Klaus Lemmnitz gründete die Grüne Liga und den Pro Kiez
Als die Mauer fiel, war der Maschinenbauingenieur und Diplomvolkswirt Klaus Lemmnitz im Industriebetrieb Elpro beschäftigt. "Wie viele meiner Kollegen wurde ich schon bald arbeitslos. Das kannten wir als DDR-Bürger ja gar nicht", erinnert er sich an diese schwer Phase. Sich verbiegen oder Klinken putzen, um die Existenz zu sichern: Das wollte der damals 43-jährige nicht.
"Ich entschloss mich, Gewerbetreibender zu werden", so Lemmnitz. Die Treuhandanstalt verkaufte seinerzeit volkseigene Betriebe. 1992 gelang es ihm als Existenzgründer im Bereich Süßwaren- und Kondomautomaten einen dieser Betriebe zu erwerben. Mit seinem Unternehmen siedelte er sich auf dem Gelände der früheren Königstadtbrauerei an der Saarbrücker Straße an.
"Hier gab es noch elf weitere kleine Gewerbebetriebe. Wir hatten alle die Hoffnung, dass der Bezirk an diesem Standort einen kommunalen Gewerbehof entwickeln wird", erinnert er sich. Zunächst sah es auch gut aus, scheiterte am Ende jedoch an der Grundstücksfrage. Die Gewerbetreibenden schlossen sich 1995 zusammen, entwickelten ein Konzept, organisierten eine Finanzierung - und konnten 2003 den Gewerbehof vom Liegenschaftsfonds Berlin erwerben. Klaus Lemmnitz wurde Vorstandsvorsitzender der Gewerbehof-Genossenschaft.
Der Gewerbehof wurde eine Erfolgsgeschichte. Auf dem inzwischen fast fertig sanierten Areal arbeiten 45 Firmen mit cirka 400 Mitarbeitern. Nachdem Lemmnitz sich vor zwei Jahren aus dem operativen Geschäft verabschiedete, wurde er zum Ehren-Vorstand ernannt. Heute engagiert sich der 68-Jährige ehrenamtlich, vor allem als Vorsitzender des Vereins Pro Kiez Bötzowviertel.
Bereits 1989 bereitete er die Gründung der Grünen Liga in der DDR mit vor. "Ich war seinerzeit bereits Mitglied in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund", berichtet er. "Wir waren der Meinung, dass wir mit dem neuen Umweltverband Grüne Liga mehr für den Naturschutz in der DDR tun können."
Anfang der 90er Jahre engagierte sich Lemmnitz als Bezirksverordneter. Als Mitarbeiter des Pro Kiez Bötzowviertel rettete er unter anderem die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Esmarchstraße.
"Aus heutiger Sicht muss ich sagen: Es war gut, dass die Mauer gefallen ist", resümiert Lemmnitz. "Ich habe inzwischen so viele Menschen in anderen Ländern kennenlernen und mit ihnen gute Gespräche führen können, dass ich heute ganz anders auf die Welt blicke." Eine erste Auslandsreise nach dem Fall der Mauer führte ihn übrigens nach Finnland. Dorthin begleitete er die Folkband "Die Raben". Dafür holte er sich extra sein Begrüßungsgeld in der Sparkasse in der Weddinger Brunnenstraße ab.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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