Stress zu Hause und in der Schule
Ehrenamtliche von JugendNotmail beraten Jugendliche in Notlagen und Krisensituationen

Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Rat suchenden Jugendlichen spürbar gestiegen. | Foto: JugendNotmail
3Bilder
  • Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Rat suchenden Jugendlichen spürbar gestiegen.
  • Foto: JugendNotmail
  • hochgeladen von Michael Vogt

Als Kathrin Weitzel vor sechs Jahren die Anzeige in der Zeitschrift „Psychologie heute“ entdeckte, wusste sie sofort, dass es das Richtige für sie ist. „Die Onlineberatung JugendNotmail suchte Praktikanten. Ich war zu der Zeit mitten in meinem Psychologiestudium. Und diese Tätigkeit bot mir die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.“

Was als Praktikum begann, wurde für Kathrin Weitzel bald zu einem regelmäßigen Ehrenamt. Die Psychologin arbeitet heute hauptberuflich als Gutachterin im Familienrecht und steht in ihrer Freizeit drei- bis viermal wöchentlich für rund vier Stunden mit Jugendlichen in regem E-Mail-Austausch. „Ich bin flexibel in den Zeiten, logge mich von zu Hause aus ein und habe auch Spielraum in der Auswahl der Anfragen, die ich beantworte“, erklärt sie. So wie Kathrin Weitzel bearbeiten derzeit bundesweit rund 160 ehrenamtliche Fachkräfte – überwiegend Psychologen und Sozialpädagogen – die Anfragen. In der Beratung vermitteln sie falls nötig weitere konkrete Hilfen bis hin zu Therapien.

Kathrin Weitzel von JugendNotmail berät Hilfe suchende Jugendliche per Email zu den verschiedensten Themen.  | Foto: JugendNotmail
  • Kathrin Weitzel von JugendNotmail berät Hilfe suchende Jugendliche per Email zu den verschiedensten Themen.
  • Foto: JugendNotmail
  • hochgeladen von Michael Vogt

JugendNotmail wurde 2001 von dem gemeinnützigen Verein „jungundjetzt“ ins Leben gerufen und gehört seit Juli 2020 zur KJSH-Stiftung, einem großen Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Kostenlos und vor allem vertraulich können Kinder und Jugendliche ihre schwierigen, belastenden, oft tabuisierten und intimen Sorgen anonym dem Berater anvertrauen. Nach Möglichkeit werden ihnen dabei feste Ansprechpartner zugeteilt, die vor allem Kompetenzen vermitteln, die den Jugendlichen helfen, selbst Lösungsansätze zu finden. Gleichzeitig sichern Analysen des E-Mail-Verkehrs, Supervisionen und Weiterbildungen der Ehrenamtlichen die Qualität der Beratung.

1000 Notrufe pro Monat

Seit Bestehen von Jugend-Notmail wurden bereits rund 145.000 Hilferufe beantwortet, monatlich treffen bis zu 1000 Notrufe ein, Tendenz steigend. „Besonders viele Anfragen erreichen das Team seit Beginn der Corona-Pandemie“, sagt Ina Lambert, Fachleiterin bei JugendNotmail. So seien die Online-Beratungen zwischen März und Oktober um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Die Gründe liegen für Ina Lambert auf der Hand: „Die psychischen Belastungen für Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten sind enorm. Für viele stellen Aktivitäten mit Gleichaltrigen, Sport oder Musizieren einen wichtigen Ausgleich zum Stress in der Schule oder mit den Eltern dar – und dies fällt nun erneut weg. Dazu muss der Alltag derzeit ständig an neue Regelungen angepasst werden, sodass ein sicherer, verlässlicher Rahmen fehlt.”

Das bestätigen auch die Erfahrungen von Kathrin Weitzel. „Die psychiatrischen Symptomatiken haben zugenommen. Themenschwerpunkte sind Ängste aller Art und Konflikte in den Familien, gefolgt von Depressionen und Themen wie Liebe, Sexualität, Gewalt und Suizid.“ Für Kathrin Weitzel sind die steigenden Anfragen ein klares Zeichen dafür, dass das soziale Umfeld – nämlich Familie, Freunde und Schule – nun besonders gefordert ist. Ihr Credo lautet daher: „Wir brauchen mehr Achtsamkeit in der Gesellschaft!“

Beratung im Chat

JugendNotmail hat derweil auf die gestiegene Nachfrage reagiert. Seit November werden zusätzlich dreimal wöchentlich Chat-Beratungen in Echtzeit angeboten. „In vielen Fällen fehlt den Ratsuchenden die Geduld, auf eine Antwort zu warten, da ihre Themen oft akut sind“, sagt Ina Lambert. „Mit dem Einzelchat bieten wir eine bedarfsorientierte Beratung an, die man sich wie eine offene Sprechstunde vorstellen kann. Hier ist erst einmal jedes Anliegen willkommen.“

Auf www.jugendnotmail.de finden sich alle Infos sowie der Zugang zur Beratung. Einzelchats sind dienstags von 17 bis 19 Uhr, donnerstags 19 bis 21 Uhr und freitags von 18 bis 20 Uhr möglich.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 541× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 831× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.