Die Stiftung Haus der Geschichte eröffnet DDR-Museum
Wer sich für DDR-Geschichte und -Alltag interessiert, dem wird dieser Museumsstandort an der Knaackstraße 97 sehr bekannt vorkommen. In den Räumen am Eingang zum früheren Brauereigelände hatte viele Jahre das Museum "Sammlung industrielle Gestaltung" seine Räume. Hier wurde dem staunenden Publikum unter anderem gezeigt, was DDR-Designer an Spielzeugen, Autos, Möbeln, Geschirr und Haushaltsgeräten entwarfen. Doch 2005 musste dieses Museum aus finanziellen Gründen schließen.
Sammlung und Räume übernahm die Stiftung "Haus der Geschichte". Diese verlängerte den 2011 ausgelaufenen Mietvertrag zwar bis 2026, brauchte aber eine Zeit, um ein neues Ausstellungskonzept zu entwickeln. Nach jahrelanger Vorarbeit entstand schließlich die Dauerausstellung "Alltag in der DDR". In dieser versuchen die Ausstellungsmacher möglichst viele Facetten des Alltags in der DDR zu präsentieren. "Anhand von vier Themenbereichen visualisiert die Ausstellung das Spannungsverhältnis zwischen politischem Anspruch und Alltagswirklichkeit der Bürger", erklärt Mike Lukasch, der Berliner Abteilungsleiter der Stiftung "Haus der Geschichte".
"So betrachten wir in zum Beispiel das Leben im Kollektiv und das Leben des einzelnen außerhalb des Kollektivs", so Lukasch weiter. In den Betrieben, im Bildungssystem oder in Massenorganisationen standen das Wir und das Gefühl der Gemeinsamkeit und des Zusammenhaltens im Mittelpunkt.
Im privaten Alltag gab es dann aber auch etliche Probleme, mit denen die Bürger konfrontiert waren: Versorgungsengpässe bei Wohnraum, Nahrungsmitteln und hochwertigen Konsumgütern zum Beispiel. Viele zogen sich nach der Arbeit auch gern ins Private zurück: auf die Datsche oder den Campingplatz.
Damit DDR-Alltag auch für jene fassbar wird, die ihn nur vom Hörensagen kennen, haben die Ausstellungsmacher rund 800 Originalobjekte zusammengetragen, die sie auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigen.
Unter anderem ist ein grüner Trabant zu sehen, auf dessen Dach ein Zelt aufgebaut ist. Er soll als Beispiel für den Rückzug ins Private stehen. Auch eine nachgebaute Datsche findet sich in der Ausstellung. In einem eigens aufgebauten Kiosk entdecken die Besucher eine Vielzahl von DDR-Zeitungsausgaben, die alle in fast gleicher Aufmachung vom 1. Mai in Berlin berichten.
Des Weiteren kann man einen Blick in eine typische Ost-Berliner Neubauwohnung, in einen HO-Laden sowie in die Gaststätte "Zur grünen Linde" werfen. Der Arbeitsalltag in volkseigenen Betrieben wird in einem separaten Bereich mit Ausstellungsstücken präsentiert. Hier finden sich unter anderem Werkbänke, Brigadetagebücher, aber auch ein typisches VEB-Direktorenbüro.
Der Rückzug aus dem Kollektiven ins Private wird auch in einer nachgebauten Prenzlberger Altbauwohnung deutlich. Dort trafen sich Oppositionelle, um sich über ihre Ideale auszutauschen.
Neben den vielen Objekte gibt es in der Ausstellung rund 200 Originaldokumente, Film- und Tonaufnahmen. Darin schildern meist Ost-Berliner ihren Alltag. So ist zum Beispiel eine Dokumentation über Kohlenmänner zu sehen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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