Reihe zu Glaube und Kirche in DDR-Filmen gestartet
Prenzlauer Berg. Der ökumenische Arbeitskreis Prenzlauer Berg präsentiert im Colosseum, Schönhauser Allee 123, eine neue Reihe mit DDR-Filmen. Die Filme beschäftigen sich alle auf die eine oder andere Weise mit der DDR-Kirchenpolitik.
Am 27. Februar um 20 Uhr ist in dieser Reihe der Film "Ein irrer Duft von frischem Heu" (1977) zu sehen. In diesem Film wird mit bis dahin untypischer Leichtigkeit das Verhältnis von Staat und Kirche aufgegriffen. In der Komödie geht es um den LPG-Bauern und Parteisekretär Mattes. Der lebt in einem kleinen mecklenburgischen Dorf. Ihm sagt man nach, er habe das "zweite Gesicht". Das führt ständig zu Streit mit Dorfpfarrer Himmelsknecht. Diese Auseinandersetzung dringt bis in die Bezirksparteileitung und zum Vatikan. Beide entsenden Beauftragte, die den Wundern im mecklenburgischen Dorf auf den Grund gehen sollen.Der Film greift das Grundmuster von "Don Camillo und Peppone" auf. Das gleichnamige Bühnenstück wird heute immer noch auf der Vorpommerschen Landesbühne gezeigt. Der Intendant des Theaters, Wolfgang Bordel, und der ehemalige Mecklenburger Landpfarrer und spätere Chefredakteur der Zeitung "Die Kirche", Gerhard Thomas, stehen nach dem Film für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.
In den folgenden Monaten wird der Arbeitskreis weitere DDR-Filme wie "Martin Luther" (1983), "Thomas Müntzer" (1956) sowie "Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche" (1967) zeigen. Die Filmreihe ist das vierte große Projekt des Arbeitskreises. Zu diesem schlossen sich vor zehn Jahren Mitglieder mehrerer Gemeinden zusammen. "Wir begannen damit, ehrenamtlich ein Straßenfest rund um die Gethsemane-Kirche auf die Beine zu stellen", so Pastor Reinhard Aßmann von der Freien evangelischen Gemeinde Zoar. Vor fünf Jahren organisierte der Arbeitskreis dann zum 9. November einen "Erinnerungsweg" zu Orten der Pogromnacht 1938. Auch die große Ausstellung "Keine Gewalt" zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution 1989 geht auf den Arbeitskreis zurück. Nun wird die Filmreihe "Glaube und Kirche in DDR-Filmen" gestartet. Historiker Daniel Küchenmeister: "Viele Leute aus Prenzlauer Berg sind konfessionslos aufgewachsen, andere sind kirchlich sozialisiert worden. Es gibt viel Unkenntnis über die einzelnen Lebenswege. Die Filme könnten dazu anregen, darüber nachzudenken, inwieweit unsere religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen durch den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext geprägt wurden." Gefördert wird die Filmreihe durch die Bundesstiftung Aufarbeitung sowie von der DEFA-Stiftung.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.oekumene-im-prenzlauer-berg.de. Karten können unter 97 60 77 95 bestellt werden. Der Eintritt ist frei, eine Spende ist aber willkommen.
Bernd Wähner / BW
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