Pilotprojekt gegen Wohnungslosigkeit
„Housing First für Frauen“ hat bereits über 100 Mietverträge vermittelt

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) besuchte anlässlich der erfolgreichen Vermittlung des 100. Mietvertrages das SkF-Projektteam von „Housing First für Frauen“. | Foto:  SkF Berlin
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  • Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) besuchte anlässlich der erfolgreichen Vermittlung des 100. Mietvertrages das SkF-Projektteam von „Housing First für Frauen“.
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Im Kampf gegen frauenspezifische Wohnungslosigkeit konnte der Sozialdienst katholischer Frauen Berlin (SkF) mit seinem Projekt „Housing First für Frauen“ (HFF) kürzlich einen großen Erfolg feiern, nämlich die Vermittlung des 100. Mietvertrags seit dem Start im Jahre 2018.

„Mittlerweile sind wir sogar schon bei 106 vermittelten Mietverträgen“, erklärt Esther Köb-Koutsamanis. Die Österreicherin, seit Februar 2022 im HFF-Projektteam zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Wohnraumakquise, erinnert sich: „Anfangs war die Tätigkeit für mich eine Herausforderung, schon allein aufgrund des bekanntlich sehr angespannten Berliner Wohnungsmarktes. Doch mittlerweile sind wir auf dem Immobilienmarkt angekommen, haben viele Kontakte geknüpft und mehrere gute Kooperationspartner für unser Projekt gewinnen können.“

Das Konzept „Housing First“ stammt ursprünglich aus den USA und basiert auf der Idee, dass obdachlose Menschen vor allem wieder eine eigene Wohnung bekommen müssten – als Voraussetzung für alle weiteren Schritte zurück ins Leben. Dadurch werde, so Köb-Koutsamanis, auch der Drehtüreffekt durchbrochen, der Obdachlose aus Notunterkünften oder Krankenhäusern früher oder später wieder zurück auf die Straße bringe.

Esther Köb-Koutsamanis ist beim HFF-Projekt auch für die Wohnraumakquise zuständig.  | Foto:  Sarah Mistura
  • Esther Köb-Koutsamanis ist beim HFF-Projekt auch für die Wohnraumakquise zuständig.
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Die Ausrichtung des HFF-Projekts speziell auf obdachlose Frauen ergänzt ein halbes Dutzend ähnlicher Projekte, die sich zielgruppenorientiert an obdachlose Männer, Kinder und Jugendliche oder Geflüchtete wenden. Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, den Frauen mit oder ohne Kindern die dringend benötigte Stabilität und den Schutz durch eine sichere Wohnung mit eigenem unbefristetem Mietvertrag zu bieten. Das wird umgesetzt durch ein zehnköpfiges Team, das sich um Wohnraumakquise, psychologische Beratung, Sozialarbeit, Unterstützung bei Wohnungseinzügen und die Kommunikation zwischen Mieterin und Vermietern kümmert. „Wir haben eine Verwaltungsangestellte, mehrere Sozialarbeiterinnen, eine Psychologin und auch eine Handwerkerin im Team“, erklärt Esther Köb-Koutsamanis. „Letztere kümmert sich zum Beispiel um alles rund um Ein- und Umzug sowie um Reparaturen in den Wohnungen.“

Dass das Team in der Vermittlung von Wohnungen auf einem so schwierigen Markt mittlerweile erfolgreich ist, war allerdings nicht selbstverständlich. „Anfangs hat uns die Kooperation mit der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft die Türen geöffnet“, sagt Esther Köb-Koutsamanis. Die zuverlässige Zusammenarbeit, gute Erfahrungen mit den Mieterinnen und die erfolgreiche Abwicklung aller Mietprozesse bis zum Vertrag habe sich dann herumgesprochen. Zudem belege eine Quote von 96 Prozent Wohnstabilität, dass die allermeisten Frauen in ihren Wohnungen bleiben. „Und so kamen wir auch schnell in Kontakt mit der Vonovia und der Deutsche Wohnen sowie mit weiteren kleineren Hausverwaltungen und auch privaten Hausbesitzern, die die Idee und das Konzept unterstützen wollen“, sagt Esther Köb-Koutsamanis. Vielen obdachlosen Frauen in den Notunterkünften und in sozialen Stützpunkten ist inzwischen bekannt, dass das HFF-Projekt eine reelle Chance auf die Rückkehr in die eigenen vier Wände bietet. Entsprechend lang ist aktuell auch die Warteliste. Zurzeit umfasst sie rund 200 alleinstehende Frauen und etwa 110 Mütter mit Kindern.

Gefördert wird das mittlerweile ausgezeichnete Projekt von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung. Gleichwohl ist weitere ehrenamtliche Mithilfe zum Beispiel im Bereich Handwerk gefragt und auch Sachspenden für den Einzug – zum Beispiel Möbel und andere Einrichtungsgegenstände – sind immer willkommen. Wer also etwas spenden oder sich beim Projekt engagieren möchte, findet detaillierte Informationen im Internet unter https://skf-berlin.de/offene-sozialarbeit/wohnungslose-frauen/housing-first-fuer-frauen/.

Direkter Kontakt: montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr in der Müllerstraße 126 in Wedding oder Großbeerenstraße 17a in Kreuzberg. Weitere Informationen gibt es auch unter Tel. 477 53 26 26.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) besuchte anlässlich der erfolgreichen Vermittlung des 100. Mietvertrages das SkF-Projektteam von „Housing First für Frauen“. | Foto:  SkF Berlin
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Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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