"Millionär bin ich nicht geworden"
Thomas Strauß hat Nachtlichter und Handwärmer erfunden
Erfinder sind Visionäre und Tüftler mit Leidenschaft. Thomas Strauß ist so ein Mensch. Dutzende Ideen für den Alltag hat er schon erfunden und schützen lassen. Nachtlichter ohne Glühbirne und Leuchtdiode zum Beispiel.
Die Idee kommt Thomas Strauß meist zu Hause. In seinem „Kraft-Raum“. Dort findet er die Ruhe zum Nachdenken. Erst wenige Tage alt ist sein neuestes Nachtlicht. „Lesen kann man damit nicht“, verrät Thomas Strauß. „Aber es hilft, nachts nicht gegen den Schrank oder eine schmerzhafte Kante zu stoßen, wenn man zur Toilette will.“ Der Clou dabei: Das Orientierungslicht leuchtet im Dunkeln ganz von allein, ohne Glühbirne oder Leuchtdiode. Das Geheimnis heißt „Phosphoreszenz“. Für diesen Effekt nutzt Thomas Strauß Leuchtpigmente. „Die bringen auch die Zeiger von Uhren zum Leuchten.“ Kaum größer als ein Untersetzer ist sein Nachtlicht handlich und dazu noch umweltfreundlich. „Weil die Technik ohne Strom auskommt.“
Sein jüngstes Nachtlicht hat Thomas Strauß als Design angemeldet. Dieser Schutz ist dann sinnvoll, wenn es primär um die Form der Erfindung geht. Der Designschutz ist keine große Hürde für Anfänger-Erfinder und leicht zu bekommen. Für die Anmeldung reichen wenige Angaben wie Form oder Farbe und Fotos. Andere Nachtlichter und Erfindungen von Thomas Strauß genießen den Schutz als Gebrauchsmuster. Auch hierfür müssen Erfinder keinen aufwendigen Prüfungsprozess durchlaufen. Allerdings ist das Herstellungsverfahren des Produkts damit nicht geschützt und die Laufzeit auf zehn Jahre begrenzt. Beim Patent sind es 20 Jahre. Eine Erfindung patentieren zu lassen, dauert aber nicht nur sehr lange, es ist auch ziemlich teuer und kostet in Deutschland etwa so viel wie der Führerschein.
Thomas Strauß jedenfalls hat noch kein Patent. Dafür aber 29 eingetragene Gebrauchsmuster und sechs Designs. Darunter sind drei Nachtlichter, Schmuckringe, elektronische Schaltungen für Synthesizer, ein Hochspannungswarngerät, ein Handwärmer und ein Antistressgerät. Den Handwärmer aus Kunststoff-PVC hat Strauß vor vier Jahren erfunden. Er wird mit einem Schwammtuch warmgerieben und wärmt die Hand dann etwa zehn Minuten lang. „Der ist allerdings nicht sehr praktisch.“ Strauß hat das Design des Handwärmers daher zum Antistressgerät weiterentwickelt. „Die Konzentration der Wärme ist hier nicht statisch auf ein Körperteil gerichtet, sondern wandert von Daumen zu einem Finger, zum zweiten Finger und wieder zurück auf den Daumen“, erklärt der Tüftler. „Es ist eine Art Konzentrationsübung, die entspannt und gegen Stress hilft.“
Millionär ist der 62-Jährige mit seinen Erfindungen nicht geworden. „Damit teile ich das Schicksal der meisten privaten Tüftler und Erfinder.“ Aber seine Ideen verbessern den Alltag, sagt Thomas Strauß. „Und darum geht es mir.“ Außerdem fallen Erfindungen nicht vom Himmel. Dem Entdecker hilft der Zufall weiter. „Er entdeckt ein physikalisches Phänomen, der Erfinder aber nutzt bekannte Phänomene und wendet sie an. Das ist der Unterschied.“ Wer etwas erfinden will, braucht Kreativität und Tüftelleidenschaft. Und gewisse Fähigkeiten, um aus seiner Vision ein fertiges Produkt zu kreieren. Bei Thomas Strauß ist es das Händchen fürs Material. Strauß ist gelernter Metallograf, hat unter anderem für die Bundesanstalt für Materialforschung in Dahlem gearbeitet. Geboren ist er am Starnberger See, seine Familie zog 1985 nach West-Berlin. Heute wohnt er an der Landsberger Allee in Prenzlauer Berg. Ein Erfinder braucht aber auch Intuition, sagt Strauß. „Und er muss gut recherchieren können.“ Denn nichts sei schlimmer als etwas zu erfinden, das es schon gibt. „Es muss unbedingt neu sein, sonst ist man weg vom Fenster.“ Thomas Strauß hat diese Erfahrung selbst machen müssen. Mit einem speziellen Magnetlader, den jemand schon vor ihm in den Siebzigern erfunden hat. Manchmal überholt den Tüftler aber auch die Moderne. „Die Technik entwickelt sich ja rasend schnell.“
Ob er persönliche Vorbilder hat? "Ja", sagt Thomas Strauß. George de Mestral zum Beispiel. Der hat den Klettverschluss erfunden. Oder Michael Grätzel, der für seine „Grätzelzelle“ (Solarzelle) berühmt geworden ist. Berühmt sein, das wäre für Thomas Strauß eine „schöne Sache“. Obwohl er nicht gern im Mittelpunkt steht. Was nicht ist, kann aber noch werden. Denn verrückte Ideen gehen Strauß nicht aus. Wie wäre es mit einem völlig neuartigen Musikinstrument oder synthetischen Muskeln für Roboter? Oder mit einem Luftkissenfahrzeug mit Pedalantritt?
In Wilmersdorf gibt es einen Erfinderstammtisch. Da tauscht man sich aus, holt sich Rat. Thomas Strauß will da mal hin. Mit ihm in Kontakt treten kann man über seine Website www.90j.de.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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