Mit Satire gegen Vorurteile: Die Datteltäter veröffentlichen ihre Videos auf Youtube

Die Datteltäter: Farah Bouamar, Marcel Sonneck, Hibat Khelifi, Fiete Aleksander, Younes Al Amayra. | Foto: Datteltäter
  • Die Datteltäter: Farah Bouamar, Marcel Sonneck, Hibat Khelifi, Fiete Aleksander, Younes Al Amayra.
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Weddinger Altbau, erster Stock. Der Name auf dem Klingelschild verrät wenig: Datteltäter e.V. Dahinter aber verbirgt sich eine Wohnung, in der das kreative Chaos zu Hause ist.

Ein Hochbett, Umzugskisten, ein Schreibtisch mit Monitor. Younes Al Amayra, einer von insgesamt sieben Datteltätern wirkt unruhig. Wie an jedem Freitag wird gleich das neue allwöchentliche Youtube-Video der Satire-Truppe online gestellt: „Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich die Resonanz entwickelt.“ Sie schwankt zwar durchaus, insgesamt erreichen die Videos aber eine immer größere Fangemeinde. Eines der jüngsten mit dem Titel „Wenn Rassismus ehrlich wäre – ein Bewerbungsgespräch“ brachte es auf über eine halbe Million Aufrufe. Und ein Blick auf den Bildschirm zeigt: Auch das neue Video scheint wieder gut anzukommen.

95 000 Abonnenten

Die Zahl der Abonnenten wächst ebenfalls stetig, mittlerweile verfolgen rund 95 000 Fans regelmäßig die kleinen Spots, mit denen die Datteltäter gängige Vorurteile gegen Muslime humorvoll aufs Korn nehmen. Dabei ist die eigentliche Zielsetzung eher eine ausgleichende, wie Younes erklärt: „Als 2015 mit der Flüchtlingswelle Muslime immer mehr in den öffentlichen Fokus gerieten, wollten wir mit unseren Videos einen Perspektivwechsel anregen und damit eine alternative Sicht auf die verschiedenen Kulturen werfen.“ Wir – das sind im Kern neben Younes Al Amayra noch Fiete Aleksander, Marcel Sonneck, Farah Bouamar, Hibat und Nour Khelifi. Die Datteltäter studieren allesamt nebenher oder üben einen Beruf aus. „Zusammengekommen sind wir eher zufällig,“ sagt Marcel Sonneck, der im selben Haus noch eine Bar betreibt. Als er und sein damaliger Studienkollege Fiete Ende 2014 Younes in einem Café trafen, war schnell die gemeinsame Affinität zu Youtube, Satire und den relevanten gesellschaftspolitischen Ereignissen entdeckt. „Wir haben einfach losgelegt“, sagt Younes. „Das machen wir auch heute noch.“

Seit die Gruppe mit Funk, dem Online-Jugendkanal von ARD und ZDF zusammenarbeitet, sind die Datteltäter ein fester Begriff in der Szene und konnten schon mehrere renommierte Preise einheimsen, darunter den GrimmeOnlineAward und den Engagementpreis 2017 in der Kategorie "Grenzen überwinden". Neben YouTube sind Facebook, Twitter und Instagram die Plattformen, auf denen die Datteltäter die Lach- und Denkmuskeln der Leute gleichermaßen anregen wollen.

Die Reaktionen sind überwiegend positiv, allerdings bleiben auch Hasskommentare nicht aus. „Auch nach den Auto-Filtern für Beleidigungen bleibt noch eine Menge böser Feedbacks übrig“, sagt Marcel Sonneck und fügt hinzu: „Vieles davon kommt von sogenannten Systemkritikern", die erstaunlich gut organisiert sind.

Anregungen erwünscht

„Noch kommen wir weitgehend damit klar“, sagt Younes und ermutigt: „Wer Ideen und Anregungen für neue Themen hat, kann uns die an info@datteltaeter.de mailen. Wir möchten neben eigenen Erfahrungen möchten wir natürlich den Input unserer Fans nutzen.“

Pläne für die Zukunft? Weitermachen wie bisher. Da sind sich die Datteltäter einig. Langfristig vielleicht ein Ausflug in die analoge Welt der Kultur, zum Beispiel auf die Theaterbühne. Und irgendwann ein Buch. Das wäre 'ne tolle Sache.

Die Videos der Datteltäter finden sich auf asurl.de/13on.
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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