Berlin-Forum
Wie können die Probleme der Stadt besser gelöst werden?
Es geht um den öffentlichen Raum, um Verkehrskollaps, steigende Mieten, überholte Bildungskonzepte, ein unflexibles Verwaltungssystem, eine Kulturszene in Bedrängnis, dazu die wachsende Kluft zwischen Politik und Gesellschaft: Nichts weniger als die großen Fragen dieser Stadt stehen auf der Agenda des Berlin-Forums der Stiftung Zukunft Berlin.
Das erklärte Ziel ist es, als unabhängiges Forum für bürgerschaftliche Mitverantwortung den Diskurs über die Zukunft der Hauptstadt voranzutreiben. Im Gespräch mit Vertretern unterschiedlicher Bereiche der Stadtgesellschaft und unter Beteiligung von Politikern aus dem Abgeordnetenhaus sollen Erfahrungen ausgetauscht, Netzwerke gebildet und neue Ideen formuliert und diskutiert werden.
Im Fokus des ersten Forums stand das Thema Stadtmanagement, zu dem rund 50 Berliner aus Kunst, Kultur, Wissenschaft, Bildung, Sport, Wirtschaft und Soziales eingeladen waren. Volker Hassemer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin und ehemaliger Stadtentwicklungssenator, äußerte in seiner Eröffnungsrede Bedenken über den Zustand der Stadtgesellschaft. Es sei notwendig, dass Verwaltung und Politik auf der einen und Stadtgesellschaft auf der anderen Seite aufeinander zugehen. Die andere Seite, das sind zum Beispiel kleinere Interessenvertretungen mit wenig Einfluss aber viel Engagement.
Mehr junge Menschen beteiligen
Eine davon ist die Clubkommission, der Verband der Berliner Club-, Party- und Eventveranstalter. Ihr Vorsitzender Sascha Disselkamp machte seine Perspektive deutlich: „In einer Ü-50-Runde wie dieser brauchen wir vor allem die Beteiligung junger Leute.“ Notwendig sei ein Umdenken, es gelte, Wege für Lösungen zu suchen statt Gründe für Probleme zu finden. Eine andere These formulierte Stefan Ziller aus dem Berliner Abgeordnetenhaus, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen für Digitales und Verwaltungsmodernisierung: „Wir haben ein Führungsversagen in Politik und Verwaltung. Alle Ideen, um die Verwaltung besser zu machen, schlummern schon in den Mitarbeitern der Verwaltung.“
Auch sogenannte stille Gruppen erreichen
Beim ersten Treffen wurde der Bogen weit geschlagen. Besseres Stadtmanagement sei an vielen Stellen notwendig: Beim Wohnungsbau, in der Bildung, beim Verkehr. Die Verwaltung, so wurde häufig kritisiert, stehe sich oft selbst im Wege, zeige kaum Bereitschaft, auch mal zu experimentieren. Die Frage, die sich daraus ergibt: Lässt sich so etwas wie eine Start-Up-Kultur in die Verwaltungen bringen?
Konkrete Vorschläge, wie Stadtmanagement verbessert werden kann, waren noch rar an diesem Abend. Aber es gab sie: Es müssten Räumen in den Kiezen geschaffen werden, damit sich die Menschen vor Ort treffen und austauschen können. Und die sogenannten stillen Gruppen, die sich selbst nicht äußern, müssten aufgesucht und befragt werden, damit auch ihre Sichten in das Berlin-Forum einfließen. Zum Beispiel als Pop-Up-Democracy in Verbindung mit Theaterelementen. Es gehe um, lustbetonte Formen des Dialogs mit den Bürgern.
Initiiert wurde das Berlin-Forum am 2. April von der Stiftung Zukunft Berlin in Kooperation mit acht weiteren Organisationen, nämlich BUND, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg, Verdi, Handwerkskammer, Landesmusikrat, Landessportbund Berlin, Caritasverband und Paritätischer Wohlfahrtsverband.
Weitere Berlin-Foren sind am 13. Juni, 18. September und 11. Dezember geplant. Einen Videomitschnitt des Treffens am 2. April gibt es auf www.berlinforum.berlin.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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