden. In der ersten Stufe waren die Teilnehmer aufgefordert worden, Ideenskizzen und konzeptionelle Überlegungen einzureichen. 110 Bewerbungen gab es. Aus diesen Entwürfen wählte das Preisgericht zehn aus. Deren Verfasser wurden aufgefordert, Entwürfe auszuarbeiten. Diese werden voraussichtlich am 8. April vom Preisgericht beurteilt und ein Entwurf zur Umsetzung empfohlen.
Nach Auffassung des BVV-Kulturausschusses soll es neben der künstlerischen aber auch eine qualifizierte historisch-kritische Kommentierung des Denkmals in Form eines Textes geben. Diese sollte nicht nur ein Anhängsel des Kunstwettbewerbes sein. Und es könne auch nicht Aufgabe von Künstlern sein, solch eine historisch-kritische Kommentierung zu liefern, befindet der Ausschuss. Deshalb soll nun eine Arbeitsgruppe aus drei anerkannten Historikern eingesetzt werden. Diese soll unter Federführung des Fachbereichs Museum im Amt für Weiterbildung und Kultur einen Text erarbeiten. Der Text soll dann den Verordneten zur Kenntnisnahme vorgelegt werden.
Weiterhin soll das Bezirksamt unverzüglich nach Bekanntgabe des zur Umsetzung empfohlenen Entwurfs ein Konzept zur Realisierung samt Kostenschätzung vorlegen. Darin enthalten sollen auch Überlegungen zur Instandhaltung und Pflege sein. Dass solche Überlegungen nötig sind, macht der aktuelle Zustand des Thälmann-Denkmals deutlich. Seit fast drei Jahrzehnten wird es immer wieder neu mit Graffiti beschmiert. Meist im Frühjahr, kurz vor Thälmanns Geburtstag, wird das Denkmal dann gereinigt. Aber schon wenige Tage später ist es erneut beschmiert. Möglicherweise erwartet auch die geplante Kommentierung dieses Schicksal.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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