Dialog und Versöhnung
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit feiert 75-jähriges Bestehen

Reinhard Naumann ist evangelischer Vorsitzender der GCJZ Berlin.  | Foto:  GCJZ
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Es ist ein bemerkenswertes Jubiläum: Am 24. November 1949 wurde in Berlin die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) gegründet. Mittlerweile ist der Verein bundesweit in über 80 Städten und Regionen mit rund 20.000 Mitgliedern und Förderern aktiv und setzt sich seit nunmehr 75 Jahren für Verständigung, Achtung und Zusammenarbeit zwischen Juden und Christen ein.

Die Initiative ging nach Kriegsende unter dem Eindruck von NS-Diktatur, Holocaust und Krieg zunächst von der amerikanischen Militärverwaltung aus. Ihre Intention war im Rahmen der Erziehung der Deutschen zur Demokratie die Förderung eines friedlichen gesellschaftlichen Miteinanders und die Bekämpfung von Antisemitismus, Hass und Diskriminierung. „Wir sehen uns heute mehr denn je diesen Zielen verpflichtet“, erklärt Reinhard Naumann, evangelischer Vorsitzender der GCJZ Berlin. Den Vorstand teilt sich der gebürtige Berliner mit der jüdischen Vorsitzenden Beatrice Loeb und Bernd Streich, der den katholischen Vorsitz bekleidet. Zur GCJZ Berlin stieß Reinhard Naumann vor 20 Jahren über das Forum „Markt der Möglichkeiten“ des evangelischen Kirchentages „Ich bin als Pfarrerssohn schon früh in meiner Jugend mit der Erinnerung an den Holocaust in Berührung gekommen und erachte die Dialogarbeit des Vereins zur Versöhnung zwischen Juden und Christen als sehr wichtig.“

Natürlich, so Naumann, sei dabei die Bekämpfung des Antisemitismus ein wichtiger Fokus der Aktivitäten des GCJZ, der mit den neusten politischen Entwicklungen im Nahen Osten erneut an Brisanz gewonnen habe. „Wir im Verein bewegen uns gerade durch den engen Kontakt zu den jüdischen Mitgliedern und deren Erzählungen sehr nahe an der jüdischen Lebenswirklichkeit in Berlin“, erklärt Reinhard Naumann. „Somit funktioniert der Verein fast wie ein Seismograph. Und in Zeiten eines erneut aufkommenden Antisemitismus ist es unsere besondere Aufgabe, Beistand zu leisten und Solidarität zu zeigen.“ Vor allem, so Naumann, gehöre zur Grundlage einer Verständigung in erster Linie die Wissensvermittlung über die oftmals unbekannte andere Religion und Kultur. „Vorurteile gegenüber dem Judentum ziehen sich durch alle Zeiten und alle Generationen“, sagt Reinhard Naumann. „Aber je mehr ich über den anderen weiß, desto eher kann ich eine Brücke schlagen und miteinander ins Gespräch kommen.“

Als ein Beispiel für einen solchen Brückenschlag ist die Festschrift zum 75. Jubiläum unter dem Motto „Let’s Talk“ und die damit verbundene Öffentlichkeitskampagne insbesondere für die junge Generation gedacht. Hier ziehen namhafte evangelische, katholische und jüdische Autoren Bilanz, teilen Gedanken zur Gegenwart und Zukunft und werben für Mut, Zivilcourage, Toleranz und eine respektvolle Dialogbereitschaft aller im Umgang miteinander.

Wer an der Arbeit der GCJZ Berlin interessiert ist, dem bietet sich als Einstieg eine vielfältige Auswahl beispielsweise an Vorträgen, Seminaren, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und interreligiösen Feiern. Dabei werden auch sehr aktuelle Themen diskutiert. So stellt sich zum Beispiel Ahmad Mansour, israelisch-deutscher Psychologe und Autor arabisch-palästinensischer Herkunft, bald in einem Gespräch mit Beatrice Loeb der spannenden Frage nach den Veränderungen im Zusammenleben und nach der aktuellen politischen Lage in Berlin vor dem Hintergrund der Ereignisse in Israel und Gaza. Die Veranstaltung startet am 25. Februar um 19 Uhr im großen Saal des Jüdischen Gemeindehauses in der Fasanenstraße 79-80. Eine Anmeldung wird erbeten per E-Mail an vhs@charlottenburg-wilmersdorf.de oder unter Tel. 902 92 88 73. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen zur GCJZ, Laubenheimer Str. 19, unter Tel. 821 66 83 und im Internet auf www.gcjz-berlin.de.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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