Porträts und Anekdoten: Hans Hohlbein erlebte die Veränderungen in seinem Kiez hautnah mit
Prenzlauer Berg. Er beobachtet die Menschen in seinem Kiez. Und wie sich sein Wohnumfeld verändert. Jetzt hat Hans Hohlbein ein Büchlein mit kuriosen Geschichten darüber geschrieben.
„Vom Hinterhof zum Gartenhaus“ heißt das knapp 100-seitige Werk. Hohlbein konzentriert sich auf die beiden Kieze, die er besonders gut kennt, Helmholtzplatz und Bötzowviertel. Dort waren die Veränderungen im vergangenen Vierteljahrhundert groß und verliefen besonders rasant. Als Anwohner bekam der Autor alles hautnah mit.
Seit 1973 wohnt Hohlbein in Prenzlauer Berg. Nach seinem Studium an der Filmhochschule Babelsberg arbeitete er als Kameramann und Regisseur bei der Defa und beim Deutschen Fernsehfunk. „Ich habe in meiner beruflichen Tätigkeit beim Fernsehen eigentlich in allen Bereichen gearbeitet“, sagt er. „Ich drehte Dokumentationen ebenso wie Spielfilme.“ Längere Zeit war der heute 76-Jährige Regiekameramann beim Kinderfernsehen, zuletzt unterstützte er den MDR.
Das Schriftstellertum ist für ihn eine liebgewordene Beschäftigung im (Un-)Ruhestand. „Ich hatte ja mit dem Schreiben immer schon in meinem Beruf zu tun“, sagt er. Im Vorfeld von Produktionen hatte er früher zusammen mit Redakteuren Drehbücher verfasst. Darüber hinaus schreibt er schon lange hobbymäßig. Seit dem Ruhestand ist Zeit dafür.
Nach einer schmunzelnden Anekdotensammlung über den alten Osten und einem Stasi-Roman aus der Grenzzone folgt nun ein persönliches Stadtteilportrait in Kurzgeschichten: „Ich erlebte all die Veränderungen in den Kiezen von Prenzlauer Berg über die Jahre mit und wollte mit einem Augenzwinkern mal meine Sicht zu Papier bringen“, sagt Hohlbein. „Außerdem traf ich hier auf Menschen, richtige Typen, an die ich mit meinen Anekdoten erinnern möchte. Alle leben leider nicht mehr.“
Auslöser für das Büchlein war ein angedachtes Gemeinschaftsprojekt mit einem Fotografen. Dieser wollte Kieztypen porträtieren und Hohlbein wollte über sie schreiben. Es sollte eine gemeinsame Ausstellung mit lebensgroßen Fotografien entstehen, dann jedoch verzog der Fotograf. Hohlbein entschloss sich, das Projekt in Buchform umzusetzen, mit eigenen Fotografien zur Illustration.
Sichtbar und unsichtbar
„Ich hinterfrage in meinen Geschichten die sichtbaren und unsichtbaren Veränderungen in meinem Wohnumfeld“, fasst Hohlbein zusammen. Die Prominenten seines Buches sind Typen aus dem Kiez. Dazu zählt zum Beispiel der Mann, der ihm zunächst zu DDR-Zeiten als Leistenverkäufer in einem Holzladen begegnete. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass dieser auch Jazz-Musiker war. So gab er ihm den Namen „Leisten Jazzer“. Und als er ihm in der Nachwendezeit immer wieder mal in der Bötzowstraße begegnete, umgab sich dieser Mann mit dem Mythos eines früheren Legionärs – der mit Vorliebe jüngere Frauen mit französischen Wortfetzen ansprach. BW
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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