Aktiv gegen jede Diskriminierung: Schule ohne Rassismus: Fast 100 Berliner Schulen machen schon mit

Bei Sanem Kleff laufen die Fäden zusammen. 98 Ordner dokumentieren momentan das Engagement von Berliner „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“. Tendenz steigend. | Foto: Foto: Michael Vogt
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Sie nennen sich "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage". Bundesweit gibt es mehr als 2500 Schulen mit diesem Titel, bis 2020 sollen es 3500 werden.

Allein in Berlin sind es derzeit 98 Schulen, ein weiteres Dutzend hat einen Aufnahmeantrag gestellt. „Es ist aber kein Zertifikat sondern eine Selbstverpflichtung, sich aktiv gegen jede Form von Diskriminierung zu wenden“, sagt Sanem Kleff, Bundeskoordinatorin des Aktionsbündnisses.

Die Idee dahinter: Alle Mitglieder einer Schule sollen die Möglichkeit wahrnehmen, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten. „Die Aufnahme setzt voraus, dass sich mindestens 70 Prozent aller, die an einer Schule lernen oder arbeiten, per Unterschrift zu den drei Prinzipien des Netzwerks bekennen“, erklärt Sanem Kleff.

„Das bedeutet, aktiv gegen Diskriminierung einzutreten, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekte und Aktionen zum Thema durchzuführen.“ Bei Sanem Kleff und ihrem fünfköpfigen Koordinationsteam laufen die Fäden zusammen, meist in Form von Anrufen und E-Mails der beteiligten Schulen. Darin geht es um Ideen zu neuen Projekten, aber auch um konkrete Pro-bleme und Vorfälle an den Schulen. Häufig sind Rechtspopulismus, Islamismus und Sexismus ein Thema – den größten Teil nimmt aber das klassische Mobbing ein. Und im Zeitalter von Internet und sozialen Netzwerken, so die Koordinationsleiterin, erreichten diskriminierende Äußerungen erschreckend schnell eine sehr große Verbreitung.

In solchen Fällen handelt das Courage-Netzwerk, allerdings anders, als man vielleicht annehmen könnte: „Wir greifen nicht direkt ein, unsere Aufgabe ist auch nicht die Einzelfallberatung. Vielmehr bringen wir die Beteiligten mit unseren Kooperationspartnern zusammen“, erläutert Sanem Kleff. Das sind zum Beispiel die Landesstelle für Gleichbehandlung oder die Senatsschulverwaltung. Zudem hilft das Netzwerk bei der Vermittlung von Trainings, Workshops, Seminaren, Infomaterial oder Referenten zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Genderdiversity.

In Deutschland gibt es den Verein "Aktion Courage" seit 1992. Seine Gründung war eine Reaktion auf den gewalttätigen Rassismus von Solingen, Mölln, Hoyerswerda und Rostock. „Schule ohne Rassimus“ startete als Leitprojekt des Vereins 1995. Seit 2000 ist Sanem Kleff als Leiterin dabei.

Ihre Bilanz nach fast 20 Jahren Projektarbeit ist durchaus zweigeteilt und ein Appell an Politik und Gesellschaft: „Die Wahrnehmung von Diskriminierung ist deutlich schärfer geworden und die Möglichkeiten, dem zu begegnen sind heute weitaus größer als noch vor 20 Jahren."

Gleichzeitig beobachtet sie aber bei Lehrern einen zunehmenden Arbeits- und Zeitdruck. Auch Eltern hätten oft kaum noch Zeit, sich neben dem Job auch in der Schule zu engagieren. "Das gilt besonders für Schulen im Einzugsbereich einkommensschwacher Familien – eine fatale Entwicklung, der entgegengewirkt werden muss.“

Weitere Informationen gibt es auf www.schule-ohne-rassismus.org.

Bei Sanem Kleff laufen die Fäden zusammen. 98 Ordner dokumentieren momentan das Engagement von Berliner „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“. Tendenz steigend. | Foto: Foto: Michael Vogt
Immer mehr Schulen beteiligen sich an diesem Projekt. | Foto: Aktion Courage e.V.
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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