Schnelle Hilfe in Krisengebieten
Apotheker ohne Grenzen organisieren auch Medikamentenlieferungen in den Gazastreifen

Basel Karnoub, Haadel Abu Obaid (Anera) und Max Haselbach im Zwischenlager in Amman.  | Foto:  AoG
4Bilder
  • Basel Karnoub, Haadel Abu Obaid (Anera) und Max Haselbach im Zwischenlager in Amman.
  • Foto: AoG
  • hochgeladen von Michael Vogt

Pharmazeutische Versorgung zur Verbesserung der Gesundheit aller Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion und Weltanschauung, das ist seit Vereinsgründung das Ziel von Apotheker ohne Grenzen Deutschland (AoG).

Der gemeinnützige Verein, im Jahre 2000 von 37 Apothekerinnen und Apothekern ins Leben gerufen, umfasst heute bundesweit rund 2400 Ehrenamtliche, die, über elf Bundesländer verteilt, in 14 Regionalgruppen in nationalen und internationalen Projekten tätig sind. Max Haselbach in der Zweigstelle Berlin ist einer von ihnen und momentan als hauptamtlicher Koordinator für Medikamentenlieferungen in den Gazastreifen aktiv.

Der 28-Jährige Wirtschaftswissenschaftler hatte unlängst über Einsätze in der Ukraine-Hilfe ersten Kontakt mit AoG und arbeitet seit Oktober hauptamtlich im Verein – zunächst für Projekte in der Ukraine, Haiti und Ghana. Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten hatten schnelle Hilfe für die Krisenregion Gaza erforderlich gemacht. Entsprechend wurden im Dezember von AoG Hilfslieferungen im Wert von 20.000 Euro zusammengestellt.

Hier werden Medikamente für die Ambulanz der Berliner Stadtmission gesammelt. | Foto: AoG
  • Hier werden Medikamente für die Ambulanz der Berliner Stadtmission gesammelt.
  • Foto: AoG
  • hochgeladen von Michael Vogt

Zielort war zunächst Amman, Hauptstadt Jordaniens, in die Max Haselbach und sein Kollege Basel Karnoub dem Transport im Januar folgten. „Für uns war es wichtig, einen Eindruck von der Situation vor Ort zu bekommen und die Zusammenarbeit mit den jordanischen Behörden und unserer Partnerorganisation Anera – American Near East Refugee Aid – auszubauen“, erklärt Max Haselbach. Die jordanische Hauptstadt war schon vor dem Ausbruch des Konflikts in Gaza Drehkreuz und Sammelpunkt zahlreicher internationaler Hilfslieferungen. Das spiegele sich, so Haselbach, auch in einer Professionalität der Organisation, Lagerung und Weiterleitung der Transporte wider.

Sieben Paletten Medikamente

Die Lieferung aus Deutschland besteht aus sieben Paletten mit Medikamenten, die in zwei vorstrukturierten Kits nach WHO-Standard zusammengefasst sind. Die Medikamente des Interagency-Emergency-Health-Kits gewährleisten eine medizinische Basisversorgung von 10.000 Menschen für drei Monate. „Die Art der Medikamente richtet sich nach dem Bedarf“, erklärt Max Haselbach. „Ergänzt werden sie durch medizinische Gebrauchsgüter aller Art – von Pipetten über Gummihandschuhe bis hin zu Instrumentenschalen.“

Das AoG-Team hilft auch bei der Lagerhaltung der Medikamente. | Foto: AoG
  • Das AoG-Team hilft auch bei der Lagerhaltung der Medikamente.
  • Foto: AoG
  • hochgeladen von Michael Vogt

Die Vorgespräche mit den Verantwortlichen vor Ort ergaben, dass Notfall- und Traumamedikation momentan im Fokus vieler Hilfsorganisationen stehen. „Deshalb haben wir neben der medizinischen Grundversorgung in unserer Lieferung den Schwerpunkt im zweiten Medizinkit auf dringend benötigte Medikamente gegen chronische Erkrankungen gelegt“, sagt Max Haselbach. Während er mit seinem Kollegen bereits nach Berlin zurückgekehrt ist, wird der weitere Transportweg der Lieferung per Flugzeug nach Ägypten und dann per Lkw an die Grenze zu Gaza von anderen Partnerorganisationen übernommen – darunter Anera, Ägyptisches Rotes Kreuz und Palästinensischer Roter Halbmond. Derweil beobachten Max Haselbach und Basel Karnoub von Berlin aus die weitere Bedarfslage. „Je nachdem wie sich die Situation entwickelt, werden wir weitere Lieferungen zusammenstellen.“

Das Team der Berliner AoG-Regionalgruppe | Foto: AoG
  • Das Team der Berliner AoG-Regionalgruppe
  • Foto: AoG
  • hochgeladen von Michael Vogt

Neben Hilfstransporten in Krisenregionen werden in der AoG-Regionalgruppe Berlin auch nationale Projekte entwickelt und vorangetrieben, so zum Beispiel die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Wohnungslosen vor allem in den Großstädten. In Deutschland sind aktuell über 250 000 Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen. Wegen Obdachlosigkeit, fehlender Papiere oder schlicht aus Scham scheuen viele den Arztbesuch, teils mit dramatischem Ausgang. In Berlin, Frankfurt am Main, Mainz und München kooperiert AoG derzeit mit Anlaufstellen für Wohnungslose und Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Zugang zu einer medizinischen Regelversorgung haben. Dort werden sie anonym und kostenlos medizinisch beraten und behandelt.

Wer Apotheker ohne Grenzen Deutschland unterstützen möchte, findet alle wichtigen Informationen über die Projekte sowie über die Möglichkeiten zur Mitarbeit und den Spendenkontakt im Internet unter www.apotheker-ohne-grenzen.de.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 268× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 907× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 246× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.