Schweizer Künstler macht aus der Not neue Kunst
Dieser präsentiert Bilder, die am Zerfallen sind, und neuere Fotos im Stil der minimalistischen Moderne, die er am Computer bearbeitete. Hinter den fast zerstörten Bildern steckt eine besondere Geschichte. 2008 entdeckte Stettler in seinem Archiv auf vielen seiner alten analogen Fotografien Schimmelpilzkulturen. Er musste zusehen, wie seine Werke sich auflösten. Viele der Fotografien zeigten Alltagsszenen, die der Fotograf in seinem familiären Umfeld aufgenommen hatte. Daneben fanden sich Aufnahmen von Reisereportagen aus Ostberlin und Nordafrika. Auch betroffen: Fotos von der ZDF-Hitparade, von Studioauftritten der Spider Murphy Gang, von Markus oder von Rex Gildo.Durch die Überlagerung des Materials, die damals gebräuchlichen Schutzhüllen und ungünstige Lagertemperaturen hinterließen Feuchtigkeit und zeitlich bedingte Zerfallsprozesse ihre Spuren. Stettler begann, hinter diesem Verfall eine neue Ästhetik zu sehen. Er betrachtete ihn als eine ungewollte Manipulation seiner Bilder. Schließlich kultivierte er die Technik, setzt nun bewusst organische Fäulnisprozesse ein und versucht, den Zerfall zu steuern. Seine so entstehenden Fotoarbeiten verwandeln sich in surreale Welten, die bisweilen wie Aquarelle anmuten.
Die im KaffeeRaum ausgestellten Fotografien zeigen einen Querschnitt aus den alten Archivkopien der 80er-Jahre und aus neueren, bewusst der Reduktion ausgesetzten Werken. Einen Kontrast zu diesen Bildern bieten sechs großformatige Digitalbilder hinter Acryl. Sie entstanden als zum Teil aufwendige Bildmontagen und in einer bemerkenswerten Kühle.
Bruno Stettler, Jahrgang 1962, fotografierte ab seinem zwölften Lebensjahr zunächst im privaten Umfeld. Nachdem er die Berufsschule für Fotografie abgeschlossen hatte, machte er sich Ende der 70er-Jahre im als Konzertfotograf selbstständig. Anfang der Achtziger beginnt er, The Clash, Led Zeppelin, Siouxsie and The Banshees und vor allem AC/DC während ihrer Konzerte in Zürich und ganz Europa zu fotografieren. Später begleitet er Nena auf einer ihrer ersten Tourneen durch Deutschland und lichtet The Fat Boys 1984 in New York ab. Später fotografiert Stettler Mode, Menschen und Szenen aus dem Alltag in Havanna, Rio de Janeiro, Bangkok, Tokio und Cape Town.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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