Damit Pflegebedürftige mal rauskommen
Der Verein Reisemaulwurf hilft Betroffenen bei den Vorbereitungen für den Urlaub
Erholung in anderer Umgebung, Auszeit vom Alltag, endlich wieder Urlaub machen – das bleibt für viele Hilfs- und Pflegebedürftige mit ihren pflegenden Angehörigen ein Wunschtraum. Dass er trotz aller Widerstände wahr werden kann, das hat sich André Scholz und sein Verein Reisemaulwurf zum Ziel gesetzt.
Dem Altenpfleger war durch seine Beratertätigkeit in einem Berliner Pflegestützpunkt aufgefallen, dass es für Pflegebedürftige im Bereich der Reisefreizeitgestaltung einen großen Nachholbedarf gibt, den weder traditionelle Reiseveranstalter noch Wohlfahrtsverbände zufriedenstellend decken können. Auch die Pflegestützpunkte thematisierten aus seiner Erfahrung die Erholungs- und Entlastungsangebote noch zu wenig.
„Den Impuls, ehrenamtlich tätig zu werden, hatte ich schon vor circa 20 Jahren“, erinnert sich André Scholz. Begegnungen mit Carola Schaafs-Derichs, heute Leiterin der Berliner Landesfreiwilligenagentur, und Sabine Werth von der Berliner Tafel lösten ihn aus. Zunächst hatte er die Idee, ein Pflegehotel zu gründen. Das Vorhaben gab André Scholz auf und rief stattdessen 2013 die Reisebörse „Urlaub für alle“ ins Leben. Schnell wuchs die Zahl der Aussteller zum Thema „Urlaub und Pflege“ von 25 auf fast 50. 2016 folgte die Gründung des Vereins Reisemaulwurf, der fortan Pflegebedürftige und Angehörige kostenlos bei der Reiseplanung und Umsetzung telefonisch berät. André Scholz: „Damit habe ich ein Stück weit auch meine privaten Erfahrungen in einen sinnhaften aktiven Kontext gestellt. Denn ich reise sehr gerne und habe selbst auch pflegebedürftige Familienangehörige.“
Ein weiteres wichtiges Vereinsziel und eine Voraussetzung für gute praxisbezogene Beratung ist neben der Öffentlichkeitsarbeit die Bildung von Netzwerken aus Reiseveranstaltern, Pflegehotels, sozialen Einrichtungen, Kassen sowie Selbsthilfe- und Wohlfahrtsverbänden. Diese Struktur im Hintergrund sei elementar, so Scholz. „Unsere Beratungen sind zwar zeitaufwendig, aber noch vor weiteren Beratern braucht der Verein Kooperationspartner und Multiplikatoren, um zunächst das Netzwerk zu vergrößern, dass entsprechende Angebote bereitstellt“, erklärt André Scholz. „Zudem ist praktische Unterstützung bei der Vereinsarbeit gefragt, so zum Beispiel durch Fachleute im Bereich IT, Social Media und Öffentlichkeitsarbeit sowie professionelle Unternehmensentwicklung."
Dass es Vereine wie den Reisemaulwurf in Berlin dringend brauche, zeige nicht nur die stetig steigende Zahl von Beratungsanfragen, betont Scholz. Auch die demografische Entwicklung spreche eine klare Sprache: Bis zum Jahre 2030 rechnet man in Deutschland mit bis zu fünf Millionen Pflegebedürftigen zuzüglich der pflegenden Angehörigen. Demgegenüber stehen schon jetzt zu wenige Reiseangebote von Seiten der Tourismusbranche, unter anderem aufgrund steigenden Personalmangels und fehlender Pflegedienstkapazitäten am Urlaubsort. „Höchste Zeit also, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um die Vision von einem ‚Reisen für alle‘ noch zu verwirklichen!“, sagt André Scholz.
Der Verein Reisemaulwurf ist unter Tel. 0179 593 54 04 und per E-Mail an info@reisemaulwurf.de erreichbar. Mehr Informationen zum Verein findet man im Internet auf www.reisemaulwuf.de.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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