Vom alten Mietshaus zum Drei-Sterne-Hotel
„Kastanienhof“ atmet Geschichte
Seit Jahrzehnten bringt sich die Familie Hauptmann mit ihrer Expertise in die bezirkliche und die Berliner Tourismusförderung ein. Mit ihrem Hotel „Kastanienhof“ können sie in diesem Monat 30. Grünungsjubiläum begehen.
Doch so richtig zum Feiern war Uwe und seinem Sohn Maximilian Hauptmann zunächst gar nicht zumute. „Die vergangenen beiden Jahre der Pandemie haben uns ganz schön zugesetzt“, gesteht Geschäftsführer Uwe Hauptmann. Weil im Lockdown Gäste ausblieben, wurden die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Vater und Sohn hielten allein die Stellung. Dank der Unterstützung des Dehoga Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin, der finanziellen Mittel, die die Bundesregierung bereitstellte, sowie der Volksbank, die weiterhin Vertrauen in ihren langjährigen Partner setzte, hielt das Team des "Kastanienhofs" durch. Dass sich das lohnt, zeigten im vergangenen Jahr bereits vier, fünf Monate, in denen das Hotel gut gebucht war. Und auch jetzt gehe es mit den Buchungen wieder aufwärts, sagt Uwe Hauptmann.
Weil sich Licht am Ende des Tunnels abzeichnet, ließen er und sein Sohn sich auch vom einstigen Senior-Chef Otto Hauptmann überzeugen, zumindest einen Empfang zum Jubiläum für langjährige Partner und Freunde auszurichten. Und Otto Hauptmann hielt für seine Nachfolger auch eine besondere Überraschung bereits. Mit Unterstützung der Buddy Bear Berlin GmbH ließ er von der Pankower Malerin Tatiana Burghenn-Arsénie einen Buddybären gestalten, der künftig seinen Platz vor oder im Hotel finden wird.
Seit 100 Jahren an der
Kastanienallee zuhause
Die Hauptmanns sind seit mittlerweile einem Jahrhundert an der Kastanienallee zuhause. Das Haus an der Kastanienallee 65/66 wurde zwar bereits 1865 von einem anderen Eigentümer gebaut. Aber Otto Hauptmanns Großvater, der Fleischermeister Boleslaus Schulz, erwarb es vor einhundert Jahren als „Altersvorsorge für unruhige Zeiten“. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus dann in fremder Verwaltung ziemlich heruntergewirtschaftet. Es gab schlicht keine Mittel und Materialien für Investitionen. Anfang der 1990er Jahre entschieden sich Vater und Sohn, aus dem heruntergekommenen Wohnhaus eine Pension zu machen. Die neuen Möglichkeiten im wiedervereinten Berlin motivierten sie.
Otto Hauptmann, inzwischen 85 Jahre alt, war seinerzeit bei der Handwerkskammer beschäftigt, sein Sohn hatte gerade seine Meisterschule im allgemeinen Maschinenbau beendet. Im Ostteil der Stadt herrschte eine gewisse Gründerzeitstimmung. Um Erfahrung zu sammeln, arbeitete Uwe Hauptmann zunächst als Volontär in einer West-Berliner Pension. Sein Vater kümmerte sich um den ganzen Behördenkram. „Mit viel Eigenleistung bauten wir die ersten sechs Zimmer aus. Im April 1992 eröffneten wir dann unsere Familienpension“, erinnert sich Uwe Hauptmann.
Während sich die ersten Gäste im "Kastanienhof" heimisch fühlten, bauten die Hauptmanns weiter aus. Sie erweiterten zunächst auf 21, dann auf 29 Zimmer, heute hat das Hotel 44 Zimmer. Außerdem eröffneten sie im Haus eine Alt-Berliner Schankwirtschaft mit Namen „Ausspanne“ und installierten ein Blockheizkraftwerk. Und die Familie investiert trotz angespannter Lage weiter. „Wir haben in der Zeit der Pandemie unter anderem die Brandmeldeanlage komplett erneuert“, berichtet Uwe Hauptmann. Und demnächst wird noch eine eigene Solaranlage auf dem Dach des Hotels in Betrieb gehen.
Kenner der Kiez-Geschichte
Otto Hauptmann beendete vor fünf Jahren sein aktives Arbeitsleben. Enkel Maximilian, der bereits seit einigen Jahren im Hotel Führungsaufgaben inne hatte, rückte für ihn in die Geschäftsführung auf und wird auf die Übernahme des Hotels vorbereitet, denn auch Uwe Hauptmann möchte bald etwas ruhiger treten.
Übrigens: Nicht nur in ihrem eigenen Familienbetrieb engagieren sich die Hauptmanns. Sie sind auch ehrenamtlich in unterschiedlichen Vereinen und Gremien tätig, zählten zum Beispiel 1993 zu den Gründern des Vereins Pro Prenzlauer Berg, dem heutigen Tourismusverein Pankow. Ihr Leben lang interessierten sich die Hauptmanns auch schon für Kiez-Geschichte. An den Wänden des Hotels hängen Dutzende historischer Fotos. In Vitrinen finden sich Objekte von Gewerbebetrieben, die es im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Kiez gab. Das alles hat die Familie im Laufe der vergangenen 30 Jahren zusammengetragen. Die Hauptmanns sind quasi zu Kiez-Historikern geworden. Und sogar im Einkaufszentrum Schönhauser Allee Arcaden findet sich eine große gestaltete Wand mit historischen Fotos aus dem Fundus des "Kastanienhofs" beziehungsweise der Familie Hauptmann.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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