Neuer Film erzählt die Geschichte des Friedhofsparks
Die Fernsehjournalisten Gertraud Krüger drehte in den zurückliegenden Monaten einen einstündigen Film über den Friedhofspark. Mit Anke Reuther, der Vorsitzenden der Freireligiösen Gemeinde, und deren Tochter Kirsten Reuther wirft sie einen Blick aufs Gestern und Heute. "Unser Ziel war es, keinen Lehrfilm über den Friedhof oder die Geschichte unserer Gemeinde zu machen", erklärt Anke Reuther. "Der Film soll vor allem Atmosphäre vermitteln, aber natürlich auch informieren." Atmosphäre vermitteln: Das gelingt Gertraud Krüger, indem sie im Park zu unterschiedlichen Jahreszeiten filmte. Anregungen, mehr über den Park zu erfahren, der früher ein Friedhof war, finden sich quasi am Wegesrand. In der Grünanlage, die heute ein eingetragenes Gartendenkmal ist, befinden sich immerhin 35 Einzeldenkmale, über die es viel zu erzählen gibt. Gegründet wurde die Freireligiöse Gemeinde 1845 von Menschen, die nichts mehr mit kirchlichen Dogmen am Hut hatten. Das war seinerzeit im wahrsten Sinne des Wortes ein revolutionärer Schritt. Bereits in ihrem Gründungsjahr hatte die Gemeinde 1400 Mitglieder. 1847 übereignete der Gutsbesitzer Griebenow den Freigeistern ein Stück Acker an der Pappelallee. Auf diesem legte sie einen Friedhof an, der 1848 eingeweiht wurde. "Dieser Friedhof war nicht nur eine Begräbnisstätte für die Gemeindemitglieder, sondern er war auch nichtkonfessionelle Begräbnisstätte für andere Berliner", sagt Anke Reuther. Dort wurden unter anderem der Erfinder der modernen Stenographie, Heinrich Roller (1839-1916), einer der Gründungsväter der Sozialdemokratie, Wilhelm Hasenclever (1837-1889), sowie die sozialdemokratische Frauenrechtlerin Agnes Wabnitz (1841-1894) beigesetzt.
Die Gemeinde selbst leistete freigeistige Bildungsarbeit. Ab 1874 gab es "lebenskundliche Unterweisungen der Kinder von Mitgliedern und Sympathisanten". Eine weitere Neuerung: Die Freigeistlichen führten für Kinder konfessionsloser Eltern die "Jugendweihe" ein. Die Gesinnung der Gemeindemitglieder, von denen viele Sozialdemokraten waren, war später den Nazis ein Dorn im Auge. Sie verbot die Gemeinde 1934 und beschlagnahmten deren Eigentum. In der DDR wird die Gemeinde, wie auch andere Freidenkervereinigungen, nicht wieder zugelassen. Der Friedhof gehörte der Stadt. Bis 1969 wurde hier noch bestattet. Bis 1994 galt die Schutzfrist für die Gräber.
In Absprache mit dem Bezirksamt Prenzlauer Berg wurde der Friedhof in der ersten Hälfte der 90er-Jahre zu einem Park umgestaltet und 1995 der Öffentlichkeit übergeben. Inzwischen ist dieser Park mit dem Gustav-Meyer-Preis ausgezeichnet worden und beliebt bei Anwohnern und Touristen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare