Kulturhistorischer Blick zurück
„Seitenflügel“ in einer Ausstellung

In der neuen Sonderausstellung „Seitenflügel Berlin-Prenzlauer Berg 1992-1997“ präsentiert die Fotografin und Kuratorin Christine Kisorsy alle "Seitenflügel"-Ausgaben, die innerhalb des fünfjährigen Erscheinungszeitraums vom damaligen Kulturamt herausgegeben wurden. | Foto: Bernd Wähner
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  • In der neuen Sonderausstellung „Seitenflügel Berlin-Prenzlauer Berg 1992-1997“ präsentiert die Fotografin und Kuratorin Christine Kisorsy alle "Seitenflügel"-Ausgaben, die innerhalb des fünfjährigen Erscheinungszeitraums vom damaligen Kulturamt herausgegeben wurden.
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Bis 26. November 2023 präsentiert das Museum Pankow die Sonderausstellung „Seitenflügel Berlin-Prenzlauer Berg 1992-1997“.

Wer schon länger hier wohnt, wird in dieser Ausstellung an den morbiden Charme des „alten“ Prenzlauer Bergs sowie an Kultureinrichtungen erinnert, die es in den 90er-Jahren noch gab. Hinzugezogene können anhand der Fotos nachvollziehen, wie es noch vor 30 Jahren im Ortsteil aussah. Dabei wird deutlich, dass der berühmte „Mythos Prenzlauer Berg“ eigentlich nur außerhalb Berlins kursierte. Für die Menschen, die noch vor 30 Jahren hier lebten und von denen viele durch Gentriefizierung verdrängt wurden, war der Alltag weit schnörkelloser. Nicht nur Bewohner mussten den Ortsteil verlassen, auch Kultureinrichtungen schlossen aus unterschiedlichen Gründen – sei es der legendäre Knaack-Club an der Greifswalder Straße, der Icon-Club an der Milastraße oder auch der Kultur-Laden an der Dunckerstraße.

Dass mit dieser Ausstellung ein solch fundierter lokal- und kulturhistorischer Blick auf die 90er-Jahre geworfen werden kann, ist einem Schatz zu verdanken, den die Kuratorin der Ausstellung, Christine Kisorsy, gemeinsam mit den anderen Gestaltern im Museum Pankow wiederentdeckte. Dabei handelt es sich um den „Seitenflügel“. Dieser wurde von 1992 bis 1997 in Plakatform vom damaligen Kulturamt Prenzlauer Berg herausgegebenen. Er kombinierte in jedem Monat je ein fotografisches Motiv auf der Vorderseite mit Veranstaltungsankündigungen auf der Rückseite.

Vor allem auch wegen der Fotografien entwickelte sich der „Seitenflügel“ rasch zu einem beliebten Sammlerobjekt. Und professionelle, wie auch Freizeitfotografen rissen sich darum, eines ihrer Fotos auf dem „Seitenflügel“ veröffentlichen zu können. Neben einem Honorar gab es außerdem jeweils 30 Belegexemplare. Der „Seitenflügel“ war aber nicht nur eine Präsentationsplattform für zeitgenössische Fotografie, sondern auch ein Medium, das über die im damaligen Bezirk Prenzlauer Berg verortete künstlerische Produktion informierte.

Erstmals werden in dieser Sonderausstellung nun alle 67 "Seitenflügel"-Ausgaben präsentiert. Dazu gibt es Filminterviews mit Fotografen. Es finden sich auch Informationen zu einstigen und heute noch bestehenden Kultureinrichtungen in Prenzlauer Berg. Was es davon einst an davon gab, lässt sich auch auf einer Ortsteilkarte nachvollziehen. Es waren ursprünglich mal 61 Kulturorte, aber die Hälfte davon gibt es nicht mehr – so wie es auch den „Seitenflügel“ nicht mehr gibt. Er wurde aus Kostengründen eingestellt. Der letzte erschien als Ausgabe 12/1997.

Die Sonderausstellung „Seitenflügel Berlin-Prenzlauer Berg 1992-1997“ im Museum Pankow, Prenzlauer Allee 227/228, ist bis 26. November Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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