Senefelderplatz: Ein kleines Schmuckstück mitten im Trubel der Großstadt

Dieses historische Bild zeigt den Senefelderplatz um 1915. | Foto: Archiv BW
4Bilder
  • Dieses historische Bild zeigt den Senefelderplatz um 1915.
  • Foto: Archiv BW
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Er ist eine kleine, aber feine Grünanlage mitten in der Stadt: der Senefelderplatz. Um ihn herum pulsiert das Leben. Die Schönhauser Allee führt an ihm vorbei. Aus dem U-Bahnhof strömen Menschen. Gegenüber befindet sich der Pfefferberg mit seinen Gastronomie- und Kultureinrichtungen. Und rund um den Platz gibt es diverse Lokale.

Aber der Senefelderplatz ist auch ein Ort, an dem man sich gern mal verabredet. „Wir treffen uns am Senefelderdenkmal“, heißt es dann. Aber wer war dieser Senefelder? Der Senefelderplatz hieß nicht immer so. Angelegt wurde er 1885 zwischen der Schönhauser Allee und der Kollwitzstraße, die hier in einem spitzen Winkel auseinanderlaufen. Dieser Winkel wird von der Metzer Straße durchschnitten, sodass ein dreieckiger Platz entsteht. Dieses Dreieck hat eine Fläche von immerhin 1700 Quadratmetern.

Als Grünfläche gestaltet wurde sie von Stadtgartendirektor Hermann Mächtig. Auf einem Rasen ließ er Bäume und Gehölze pflanzen. Und der Platz bekam zunächst den Namen „A, Abt XII“, ehe er dann „Tusnelda-Platz“ genannt wurde. Im Süden wurde 1892 das Denkmal für Alois Senefelder (1771-1834) aufgestellt, und 1896 erhielt der Platz seinen heutigen Namen.

Senefelder erfand 1797 die Lithographie, also den Steindruck. Außerdem entwickelte er weitere Verfahren und Gerätschaften, die das Druckereiwesen voranbrachten. 1826 stellte Senefelder außerdem den ersten Mehrfarbdruck her. Zeitweise leitete er eine größere Druckerei in München, in der er seine Erfindungen praktisch nutzen konnte. Weiterhin verfasste er das „Lehrbuch der Lithographie“, das 1816 erschien und in viele Sprachen übersetzt wurde. Die Druckergilde Deutschlands entschied sich aufgrund der großen Verdienste ihres Mitglieds, ihm ein Denkmal zu stiften.

Dieses Denkmal ist heute eines der ältesten in Prenzlauer Berg. Geschaffen wurde es vom Bildhauer Rudolf Pohle aus Carrara-Marmor. Stattliche fünf Meter hoch besteht es aus der 2,65 Meter großen Figur Senefelders in Arbeitspose. Er begutachtet eine Steinplatte. Zu seinen Füßen liegen indes Druckerwerkzeuge.

Am Sockel befinden sich zwei puttenartige Figuren. Eine von ihnen schreibt den Namen des Lithographie-Erfinders in Spiegelschrift an den Sockel, die andere Figur liest die Schrift mithilfe eines Spiegels. Zur Einweihung des Denkmals kam dann sogar Kaiser Wilhelm II.

Im Zweiten Weltkrieg ist das Denkmal beschädigt worden, wurde aber wieder instand gesetzt. Allerdings setzte die Zeit dem Denkmal so zu, dass es 1994/1995 im Rahmen der Sanierung des gesamten Platzes restauriert werden musste. Auch Vandalismus kennt man auf dem Senefelderplatz. So wurde in den vergangenen Jahren der Spiegel immer wieder abgebrochen, und aktuell fehlt der Oberkörper einer der Sockelfiguren.

Eine weitere Besonderheit am Senefelderplatz ist übrigens ein „Café Achteck“ im Norden des Platzes. Dabei handelt es sich um eine öffentliche Bedürfnisanstalt für Männer, die 1878 in Berlin entwickelt wurde. Der Senat entschied im Rahmen der Platzsanierung Mitte der 90er-Jahre, diese Bedürfnisanstalt als historisches Anschauungsobjekt zu sanieren - und zur Nutzung wiederzueröffnen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

88 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 651× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 937× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 912× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.277× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.