Kiezatlas mit Lieblingsorten: Ehrenamtliche stellen inklusiven Stadtplan zusammen
Für Prenzlauer Berg gibt es jetzt einen inklusiven Kiezatlas. Zusammengestellt wurde er von Menschen mit und ohne Handicap.
„LieblingsOrte Prenzlauer Berg“ ist der Titel dieser Neuerscheinung. Initiiert wurde der Kiezatlas vom Stadtteilzentrum Teutoburger Platz in Zusammenarbeit mit dem berliner STARThilfe e.V. Unterstützung gab es vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin.
Bereits 2014 begann sich das Stadtteilzentrum in der Fehrbelliner Straße 92 mit der Frage zu beschäftigen, warum unter den Besuchern der Einrichtung relativ wenig Menschen mit Behinderungen sind. Daraufhin wurde ein Projekt „Stadtteilzentrum inklusiv“ gestartet. Gemeinsam mit Menschen mit Handicap wurde geschaut, wo es Barrieren gibt und welche Angebote besonders Menschen mit Behinderung interessieren.
„Ausgehend von diesem Projekt wurden danach erste inklusive Angebote gestartet, wie zum Beispiel ein Zumba-Kurs und ein Töpferkurs für Menschen mit und ohne Handicap“, so Anne Lemberg. Die Leiterin des Stadtteilzentrums wurde außerdem auf das Projekt Kiezatlas aufmerksam, das vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin gefördert wird. Das Prinzip: Menschen mit und ohne Handicap stellen ihre Lieblingsorte in ihrem Ortsteil vor. Nach einem Aufruf in der Berliner Woche vor einem Jahr fanden sich zwölf Projektteilnehmer zusammen.
Zu diesem Team gehören unter anderem Menschen, die Lernschwierigkeiten haben, mobilitätseingeschränkt sind, Seh- oder Hörprobleme haben. Als weiterer Projektpartner konnte außerdem der berliner STARThilfe e.V. gewonnen werden. Ann-Kathrin Laschewski, Standortleiterin der Wohngemeinschaft in Pankow, übernahm die Leitung des Projektes.
Seit Anfang vergangenen Jahres trafen sich die Projektteilnehmer einmal im Monat. „Von April bis Oktober waren wir im Ortsteil unterwegs. Wir haben uns ausgewählte Orte angeschaut, Fragen gestellt und Fotos gemacht“, sagt Ann-Kathrin Laschewski. „Natürlich haben wir uns auch getestet, wie barrierefrei die betreffenden Orte eigentlich sind.“
Das Fazit: Einen komplett barrierefreien Lieblingsort gibt es wohl nicht. Das liegt vor allem daran, dass Menschen mit unterschiedlichen Handicaps auch unterschiedliche Bedürfnisse haben. Wenn sich zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer abgesenkte Bordsteine wünscht, befürwortet ein Blinder gerade etwas erhöhte Bordsteine, die ihm signalisieren, wo die Straße beginnt und der Gehweg zu Ende ist.
Deshalb kam es den Projektteilnehmern nicht darauf an, den Grad der Barrierefreiheit zu bewerten. „Mit Signes und kurzen Texten geben wir stattdessen im Kiezatlas Hinweise, auf welche Gegebenheiten sich die Besucher der Lieblingsorte einstellen sollten“, erklärt Anne Lemberg. Im Kiezatlas werden insgesamt 25 Orte vorgestellt. Die Bandbreite reicht vom Theater RambaZamba über das UIC Kino Colosseum und die Max-Schmeling-Halle bis zur Jugendfarm Moritzhof und den Mauerpark. Zu allen Orten gibt es die Adressen, Kontakte, Tipps, was man dort machen kann, Informationen zu Besonderheiten und Hinweise, was man beachten sollte.
Außerdem wurden einige Lieblingsorte gleich noch zu Spaziergängen verknüpft, auf denen man Prenzlauer Berg erkunden kann. „Das Projekt hat allen Teilnehmern so viel Spaß gemacht, dass sie weiter dran bleiben wollen“, so Anne Lemberg. Noch im Februar wollen sich alle treffen um zu überlegen, wie es weitergehen könnte. Eine Idee ist, geführte inklusive Spaziergänge durch den Ortsteil zu initiieren.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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