Anwohner diskutieren über Entwicklung
Gutachter der Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH sollen im Aufrage des Bezirksamtes gemeinsam mit Anwohnern und Fachleuten Ideen entwickeln, ob und wo noch gebaut werden könnte und sollte. Es geht auch um die Frage, wie die Grünanlagen besser gepflegt und gestaltet werden könnten. Des Weiteren stehen die Themen Verkehrs- und soziale Infrastruktur, Kultur, Sport und nachbarschaftliches Miteinander auf der Agenda.Dass sich der Bezirk jetzt um den Thälmann-Park kümmern will, hat seinen Grund. In den vergangenen 20 Jahren floss viel Geld in die Sanierung der Gründerzeitquartiere. Um das Neubaugebiet aus den 80er-Jahren hatte sich die Bezirkspolitik kaum gekümmert. Inzwischen gibt es dort einen Sanierungsstau, aber auch Entwicklungspotenziale, die von Investoren entdeckt werden. Damit die Entwicklungen geordnet ablaufen und vor allem möglichst viele Vorstellungen der Bewohner einfließen, will der Bezirk ein Konzept für das Wohngebiet erarbeiten lassen. Auf 26 Hektar gibt es immerhin knapp 1350 Wohnungen, in denen über 4000 Menschen leben.
Um zu erfahren, was sich die Bewohner für ihren Kiez wünschen, luden Bezirksamt und Stattbau vor wenigen Tagen zu einem ersten öffentlichen Workshop ein. An zehn Gesprächstischen konnten Anwohner und Gewerbetreibende über Probleme, Potenziale und Wünsche reden. Die Anregungen und Ideen werden nun ausgewertet. Manches wird in eine noch zu erarbeitende Konzeption einfließen oder beim nächsten Workshop weiter diskutiert.
Grünes Band
Allerdings brennt den Mitgliedern der Anwohnerinitiative Ernst-Thälmann-Park ein Thema besonders unter den Nägeln: der ehemalige Güterbahnhof Greifswalder Straße. Der westliche Teil der Fläche ist bereits vor einem Jahr von der Deutschen Bahn an einen Investor verkauft worden. Diese Fläche gehört zum Gebiet der Voruntersuchung. Noch besteht dafür auch kein Baurecht. Kürzlich hat die Deutsche Bahn auch den westlichen Teil des Bahngeländes inklusive Brücke an denselben Käufer veräußert, sagt Dr. Markus Seng von der Anwohnerinitiative. Diese Fläche gehört nicht zum Gebiet der Voruntersuchung.
Sieht man sich die beiden Bahnflächen an, wird auch dem Laien klar: Dort könnte ein zusammenhängendes begrüntes Band entlang der S-Bahngleise entstehen. Das hätte für den Ortsteil Prenzlauer Berg positive stadtökologische Auswirkungen.
Der Investor plant nach Informationen der Anwohnerinitiative aber, neue Häuser zu bauen. Das würde eine erhebliche Verdichtung für den Ortsteil bedeuten. "Zudem befürchten wir, dass es sich um Wohnungen im obersten Preissegment handelt, von dem die angespannte Situation am Berliner Wohnungsmarkt kaum profitieren dürfte", so Dr. Seng. Die Anwohner fragen sich nun, warum dem Land kein Vorkaufsrecht von der Bahn für diesen Grundstücksstreifen eingeräumt wurde. Die Idee eines grünen Bandes liegt so nahe, dass es auch im Land schon derartige Überlegungen gab. Außerdem sind die Anwohner irritiert, warum nicht auch der östliche Teil des Bahngeländes in die Voruntersuchungen mit einbezogen wird. Wenn dort gebaut werden sollte, hätte das schließlich auch Auswirkungen auf den Thälmann-Park.
Um die Politik für dieses Thema zu sensibilisieren, hat sich die Anwohnerinitiative in einem offenen Brief an den Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Peter Ramsauer, an Bahn-Chef Rüdiger Grube, an Mitglieder des Bundestages, des Abgeordnetenhauses, des Senats und der Pankower Bezirkspolitik gewandt. Auf die Antworten sind die Bürger gespannt. Derweil laufen die städtebaulichen Voruntersuchungen im Ernst-Thälmann-Park weiter. Informationen dazu gibt es bei Genia Krug von der Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft mbH unter 69 08 10 sowie auf http://asurl.de/99r.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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