Junge Generation wählt „grüner“
Kinder und Jugendliche stimmten bei der U18-Wahl über Bundestag und Abgeordnetenhaus ab
Bereits vor dem Superwahlsonntag haben zahlreiche Kinder und Jugendliche ihre Wahl getroffen – bei der bundesweiten U18-Wahl am 17. September. Die mittlerweile größte Bildungsinitiative Deutschlands nahm ihren Anfang im Jahre 1996 in einem Wahllokal in Mitte. Seitdem ist die Wahlbeteiligung und aktive Mitarbeit junger Menschen an den Wahlen stetig gewachsen.
Die Idee, junge Menschen für Politik zu begeistern und ihre Themen in die Öffentlichkeit zu tragen, erwies sich schnell als Erfolg. Bereits 2017 hatte es rund 220.000 junge Leute neun Tage vor den Erwachsenen an die Wahlurnen gezogen, davon 41.000 in Berlin. Nun lag die Wahlbeteiligung bei über 250.000, in Berlin über 46.000. Der Trend zeigt klar nach oben. „Für den 17. September hatten sich 2750 Wahllokale in Deutschland registriert, in Berlin waren es über 380“, sagt Katharina Wengenroth, die Landeskoordinatorin der U18-Wahl in Berlin. Die gelernte Sozialwissenschaftlerin ist Mitarbeiterin der Stiftung Sozialpädagogisches Institut „Walter May“ (SPI), die von Anfang an das U18-Projekt begleitete. Für sie ist es bereits die dritte U18-Wahl und ihre Erfahrungen sind durchweg positive: „Die Anmeldungen waren in Berlin sehr gut über die Bezirke verteilt. Sie kamen zur Hälfte von Schulen, zu einem weiteren Teil von Jugendfreizeiteinrichtungen, Stadtbibliotheken und auch Sportvereinen.“
Um es nicht zu kompliziert zu machen, umfasste die U18-Wahl nicht Bezirksverordnetenversammlungen und Volksentscheid, sondern nur Bundestag und Berliner Abgeordnetenhaus. Dabei geht es nicht nur darum, die echte Wahl nachzustellen, sondern auch die Wahlen und Informationsveranstaltungen im Vorfeld selbst zu organisieren. Eine Menge Arbeit – nicht nur für die koordinierenden Stellen, sondern vor allem für die Kinder und Jugendlichen selbst. Sie organisierten Diskussionen mit Politikern, stellten Material übers Wählen und über Parteiprogramme zusammen und machten mit Unterstützung von Lehrern, Jugendleitern und Ehrenamtlichen selbst konkrete politische Bildungsangebote.
Im besten Falle wirkt das U18-Projekt damit in zwei Richtungen: Junge Menschen beschäftigen sich mit Politik und sie bringen ihre Herzensthemen in die Politik ein. Das passiert natürlich auch über Soziale Medien, die von Jugendlichen genutzt werden. Zum Beispiel durch konkrete Fragen an Politiker auf Instagram während des Wahlkampfs. Die seien oft sehr direkt, so Katharina Wengenroth. „Die Jugendlichen interessieren sich zum Beispiel dafür, wie ein Politi-keralltag konkret aussieht oder ob man nach wichtigen Entscheidungen überhaupt noch ruhig schlafen könne.“
Beim Wahlverhalten seien ebenfalls Trends zu beobachten. Es beteiligten sich zunehmend die Jüngeren – sogar Kitakinder. Zudem werde tendenziell „grüner“ und weniger strategisch gewählt. Kleinere Parteien, vor allem die Tierschutzpartei, schnitten stets überdurchschnittlich gut ab. Am Ende bleibt für Katharina Wengenroth eine ermutigende Erkenntnis aus den U18-Wahlen: „Die Wählerschaft der Zukunft wird aktiver. Mit der Politikverdrossenheit vergangener Jahre ist es vorbei!“
Weitere Informationen zur U18-Wahl 2021 im Internet unter www.u18.org.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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