Die Kolonie Grönland feiert Ende Juni 110. Geburtstag
"Die eine Kastanien war vor 110 Jahren gepflanzt worden", sagt Helmut Rose, seit 18 Jahren Vorsitzender des Kleingartenvereins Grönland. "Die andere schenkte uns der Bezirksverband der Kleingärtner zum 100. Vereinsgeburtstag." Beide Bäume entwickelten sich prächtig, so wie die Gärten der Anlage. Auf 45 000 Quadratmeter werden heute 113 Parzellen bewirtschaftet. "Warum die Gründer unsere Anlage ausgerechnet Grönland nannten, lässt sich heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen", erklärt Helmut Rose. Vielleicht war es einfach der Name "grünes Land".
So wechselhaft wie in den vergangenen 110 Jahren die politischen Verhältnisse in Deutschland waren, so wechselhaft ist auch die Geschichte der Grönländer. Viele Gartenlauben waren in den ersten Jahrzehnten Dauerwohnlauben. Die Löhne und Gehälter waren bei vielen Vereinsmitgliedern so gering, dass billiges Wohnen im Garten im Vordergrund stand. Offiziell war das zwar nicht gestattet, wegen der Wohnungsnot aber geduldet. Nach dem Zweiten Weltkrieg sicherten sich die Familien mit dem Anbau von Obst und Gemüse das Überleben.
1952 wurde die Grönland-Anlage erstmals beschnitten: Die Oderbruchkippe, die auf einem Teil der bisherigen Anlage entstand, wurde mit Trümmerschutt aus der Innenstadt aufgeschüttet. In den 70er-Jahren wurde die Anlage, die seinerzeit noch 214 Parzellen hatte, weiter verkleinert. In der Nachbarschaft entstand ein Neubaugebiet. Um den Zugang zum Volkspark zu sichern, der auf der Oderbruchkippe entstand, mussten 22 Parzellen beräumt werden. Als das heutige Neubaugebiet an der Greifswalder Straße entstand, suchte der Berliner Magistrat 1973 nach Ersatzflächen für die dortigen Gewerbebetriebe. Grönland musste nochmals 92 Parzellen opfern. Zwölf Parzellen kamen 1980 hinzu, als der Stadtbezirk einen benachbarten Zwischenlagerplatz aufgab.
In der heutigen Anlage verzeichnet der Vereinsvorsitzende einen Generationswechsel. "Immer mehr junge Familien übernahmen frei werdende Kleingärten bei uns", so Helmut Rose. "Inzwischen haben wir die Anlage wieder voller Kinder." Verärgert sind die Kleingärtner, dass sich der Senat seit Jahren nicht dazu durchringen kann, die Anlage als Dauerkleingartengebiet im Flächennutzungsplan festzuschreiben. Stattdessen gibt es seit den 30er-Jahren eine Straßenplanung quer durch die Anlage, von der sich der Senat offenbar nicht verabschieden will. Dabei gibt es weder Geld noch aktuelle Planungen dafür.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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