Engagiert für Inklusion
Clauß Eßer ist verstorben

Schneidermeister Claus Eßer bildete Menschen mit und ohne Behinderung zu Maß- und Änderungsschneidern aus. Er ließ es sich nicht nehmen, Modenschauen seiner Mitarbeiter und Lehrlinge selbst zu moderieren. | Foto: Karsten Gander
  • Schneidermeister Claus Eßer bildete Menschen mit und ohne Behinderung zu Maß- und Änderungsschneidern aus. Er ließ es sich nicht nehmen, Modenschauen seiner Mitarbeiter und Lehrlinge selbst zu moderieren.
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Er war einer, der jungen Leuten Mut machte und sie motivieren konnte: Claus Eßer. Nun ist Claus Eßer im Alter von 82 Jahren verstorben.

Viele Anbewohner kannten ihn von den Tagen der offenen Tür im Verein „Fördern durch Spielmittel“ oder auch vom Laden des Vereins an der Immanuelkirchstraße 24, so Siegfried Zoels vom Vereinsvorstand.

Nachdem Claus Eßer einige Zeit beim Projekt „Förderung von Schulkindern mit Behinderungen“ gearbeitet hatte, fragte er: „Wollen wir nicht versuchen, ob einzelne Schüler einen Berufsabschluss schaffen könnten? Ich bin schließlich Schneidermeister.“ Als solcher durfte und konnte er auch Gesellen ausbilden. Von 2002 bis 2019 betrieb der Verein "Fördern durch Spielmittel" an der Immanuelkirchstraße daraufhin eine Schneiderei. Im Laufe der Jahre bildete Claus Eßer mit viel Engagement zwölf junge Leute erfolgreich aus. Sieben von ihnen schlossen ihre Lehre als Maßschneider und fünf als Änderungsschneider ab, berichtet Siegfried Zoels. Drei der Absolventen waren schwerbehindert und einer hatte einen Flüchtlingsstatus.

Vor allem auch wegen des Engagements von Claus Eßer wurden die beiden produzierenden Betriebe des Vereins, die Schneiderei und die Tischlerei, mit dem Pankower Ausbildungspreis ausgezeichnet. „Das Besondere an beiden Betrieben war: Menschen mit und ohne Behinderungen arbeiteten gemeinsam auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, nicht unter Sonderbedingungen“, betont Siegfried Zoels.

Höhepunkte für die Mitarbeiter sowie die Auszubildenden der Schneiderei waren die jährlichen Modenschauen beim Tag der offenen Tür des Vereins oder auch bei der Fashion Week. In der Schneiderei produzierten die Azubis auch selbstentworfene Bekleidungsstücke oder fertigten sie nach Entwürfen des Modedesigners Frank Link, organisierten den Ablauf der Modenschauen und traten vor Publikum selbst als Mannequins auf – stets unterstützt von ihrem Schneidermeister, der die Shows moderierte.

Claus Eßer selbst wuchs im Kinderheim auf und arbeitete sich mit Fleiß und Disziplin bis in die Society in Frankfurt/Main hoch. Dort betrieb er mit einem Partner aus Spanien eine Maßschneiderei direkt am Römer. Nach 1990 zog es ihn nach Leipzig. Er hoffte dort Fuß zu fassen, berichtet Siegfried Zoels. Leider geriet er in den Strudel der damaligen „Schneiderpleite“. Berlin und seine Tätigkeit beim Verein „Fördern durch Spielmittel“ waren deshalb für ihn noch einmal ein Neuanfang.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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