Mit der "Kamera" gemalte Bilder: Ingo Woesner zeigt seine dritte Ausstellung
Prenzlauer Berg. Bisher ist er vor allem als die eine Hälfte der Theaterzwillinge Woesner-Brothers bekannt. Aber Ingo Woesner ist inzwischen auch professioneller Fotograf.
Das beweist er derzeit mit seiner dritten Ausstellung. Im Café „Neue Liebe“, Rykestraße 42, präsentiert der Fotokünstler Landschaften, Stillleben und Momente unter dem Motto „Gesänge der Dämmerung“. Jedes Bild zieht den Betrachter in seinen Bann. Es scheint, als male Ingo Woesner mit der Kamera die Fotos.
Der Eindruck, dass es sich um Gemälde handeln könne, kommt nicht von ungefähr. „Ich wollte als Teenager eigentlich Malerei studieren“, sagt er. „Aber dann wurde ich Schauspieler. Die Malerei interessierte mich aber weiterhin.“
Dass er nun fotografiert, statt zu malen, ergab sich vor fünf Jahren. Seinerzeit managte er den Aufbau des Theaters auf dem Pfefferberg an der Schönhauser Allee. „Ich dokumentierte das Baugeschehen und fotografierte viel. Dabei merkte ich, dass mich vor allem die Szenen mit Bauarbeitern bei Arbeit interessierten“, berichtet er.
Immer mehr widmete sich Ingo Woesner der Porträtfotografie. „Und unter Porträts verstehe ich nicht nur die Darstellung von Menschen“, erklärt der 53-jährige. „Porträt kommt ja vom lateinischen protrahere, was hervorziehen oder ans Licht bringen bedeutet. Anders gesagt: es geht um das Zeigen und Offenlegen, was hinter einer Sache steckt. Und genau das versuche ich auch, wenn ich Landschaften oder Tiere fotogarfiere.“
Die Landschaftsporträts von Ingo Woesner sind außergewöhnlich. Ob es Fotos aus der Schweiz, von Hiddensee, aus Portugal oder Paraguay sind: alle vermitteln eine besondere Atmosphäre und man fühlt sich fast in die Landschaften hineinversetzt.
Zurzeit ist Ingo Woesner in Räumen mit seiner Kamera tätig. Er porträtiert Persönlichkeiten für seine bisher größte Ausstellung. Diese findet unter dem Motto „Licht unter der Haut“ statt und wird etwa 100 Fotografien umfassen. Eröffnet wird sie am 7. November 19 Uhr in der Anwaltskanzlei KV LEGAL, Oranienstraße 24. Hier hat der Fotograf die Möglichkeit, seine erste Werkschau zu präsentieren.
Für seine Porträts besucht er Menschen, die er interessant findet, vom Schauspielerkollegen bis zu Zahnarzt. „Wenn ich mich auf den Weg zu ihnen mache, weiß ich noch gar nicht, wie ich sie fotografiere“, erklärt er. „Wir unterhalten uns, bauen im Gespräch eine Beziehung auf, und der Fotoapparat ist wie eine Maschine, die nebenbei immer wieder auslöst. Die Bilder entstehen sozusagen nicht allein durch mich, sondern durch uns. Und zum Ende der Begegnung habe ich vielleicht 100 Fotos, von denen zehn in die engere Auswahl kommen – und eines ist dann so überzeugend, dass ich es ausstelle.“
Nicht nur für seine Art des Fotografierens hat sich Ingo Woesner sein eigenes Prozedere entwickelt. Auch Rahmung und Hängung von Bildern übernimmt er in Eigenregie. „Vor meiner ersten Ausstellung hatte ich keine Ahnung, was man da alles beachten muss. Von optischer Mitte hatte ich zum Beispiel noch nie etwas gehört. Aber inzwischen würde ich mich schon als Fachmann bezeichnen“, sagt Ingo Woesner.
Die Ausstellung im Café „Neue Liebe“ ist Mittwoch bis Montag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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