Ein stiller Held: Ein Gedenkstein erinnert noch heute an das Leben von Wilhelm Blank
Prenzlauer Berg. Dieser weiße Gedenkstein steht etwas versteckt hinter Büschen, auf einem kleinen Platz an der Storkower Straße. Man sieht ihn kaum. Wer ihn aber entdeckt, der wird mit dem Schicksal von Wilhelm Blank konfrontiert.
Wer war Wilhelm Blank? Warum wurde für ihn ein Gedenkstein aufgestellt? Warum an dieser Stelle? Wer sollte das besser wissen als Hans Blank. Dieser ist inzwischen 95 Jahre alt. Er ist der Sohn von Wilhelm Blank und er kümmert sich um den Stein und dessen Umfeld, gießt Blumen und Pflanzen, wenn es mal sehr trocken ist. Hans Blank hat viel zu erzählen. Man könnte mit seinen Erinnerungen ganze Bücher füllen – über seinen Vater, über sein eigenes Leben und über die Geschichte des Gedenksteins.
Wilhelm Blank hatte mit seiner Familie dort, wo der Gedenkstein steht, ein Gartengrundstück. „Er arbeitete im Bergbau in Bottrop“, so Hans Blank. 1922 zog die Familie nach Prenzlauer Berg um. Sie bezogen eine sogenannte Portierswohnung in der Braunsberger Straße 52 (heute Hans-Otto-Straße). Als 1933 neue Lauben in der Kleingartenkolonie „Friedenstal“ errichtet wurden, zog die Familie in ein neu errichtetes Häuschen. Das wurde allerdings schon wenig später zu einem Versteck. Wilhelm Blank machte aus seiner Abneigung gegen Nazis nie einen Hehl. Und deshalb brachte er in der Laube untergetauchte und flüchtige Mitglieder der KPD unter.
1935 wurde Wilhelm Blank verhaftet. Man erwischte ihn beim illegalen Verteilen der kommunistischen Zeitschrift „Solidarität“. Er wurde zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Haftstrafe stand er weiter unter Beobachtung. Zum Verhängnis wurde ihm ein Verrat. In der Hoffnung, von einem weiteren Einsatz an der Ostfront verschont zu bleiben, verriet ein Mann den Nazis, dass Wilhelm Blank flüchtige KPD-Mitglieder unterstützt hatte.
Anfang Mai 1943 wurde Blank erneut inhaftiert und am 19. April 1944 zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Er kam ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Von dort wurde er ins KZ Mauthausen überstellt. Am 9. April 1945 starb er in dessen Außenlager Gusen an den Folgen der Zwangsarbeit.
Hans Blank erfuhr vom Schicksal seines Vaters erst nach Kriegsende. Er war bereits 1942 eingezogen und mit 21 Jahren nach Afrika geschickt worden. Dort geriet er in englische, dann in amerikanische, später in französische Kriegsgefangenschaft. „Am 30. Mai 1947 war ich wieder zu Hause in Berlin, und hier bekam ich nach und nach mit, was mit meinem Vater geschehen war“, erzählt er.
Der Vorstand der Kleingartenanlage entschied, in Erinnerung an Wilhelm Blank am Eingang einen Gedenkstein aufzustellen. Dieser wurde vor 70 Jahren enthüllt. Als die Kleingärten Mitte der 70er-Jahre dem heutigen Wohngebiet Mühlenkiez weichen mussten, verschwand auch der erste Stein. „Aber der damalige VEB Fernmeldeanlagenbau, der sich ganz in der Nähe befand, entschied sich, einen neuen zu finanzieren, aufzustellen und zu pflegen“, so Hans Blank.
Seit Mitte 1977 steht der Stein an der Storkower Straße 53-55. 2009 war er allerdings plötzlich verschwunden. Hans Blank recherchierte bei der Polizei und beim Bezirksamt. Mit Unterstützung des Leiters des Pankower Museums, Bernt Roder, fand er den Stein im Lager des Grünflächenamts. Er war von Unbekannten umgestürzt worden und wurde aus Sicherheitsgründen eingelagert. Es dauerte zwei Jahre, bis der Stein wieder aufgestellt werden konnte. Leider ist er danach mehrfach beschmiert worden und musste gereinigt werden. 2013 ist er noch um eine Kommentartafel ergänzt worden. Auf der erhalten Interessierte einen kleinen Einblick in das Leben von Wilhelm Blank.
Dass an seinen Vater erinnert wird, berührt Hans Blank immer wieder. Er wünscht sich allerdings noch mehr öffentliches Engagement bei der Pflege. So werden zum Beispiel immer wieder die beiden Bänke vom Gedenkstein entfernt. Immer wieder findet sich dort Müll, und auch die Pfalzen müssten besser gepflegt werden. „Ich sehe hier ja immer wieder nach dem Rechten“, sagt Hans Blank. „Aber mit 95 Jahren kann ich nicht mehr alles allein schaffen.“ BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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