Von Frauen, die Mut bewiesen
Erfolg für ein Buch über zugewanderte Mütter
Melisa Manrique und Manik Chander haben Geschichten gesammelt, in denen Mütter mit Migrationshintergrund ihren Töchtern in Deutschland ihre Geschichten von Flucht und Auswanderung erzählen. Mit ihrem Buch „Mama Superstar“ haben Manrique und Chander den zweiten Platz beim Wettbewerb für den Deutschen Integrationspreis der Hertie-Stiftung gewonnen.
Wie ist es eigentlich, als Tochter einer „Migrant Mama“ aufzuwachsen? „Als Kinder haben wir uns ,normale' statt migrantische Eltern gewünscht“, erzählt Manrique. „Eltern, die weniger auffallen, die bei den Hausaufgaben helfen können oder die Spaghetti statt Ceviche kochen.“ Sie hätten einfach dazugehören wollen. „Das Geschenk zweier Kulturen konnten wir nur schwer wertschätzen.“
Als Dankeschön an die eigenen Mütter
Manrique kam mit fünf Jahren mit ihrer Familie aus Peru nach Italien und lebt heute in Berlin. Chander ist Tochter indischer Eltern und arbeitet in Frankfurt. Erst als junge Erwachsene – beide Frauen sind um die 30 Jahre alt – hätten sie begonnen, stolz auf ihre zweite Kultur, die des Herkunftslandes ihrer Eltern, zu sein. Mit „Mama Migrant“ wollten sie sich auch bei ihnen bedanken.
Die Idee zum Buch entwickelten die beiden jungen Frauen in Mumbai. In der indischen Metropole lernten sie sich während eines Auslandssemesters kennen und entdeckten sofort das Thema Migration für sich. Allerdings mussten danach noch einmal vier Jahre vergehen, bis sie die Idee mit viel Mühe und finanzieller Unterstützung ihrer Familien verwirklichen konnten.
Die Anstrengung hat sich gelohnt. Die erste, in diesem März erschienene Auflage mit 5000 Exemplaren war nach vier Wochen ausverkauft. Interessanterweise waren die meisten Käufer des Buches Deutsche ohne Migrationshintergrund. Eine zweite verbesserte Auflage, „Mama Superstar Community Edition“ ist am 26. Juni erschienen. Das Buch kostet 24,90 Euro und ist über www.migrantmama.com erhältlich.
„Statement für ein buntes Deutschland“
Das Buch enthält neben den Geschichten von elf Müttern, die von ihren Töchtern interviewt wurden, auch Rezepte aus deren Herkunftsländern. Die befragten Mütter stammen aus Indien, Äthiopien, Bolivien, Mexiko, Peru, Südkorea und Kasachstan, aus dem Irak und der Türkei sowie von den Philippinen. Heute leben sie über ganz Deutschland verstreut.
Als Leitfaden haben Manrique und Chander einen Fragebogen entwickelt. Denn die Töchter kannten oftmals nur wenige Details der Migrationserlebnisse ihrer Mütter. „Die ,Migrant Mamas‘, die migrantischen Mütter, sind Vorbilder, eben ‚echte Superstars‘“, erklärt Manrique. „Sie sind Beispiele für Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Mut, Spaß und Erfahrungsreichtum.“
„Mama Superstar“ sei das erste Produkt ihres Geschäftsmodells „Migrant Mama“, sagt Melisa Manrique. Und „Migrant Mama“ sei noch viel mehr: eine Community, eine Bewegung, „ein lautes Statement für ein buntes Deutschland“.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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