"Parallelwelten" in Ost und West
Museum Pankow zeigt Fotos von Klaus Mehner

Der Kurator der Ausstellung, Peter Wensierski, entdeckte den großen Bildschatz, den Klaus Mehner als Berlin-Chronist hinterließ. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Der Kurator der Ausstellung, Peter Wensierski, entdeckte den großen Bildschatz, den Klaus Mehner als Berlin-Chronist hinterließ.
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Das Museum Pankow zeigt in seiner Ausstellungshalle in der Prenzlauer Allee 227/228 bis zum 14. August eine neue Ausstellung. Diese trägt den Titel „Parallelwelten Ost-West. Fotografien aus Berlin 1964–1990“.

Präsentiert werden unzählige Fotografien von Klaus Mehner (1941-2016), darunter auch neu entdeckten Fotos. Ob Protestaktionen oder kleinbürgerliches Leben, ob sozialer Wohnungsbau oder Transitstrecken, Intershops oder Alltagsszenen: Klaus Mehner war ein außergewöhnlich aktiver politischer Fotograf und ein Chronist Berlins zwischen 1964 und 1990. Der vor sechs Jahren verstorbene Mehner hat einen Schatz von mehr als 800 000 Fotografien und Negativen dem Archiv der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur hinterlassen. Eine Auswahl seiner Bilder ist nun erstmals in einer Ausstellung in der Halle des Museums Pankow zu sehen.

Auf Klaus Mehners umfangreiche Fotosammlung wurde der Journalist Peter Wensierski aufmerksam. Der frühere Spiegel-Redakteur arbeitete mit ihm hin und wieder zusammen. Bei Recherchen nach einem Foto in der Bundesstiftung Aufarbeitung stieß er auf die äußerst umfangreiche Sammlung an Fotografien und Negativen, die Mehner hinterließ. Dass sein Kollege von der Zunft der Pressefotografen so viele Fotos archiviert hatte und vor allem, dass er über so lange Zeit als Bildchronist in West und Ost unterwegs war, überraschte Peter Wensierski dann doch. „Er war ja immer journalistisch tätig, hat nie einen Bildband wie manch anderer veröffentlicht“, sagt er.

Ohne Berührungsängste

Wensierski sah sich Tausende Bilder und Negative im Archiv der Stiftung Aufarbeitung an. Dabei fiel ihm auf, dass es tatsächlich von den Motiven und den Themen viele Parallelen zwischen Ost und West gab. So entwickelte er die Idee, Fotopaare zusammenzustellen. Und die Vielfalt dieser Fotopaare ist unglaublich: Demonstranten, Geschäftemacher, Politiker, Künstler, Kinder in Hinterhöfen in Kreuzberg wie in Pankow waren nur einige der Motive. Sex-Shops im Westen, staatliche Softporno-Produktionen im Osten, Models und Rentnerinnen, Prominente und Kriminelle: Klaus Mehner fotografierte alles, was er als wert empfand, dokumentiert zu werden.

Manchen Fotos merkt man an, dass Mehner keine Hemmungen oder Berührungsängste zeigte und manchmal anarchistisch vorging. So war er unter anderem als Chronist der Studentenbewegung der 60er-Jahre im Westen Berlins unterwegs und fotografierte auch Studentendemonstrationen in Ost-Berlin Ende der 70er-Jahre. Beide fanden im Kern zu unterschiedlichen Themen statt. Während sich die einen eine andere Politik in der Bundesrepublik und im Westen Berlins wünschten, bekräftigten die anderen ihre Zustimmung zum System im Osten.

Vermeintlich unterschiedliche
Lebenswelten zusammengebracht

Manchmal verbinden Klaus Mehners Fotos zwei vermeintlich unterschiedliche Lebenswelten auf überraschende Weise. Berlin war zwar geteilt, aber oft ähnlicher, als beiderseits der Mauer vermutet. So fotografierte Mehner zum Beispiel auch Modenschauen in beiden Hälften der Stadt. Und was auf den ersten Blick wie eine West-Modenschau aussieht, entpuppt sich als kreative Ost-Veranstaltung. „Mitunter gab es mehr Westen im Osten und mehr Osten im Westen, als man denkt“, meint Peter Wensierski. Als Beispiel zeigt er die Fotos von Kitakindern, die in einer Reihe auf Töpfen sitzen. „Alle denken sofort: Das ist ein typisches Foto aus einem DDR-Kindergarten. Entstanden ist es aber in Kreuzberg“, erklärt der Kurator der neuen Ausstellung

In der Ausstellung sind auch zahlreiche Fotos von Prominenten aus Kultur, Politik und Wirtschaft zu sehen. Als Beispiele seien das Musiker-Bild-Paar Frank Schöbel und Peter Maffay oder das Theatermacher-Paar Heiner Müller und Peter Stein genannt. Außerdem finden sich in der Ausstellung Stationen mit kleinen Filmen zu einzelnen Fotopaaren. Und es gibt in der Ausstellung zahlreiche QR-Codes, über die Näheres zu den einzelnen Fotos und zu deren Entstehungsgeschichte zu erfahren ist.

Veranstaltungen geplant

Im Rahmen der Ausstellung sind mehrere Veranstaltungen geplant. So findet zum Beispiel am Donnerstag, 24. März, um 18.30 Uhr eine Hybrid-Veranstaltung „Sei doch laut – Die Frauen für den Frieden in Ost-Berlin“ statt, die von Peter Wensierski moderiert wird. Außerdem gibt es zur Ausstellung ein Buch mit Fotografien von Klaus Mehner, das Peter Wensierski im Janon Verlag herausgibt. Mehr zu den Veranstaltungen und zu diesem Buch ist auf https://bwurl.de/17ou zu erfahren.

Zu besichtigen ist die Sonderausstellung dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt, auch zu geplanten Begleitveranstaltungen, ist frei. Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit dem Berliner Geschichtsvereins Nord-Ost in Kooperation mit dem Museum Pankow und Kurator Peter Wensierski. Gefördert wird sie durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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