Von West nach Ost: Ausstellung thematisiert die Zuwanderung aus der BRD in die DDR
Prenzlauer Berg. Das Pankower Museum zeigt eine neue Ausstellung zu einem Thema, über das bislang wenig öffentlich bekannt war. Dass Bürger aus dem Osten Deutschlands in den Westen ausreisten, war seit Bestehen der DDR ein Thema. Weniger öffentlich bekannt ist, dass es auch eine Rück- und Zuwanderung aus der Bundesrepublik in die DDR gab.
Diese war bei Weitem nicht so häufig, wie die in Richtung Westen, aber es gab sie. Diesem Thema deutsch-deutscher Geschichte widmet sich die Ausstellung „Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989“.
Erarbeitet wurde diese Wanderausstellung vom Verein exhibeo. Zu besichtigen ist sie bis zum 27. August im Pankower Museum in der Prenzlauer Allee 227/228. „Wechselseitig“ erzählt erstmalig in dieser Art die kaum bekannte Geschichte von Menschen, die von der Bundesrepublik in die DDR übersiedelten. Ihre Zahl wird auf eine halbe Million Menschen geschätzt. Die meisten wechselten noch vor dem Mauerbau 1961 von West nach Ost. Nur eine Minderheit wählte diesen Weg aus politischer Überzeugung. Die meisten Übersiedler kehrten zurück zu ihren Familien und Freunden. Oder sie hatten sich verliebt, flohen vor Strafverfolgung, folgten dem Ruf der Kirchen, suchten Arbeit, ein besseres Leben oder einen persönlichen Neuanfang.
Erst später, mit Beginn des Kalten Krieges, wurde die Migration von West nach Ost zu etwas Besonderem. „Wechselseitig“ lässt diesen Aspekt der deutsch-deutschen Geschichte am Beispiel der Lebenswege von mehr als 20 Übersiedlern lebendig werden. Diese Frauen und Männer wechselten seit den 50er-Jahren bis in die späten Achtziger über die innerdeutsche Grenze. Ihnen erging es recht unterschiedlich. Das Spektrum der Lebensgeschichten reicht von einem erfüllten und zufriedenen Leben in der DDR über Bespitzelung im Alltag bis hin zu Haft, Flucht und Tod.
Die Ausstellung „Wechselseitig“ hat auch eine regionale, eine Pankower Komponente. Eines der Aufnahmeheime für Übersiedler aus der Bundesrepublik befand sich nämlich in Blankenfelde. Bis in die 70er-Jahre hinein war ein Barackenkomplex an der Blankenfelder Chaussee der Ort, an dem Rückkehrer und Zuwanderer von den Behörden überprüft und befragt wurden.
Wie in anderen Aufnahmeheimen der DDR mussten sie oft wochenlang auf die Entscheidung warten, ob sie in der DDR bleiben oder in den Westen zurückkehren mussten. Unter den Heiminsassen befanden sich Deserteure der Bundeswehr wie der in der Ausstellung porträtierte Arnold Schölzel. Aber auch der spätere Schlagerstar Achim Mentzel (1946-2016) musste dort einige Zeit verbringen. Er war 1973 nach einem Auftritt im Westen geblieben, kehrte aber nach wenigen Monaten wieder in die DDR zurück, weil er im Westen nicht Fuß fassen konnte.
Während der Ausstellung sind Begleitveranstaltungen geplant. Am 22. Juni um 19 Uhr findet als erste Veranstaltung die Präsentation des Dokumentarfilms „Heimweh nach der DDR“ mit einem anschließenden Zeitzeugengespräch statt. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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