Dagmar Janke erinnert an das Schicksal ihrer Familie

Der Stolperstein für Rosa Schlagk. | Foto: BW
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Prenzlauer Berg. In Prenzlauer Berg sind neue Stolpersteine für drei jüdische Frauen verlegt worden. Initiiert wurde das Ganze von Dagmar Janke in Zusammenarbeit mit Oberschülern der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule. Bei den drei Frauen handelt es sich um Großtanten von Dagmar Janke.

Dagmar Janke beschäftigt sich seit drei Jahren intensiv mit dem Leben ihrer weit verzweigten Großfamilie Behrendt. Bei Recherchen stieß sie auf zahlreiche jüdische Verwandte, die im Holocaust deportiert wurden. Ihr Vater hatte später nur ungern über diese Zeit und das Schicksal der Familie gesprochen. Nachdem er starb, wollte Dagmar Janke mehr erfahren. Die 54-Jährige begann ihre Familiengeschichte aufzuarbeiten. Nicht nur in Archiven und in der Berliner Einwohnerdatei forschte sie nach, sie besuchte auch die Gedenkstätte Jad Vashem in Jerusalem.

Inzwischen hat sie über 100 Namen dokumentiert, die sie ihrer Großfamilie zuordnen kann. Zu etwa einem Viertel hat sie bereits konkrete Angaben. Das brachte sie auf die Idee, an ihre deportierten und getöteten Angehörigen mit Stolpersteinen zu erinnern.

Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing. Diese werden in das Pflaster vor Wohnhäusern eingelassen, sodass Passanten auf sie aufmerksam werden, quasi über sie "stolpern". Dagmar Janke verlegte im vergangenen Jahr bereits fünf Steine in Zusammenarbeit mit Schülern des Heinrich-Hertz-Gymnasiums in Friedrichshain. Für die drei neuen Stolpersteine in Prenzlauer Berg vermittelte ihr die Berliner Stolperstein-Initiative den Kontakt zu Schülern der Wilhelm-von-Humboldt-Schule. Mit den 13- und 14-Jährigen sprach Dagmar Janke über ihre Familiengeschichte und den Holocaust. Außerdem besuchte sie den Jüdischen Friedhof Weißensee. Die Schüler informierten die Bewohner der Häuser, über das Schicksal der Frauen und gestalteten die feierliche Verlegung der kleinen Gedenktafeln.

Der erste Stolperstein vor dem Haus in der Greifswalder Straße 48 erinnert an Rosa Schlagk. Bis 1941 lebte sie dort mit einem nichtjüdischen Ehemann und war zunächst vor der Deportation geschützt. Aber dann verstarb ihr Mann. 1944 tauchte sie in die Illegalität ab. Aber sie wurde verraten und nach Theresienstadt deportiert. Dort konnte sie im Mai 1945 als eine der Überlebenden durch die Rote Armee befreit werden.

Wenige Gehminuten von diesem Haus entfernt lebten in der Winsstraße 7 die beiden Schwestern von Rosa Schlagk, Hedwig Peters und Herta Henschke. Auch Hedwig Peters lebte anfangs in einer Mischehe und tauchte 1943 ab, als sie von ihrer bevorstehenden Deportation erfuhr. Auch sie wurde verraten, 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und im Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Nicht überlebt hat den Holocaust hingegen Herta Henschke. Sie vergiftete sich Anfang 1943, als sie von der bevorstehenden Deportation erfuhr. Am 9. März 1943 verstarb sie im Jüdischen Krankenhaus und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.

Nach diesen Stolpersteinen möchte Dagmar Janke weitere verlegen. Die nächsten zehn hat sie bereits für das nächste Jahr geplant.

Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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